Historische Blaetter 2. (1921)

Carl Brinkmann: Neue Bücher. Das österreichische Staats- und Reichsproblem

I. Ergänzungsband: St hamer Eduard, Die Verwaltung der Kastelle am König­reiche Sizilien unter Kaiser Friedrich II. und Karl I. von Anjou. XII, 184 S. 4», 1914, Mk. 48. II. Ergänzungsband: S t h a m e r, Eduard, Dokumente zur Geschichte der Kastell­bauten Kaiser Friedrichs II. und Karls I. von Anjou. Band I, Capitinata (Capitanata). VI, 175 S. 4°, 1912. Mk. 40. Die glänzenden Bände, mit denen das Preußische Historische Institut vor die Öffentlichkeit tritt, sind natürlich Friedensarbeiten, deren Drucklegung schon im . Jahre 1914 begann. Ängstliche Gemüter werden die Frage aufwerfen, ob derartige Leistungen auch in Zukunft möglich sein werden. Ohne Zweifel! Solange es Menschen gibt, die für Firlefanz große Summen ausgeben können, darf man wohl hoffen, daß auch für die ernsten Aufgaben der Wissenschaft notwendige Mittel flüssig gemacht werden. Ich habe in der „Historischen Zeitschrift“ ausführlich über den Inhalt der vorliegen­den Bände gesprochen. Im Mittelpunkte stehen die Schloß- und Kastellbauten eines der größten und eifrigsten Bauherrn aller Zeiten: Kaiser Friedrichs II. Im Vorder­grund der politisch und kulturgeschichtlich bedeutsamen Untersuchungen erheben sich die Bauten der Capitanata und besonders die Ruinen von Lucera. * Noch heute nach 700 Jahren verkünden die erhaltenenen Reste der Monumente die glanzvolle Macht und den hohen künstlerischen Sinn des willensgewaltigen Bau­herrn. Viele Bauten und Baureste werden hier zum ersten Male in der Literatur er­wähnt! Die leuchtenden Augen der Studenten beim Anblick dieser Bände in den Übungen sind die beste Gewähr dafür, daß im stillen mancher Entschluß reift, sich der Geschichte unseres Volkes ernsthaft hinzugeben und damit die Wissenschaft zu bereichern. Jena. Friedrich Schneider. Dr. Alfred Wretschko schildert in einem als Sonderdruck aus der Zeit­schrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Bd. 41, Germanistische Ab­teilung, vorliegenden Aufsatz: Die Frage der Landstand schaft der Universität Innsbruck, die Bemühungen der Innsbrucker Universität seit 1790 in die Matrikel der Tiroler Landstände aufgenommen zu werden und damit die Landstandschaft zu erwerben, Bemühungen, die bis 1848 vergebliche blieben. Angeregt durch die Arbeit des verstorbenen Siegmund Adler über die Unterrichts­verfassung Kaiser Leopolds II. war Wretschko zugleich durch sefhe Forschungen über die Tiroler Landesmatrikel der Frage nähegekommen. War schon in Nieder­österreich die Aufnahme des Rektors in den Landtag nur unter dem Hochdruck der Regierung erfolgt, so leisteten in Tirol die Landstände dem ähnlichen Be­gehren der Innsbrucker Universität den heftigsten Widerstand und das Gubernium verhielt sich zum mindesten lässig. Gewiß lagen technische Schwierigkeiten vor, wie allemal, wenn in eine althergebrachte Organisation ein neues Glied ein­geschoben werden soll. Aber vor allem war der in den Kreisen der Landstände herrschende hochkonservative Geist die Ursache des Widerstrebens. Denn die vorgebrachten Rechtsgründe waren, wie der Verfasser in scharfsinniger Weise dar­tut, nicht haltbar. Ob die Universität dabei viel verloren hat, mag freilich dahin­gestellt bleiben. Denn die Landstände entbehrten zumal nach der österreichischen Restauration jeder politischen Bedeutung. Die Landtage waren zu Petitionsland­tagen geworden und die Vorstellungen der Stände wurden in der Regel von der Regierung zu den Akten gelegt. Anders wurde es erst 1848 und 1861. Seitdem haben die Innsbrucker Rektoren eine vielfach bedeutsame Rolle in den Landtagen gespielt. Mit dem Sieg der Revolution im Jahre 1918 fielen die Virilstimmen und darunter auch die des Rektors. Die Arbeit Wretschkos ist zugleich ein wertvoller Beitrag zur Geschichte des Ständewesens in Tirol, indem er die Voraussetzungen der Landstandschaft einer zwar gedrängten, aber gründlichen Untersuchung unterzieht, vor allem für die Prälaten und den Adel und dabei auch auf die Matrikeln zu sprechen kommt. Hoffentlich wird er darüber bald eine ausführliche Darstellung bieten. Voltelini.

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