Pester Lloyd-Kalender 1861 (Pest, 1861)
Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1861. - Necrologie
14 Necrologie. ihm kommandirten Riesendampfer in den dortigen Docks die, -ei der ersten Probefahrt durch das Sprengen eines Kessels entstandenen Havarien ausgebessert wurden. Jósika,, Samuel, Baron, einer der hervorragendsten Staatsmänner und der letzte Kanzler Sieben- bürgen's, starb in Wien am 28. März. Er ward am 7. Juli 1805 in Klausenburg geboren, als der Sohn des siebenbürgischen Regierungspräsidenten Baron Johann Jósika und der Gräfin Rosalia Csáky. Schon frühzeitig entwickelten sich die glänzenden Geistesgaben, welche dem jungen Magnaten eine ruhmvolle politische Laufbahn in Aussicht stellten, und in der Thal war er bereits in einem Alter von 24 Jahren, in der Stellung eines Obergespans.von Torda, zur Regierung eines der wichtigsten siebenbürgischen Komitate berufen. Eine glanzende Probe seiner hohen oratorischen Begabung und seines feinen Taktes konnte Jósika auf dem berühmten Klausenburger Landtag von 1834ablegen. In Siebenbürgen hatte nämlich 1831 jene politische Bewegung ihren Anfang genommen, welche unter der Fahne des Leopoldinischen Diploms das herrschende Verwaltungssystem angriff; 3 Jahre später, auf dem Landtage von 1834, standen sich die Parteien am schroffsten gegenüber. Die Führer der heftigeren Opposition waren damals Kemóny Dónes mti) Wesselényi Miklós und an der Spitze der gemäßigteren Opposition standen Bethlen János und Szást Károly. Baron Jósika war das Haupt der konservativen Partei, und seine Zeitgenossen rühmen das Talent und den Patriotismus, mit dem er sich aus diesem schwierigen Felde behauptete. Das Ansehen, das er sich bei beiden Parteien zu erwerben wußte, war so groß, daß er auf dem Hermannstädter Landtage von 1837 von den Ständen als siebenbürgischer Hofkanzler vorgeschlagen wurde. Auf dem 1841 zu Klausenburg abgehaltenen Landtage ward er auf dem Wege der geheimen Abstimmung für den erledigten G o u v e r n e u r - P o- ft e n bezeichnet u. zw. mit einer Majorität, wie sie in den Annalen Siebenbürgens kaum noch vorkommt. Er erhielt 216 von 233 Stimmen. Dieses Amt bekleidete er bis 1846, wo ihn die Stände zum zweiten Male mit überwiegender Majorität zum Kanzler vorschlugen. Die Wahl des Landtages erhielt dieses Mal die landessürstliche Sanktion und Baron Jósika trat unter den größten Hoffnungen des Landes sein hohes Amt an. Aber schon nach 2 Jahren unterbrachen die Ereignisse seine neue Wirksamkeit. Die Union Siebenbürgens mit Ungarn ward ausgesprochen, und Freiherr v. Jósika legte am 10. April des I. 1848 seine Würde nieder. Der politischen Laufbahn entsagend, blieb er der Förderung der materiellen Interessen nicht fremd, welche die Thätigkeit seiner Standesgenossen im Laufe des letzten Decenniums in Anspruch nahm. Baron Jósika war einer der Berwaltungsräthe der Theißbahngesellschast. Der Herbst erst riefihn wieder zur politischen Wirksamkeit, und er war einer der ofterwähnten vier ungarischen Magnaten, welche in Konferenzen mit den neuen Mitgliedern des Ministeriums ihre Ansichten über die Lage und die Bedürfnisse Ungarns aussprachen. Während seiner kurzen Krankheit war Baron Jósika Gegenstand einer warmen und allseitigen Theilnahme, so wie der Tod des ausgezeichneten und verehrten Mannes dies- und jenseits des Királyhágó auf das Tiefste empfunden ward. Das Leichenbegrabniß fand am 31. März Nachmittags 2 Uhr in der Wiener Hof- und Pfarrkirche zu St. Michael statt. Die obersten Civil- und Militärbehörden, mehrere Minister und Geheimräthe, viele Generale, ein Theil des diplomatischen Korps, der Verwaltungsrath der Theißbahn und sehr viele Ungarn in ihrer nationalen Tracht hatten sich in der glanzend erleuchteten Kirche versammelt, vor welcher eine große Menge Volks sich eingefunden. Ans dem Sarge, welcher mit einem kostbaren, reich mit Goldstickerei versehenen Bahrtnche überdeckt war, lag die prachtvolle Mag- natenuniform des Kanzlers. Der Leichnam des Verblichenen wurde von dem Bischof Herrn L o n o v i t s, unter Assistenz der gesummten Pfarrgeistlichkeit, eingesegnet nnd von der Kirche zur Uebertragung in die Familiengruft nach Mikes in Siebenbürgen abgeführt. Irving, Washington, Einer der geistreichsten Schriftsteller Nordamerikas, geboren 3. April 1783 zu Newyork, starb 30. November in Boston. Bonder Schwindsucht bedroht, bereiste er im Anfänge dieses Jahrhunderts den ganzen Westen des europäischen Kontinentes und England. Nach seiner Rückkehr begann er seine literarische Laufbahn in Newyork mit der Herausgabe einer humoristischen Zeitschrift so wie der launigen „Geschichte Newyork's." Das Studium der Rechte gab er bald auf unt> trat mit seinen Brüdern in Handelsverbindungen, fungirte auch 1812 während des Krieges mit England als Adjudant des Gouverneurs seiner Geburtsstadt. Seine kaufmännische Laufbahn endete mit dem Verluste seines Vermögens. Auf wiederholten Reisen nach England so wie nach dem Rheine, dann während eines längeren Aufenthaltes in Paris, Prag und Dresden sammelte er den Stoff zu seinen allerliebsten Arbeiten: „ das Skizzenbuch", „Bracebridgehall" und „Erzählungen eines Reisenden", die von 1820 bis 1824 in London erschienen. Durch Südfrantreich begab er sich 1825 nach Spanien, wo er während seiner vierjährigen Anwesenheit die, auf dis Entdeckung Amerikas bezüglichen Schriften im Escurial durcharbeitete. Die Geschichte des Columbus, dann d i e seiner Gefährten, die Chronik der Eroberung von Granada, endlich die „Alhambra" waren die Frucht seiner Studien: er veröffentlichte sie von 1828 bis 1832 in London, wo er seit seiner Abreise aus Spanien als Sekretair der amerikanischen Gesandtschaft angestellt war. Nach Amerika zurückgekehrt, bereiste érdié Mississippistaaten, bis er 1841 den Botschafterposten am Madrider Hofe übernahm. Inzwischen hatte er „Eine Tour durch die Prairien", „Abbotsford und