Historische Blätter 5. (1932)
Georg Wittrock: Gorčakow, Ignatiew und Šuwalow
geschehen habe68. In betreff Sir Andrew Buchanans will Andrássy keinem Zweifel Raum geben, daß er nicht im guten Glauben gewesen, als er den Grafen als Gegner russischer Politik dargestellt habe; er findet die Erklärung im schlechten Gehör des Botschafters, habe aber immerhin diesem über so grobe Mißverständnisse im offiziellen Druck deutliche Vorstellungen gemacht und Lord Derby um Befehl an Buchanan angegangen, sich künftig bei seinem Widerpart hinsichtlich der Richtigkeit seiner Auffassung von dessen Äußerungen zu überzeugen, wenn es sich um Berichte handle, die für den Druck bestimmt seien. Es ist augenscheinlich, daß die britischen Staatsmänner nicht genügend zwischen dem unterschieden, was Graf Andrássy am liebsten wollte, zwischen seinem prinzipiellen Standpunkt und den Zugeständnissen, die er notgedrungen machen mußte, um einem Bruch mit dem mächtigen Nachbarn im Osten zu entgehen. In Petersburg wurde der Brief des habsburgischen Ministers des Auswärtigen im Original den eigenen Augen des Kaisers unterbreitet, und wenn es auch unter der Bedingung geschah, keine Abschrift davon zu nehmen, verhehlte sich Langenau keinen Augenblick, daß dies Versprechen nur zur Wahrung des Scheines gegeben wurde. Das Blaubuch schien übrigens beim russischen Kabinett zu keinen tieferen Besorgnissen Anlaß gegeben zu haben, um so viel weniger, als Nowikow sich beeilt hatte, von dem Einspruch Andrássys in London zu berichten. Sir Andrew Buchanan betreffend, äußerte der Staatskanzler, daß er selber, als jener an der Newa verweilte, ihn immer die Berichte über ihre Unterredungen hatte vorlesen lassen, um der treuen Wiedergabe seiner Meinung versichert zu sein G9. War also in Petersburg eine ernste Mißstimmung nicht zu befürchten, blieb doch in London jedenfals einige Ungunst zurück. Die Vorstellungen Graf Beusts waren einer höflichen, aber kühlen Antwort begegnet: Lord Derby bedauere, wenn durch ein Versehen nicht alles im Blaubuch, was auf Österreich Bezug habe, dem Botschafter im voraus mitgeteilt worden sei; an dem Bericht Lord Salisburys habe er um so weniger zweifeln können, als der Minister Franz Josephs und seine Repräsentanten sich wiederholt in demselben Sinne geäußert hätten. Der Kollege Beaconsfields hielt also an seinem Glauben fest, Andrássy habe Rußland zur Okkupation ermutigt und zu gleicher Zeit England zum Proteste angetrieben. Münster fand es sehr bedauerlich, daß das Einvernehmen zwischen ,iS Andrássy an Langenau Wien 22. Febr. 1877 (Konzept). Wien. In Historisk Tidskrift 1931, S. 401 ff., als Anlage 11 abgedruckt. C9 Langenau an Andrássy 18. Febr./2. März 1877. Wien. 106