Historische Blaetter 2. (1921)

Eduard v. Wertheimer: Neues zur Orientpolitik des Grafen Andrássy (1876-1877)

La Russie reprendrait ses frontieres naturelles d’avant 1856 et pourrait s’arrondir du cöte de la Mer Noire et dans la Turquie d’Asie autant que cela serait necessaire pour lui constituer de meilleures frontieres dans cette direction et pour servir d’équivalent ä la partié du territoire ä étre annexé ä l’Autriche-Hongrie. La Bulgarie, la Roumélie et l’Albanie pourraient former des états autonomes. La Thessalie, l’ile de Créte devraient étre annexées á la Gréce. Constantinople avec une banlieue ä déterminer devriendrait une ville libre. L’on est également convenu que toutes ces idées seraient gardées secrétes entre les deux empereurs et leurs ministres respectifs, qu’elles ne seraient pas communiquées aux autres puissances et plus spécialement encore aux Serbes et Monténégrins jusqu’á ce que le moment de leur réalisation sóit arrivé. W. St. A. Wie man sieht, wurde in Reichstadt bei den Beratungen von zwei Annahmen ausgegangen: entweder siegen oder unterliegen die Türken. Hauptsächlich der letztere Fall interessierte vor allem die Russen und besaß Bedeutung in ihren Augen. In Voraussetzung einer Niederlage der türkischen Heere und der damit verbundenen Auf­lösung des Osmanenreiches war man schon jetzt in Reichstadt der Aufteilung einzelner Gebiete der Türkei nähergetreten. Mit Ausnahme einer Gebietserweiterung für Serbien an der Drina in Bosnien und bei Novi-Bazar in der Richtung des Lim und einem Gebietsteil der Herzegowina für Montenegro, sollte Österreich-Ungarn den Rest von Bosnien und der Herzegowina besetzen. Nach Andrässys Auf­fassung war auch dabei der Sandschak von Novi-Bazar inbegriffen, obgleich er nicht besonders genannt war. Dagegen bot Rußland alle Mühe auf, sich mittels des „Résumé“ seine Grenzen, wie sie vor dem Frieden von 1856 bestanden hatten, zu sichern, worunter vor allem Bessarabien zu verstehen war. Über die Verhandlungen in Reich­stadt gelobten sich Österreich-Ungarn und Rußland völlige Geheim­haltung vor allen Mächten. Das Ergebnis der Zusammenkunft selbst sollte nach einer Aufzeichnung Gortschakows den Großmächten in folgender Weise bekannt gegeben werden: „Die beiden Kaiser sind im besten Einvernehmen voneinander geschieden, entschlossen, in dem gegenwärtigen Moment den Grundsatz der Nichtintervention zu pro­klamieren. Sie behielten sich jedoch ein späteres Einvernehmen mit den Großmächten für den Fall bevor, als die Umstände die Notwendig­keit eines solchen erfordern sollten“ L Selbst nach Berlin wurde nicht mehr, als der Sinn dieser Aufzeichnung des russischen Staatskanzlers zuließ, eröffnet.1 2. Kaiser Wilhelm! hat, das doch iihel crenommen. Zn 1 Von Andrässys Hand auf dem Umschläge: „Aufzeichnung des Fürsten Gor tschakow über die Reichstädter Zusammenkunft.“ Innen steht eigenhändig von Andrässy: „Stilisierung des G.“ W. St. A. 2 Telegramm Andrässys an Károlyi, Wien, 9. Juli 1876. Ibidem.

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