Historische Blätter 4. (1931)

Ferdinand Bilger: „Großdeutsche“ Politik im Lager Radetzkys

Absicht Anzeige zu machen 71.“ Eine Woche später, am 12. Februar, wird an derselben Stelle der volle Wortlaut der Note selbst veröffent­licht 72, aus der die folgenden Sätze in unserem Zusammenhang von Be­deutung sein werden: „Weit entfernt, sich auszuschließen, ist die kaiser­liche Regierung vielmehr bereit zur Mitwirkung an „einem engeren Ver­bände der einzelnen Staaten“ Deutschlands, „vorausgesetzt, daß es sich hier um Einigung73, nicht um gänzliche Umschmelzung der be­stehenden Verhältnisse handle, um Wahrung der verschiedenen lebens­kräftigen Glieder Deutschlands. Die Gestaltung eines unitarischen Staates erscheint dem kaiserlichen Kabinett nicht ausführbar für Österreich, nicht wünschenswert für Deutschland... Das Programm des Ministers von Gagern würde den sogenannten engeren Bundesstaat, d. h. jenen von uns eben angedeuteten einheitlichen74 Staat begründen.“ Bei dem gedachten Zusammengehen mit Preußen, für das die geplante vor­läufige Verständigung nicht in vollem Maße habe erzielt werden können, sei die kaiserliche Regierung vorgegangen, „ohne die Absicht, Öster­reich an der Leitung75 der deutschen Angelegenheiten einen größeren Anteil zuzuwenden als ihm seine Stellung als erste deutsche76 und als europäische Großmacht tatsächlich und vertragsmäßig gesichert“ habe. Die Note schließt mit einer Feststellung und einer Verwahrung. Mit der Feststellung, daß „in der Begründung eines einheitlichen Zentralstaates76 der Keim unheilvoller Spannungen“77 erkannt werden müßte, und mit der feierlichen Verwahrung gegen jede „Unterordnung S. M. des Kaisers von Österreich unter die von einem anderen deutschen Fürsten geübte Zentralgewalt“. Wir werden sehen, wie dieselben Begriffe und Gedankengänge in den nächsten Kundgebun­gen Radetzkys wiederkehren. Jetzt erfolgen noch im Februar die Er­klärungen der Mittelstaaten Württemberg, Bayern, Sachsen und Han­nover gegen ein Ausscheiden Österreichs78, die Verfassungsarbeit in Frankfurt scheint stille zu stehen, niemand ahnt das große Ereignis der 71 Augsb. Alig. Zeitg. vom 1Z Februar 1849: „Wir erfahren aus guter Quelle, daß Österreich nicht gesonnen sei, aus dem engeren Verbände mit Deutsch­land zu scheiden.“ 72 Österreichische Note vom 4. Februar 1849. Augsb. Alig. Zeitg. vom 12. Februar 1849 an erster Stelle. 73—77 yon mjr hervorgehoben. 78 Für Württemberg Augsb. Alig. Zeitg. vom 16. Februar 1849; für Bayern Augsb. Alig. Zeitg. vom 19. Februar 1849 und 1. März 1849; für Sachsen Augsb. Alig. Zeitg. vom 20. Februar 1849; für Hannover Augsb. Alig. Zeitg. vom 22. Februar 1849. 21

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