Historische Blätter 4. (1931)
Ferdinand Bilger: „Großdeutsche“ Politik im Lager Radetzkys
ihrer Regimenter die Namen des Prinzen Wilhelm und des Königs selbst 95 *. Auf die Waffenbrüderschaft der Napoleonischen Kriege war hingewiesen, deren Andenken Erinnerung und Tradition überlieferten. Von Mailand bis Custoza sei das Herz des preußischen Heeres bei den alten Kriegsgefährten gewesen, die Tage von Sommacampagna und Custoza gehörten nicht Österreich allein, sondern allen Soldaten deutscher Nation, die ihren Fürsten und Fahnen treu geblieben seien, in diesem Sinne verehre das preußische Gardekorps in Radetzky auch „unseren Feldherrn“. Mit dem Wunsche, auf den Ruf des Vaterlandes gemeinschaftlich die Sache des Rechtes verfechten zu dürfen, schließt die Adresse. Die Adresse war am 14. April in Mailand eingetroffen, gleichzeitig mit der Nachricht des Gefechtes von Eckernförde, in welchem die dänischen Kriegsschiffe vor dem Feuer der deutschen Strandbatterien kapituliert hatten <J6. In demselben Blatte, das den Bericht über Eckernförde brachte, war an der Spitze der politischen Übersicht von der Rückkehr der Kaiserwahldeputation nach Frankfurt zu lesen, von der neuen Lage, in der sich die Nationalversammlung befinde. „Die geschlossene Mitte, welche zuletzt die Mehrheit bildete“, so hieß es da, „wird die 14 Tage Frist, welche Preußen für sich und die Fürsten oder Regierungen verlangt hat, annehmen und abwarten wollen, aber übrigens auf der Verfassung in allen Stücken beharren .. . Die ächten deutschen Patrioten aus allen Provinzen Preußens, die sich in unserer Mitte die höchste Achtung erkämpft haben, sollen in Berlin noch einen sehr harten Stand haben zwischen den Demokraten und den Stockpreußen. Es ist eine tiefe Kluft auszufüllen zwischen diesem Preußenthum und den nüchternen Anforderungen der Einheitspartei im übrigen Deutschland97.“ Wir sehen, die Pflicht, auf die Adresse des preußischen Gardekorps zu antworten, fiel für Radetzky in einen Zeitpunkt, wie er kritischer nicht sein konnte. Die Adresse selbst war um viele Monate früher verfaßt, trug die 95 Radetzky an Schwarzenberg 17. April 1849, Pres. Nr. 2975/p., Wien, Staatsarchiv. 98 Augsb. Alig. Zeitg. vom 21. April 1849. Bericht Hackländers (h Mailand) vom 15. April: „Gestern kam die Adresse hier an... den Titel schließt die kleine Ansicht einer deutschen Strandbatterie, feindliche Kriegsschiffe beschießend. Prophetisch: Der Hafen von Eckemförde, das Linienschiff „Christian VIII.“ und die Fregatte „Gefion“. Die Kunde dieser glänzenden Waffentat ist hier mit Jubel begrüßt worden.“ 97 Augsb. Alig. Zeitg. vom 11. April 1849. Bericht aus Frankfurt C. C. vom 8. April. 24