Pester Lloyd-Kalender 1860 (Pest, 1860)
Pester Lloyd-Kalender für das Schalt-Jahr 1860 - Nekrologie
26 Nekrologie. műm" eine Reihe von Artikeln unter dem Namen Mortion. Sein Talent und seine Sackkenntniß wurden auch von Széchényi gewürdigt. Vor dem Landtags von 1848 erschien von ihm eine Flugschrift über die „Regulirung des Landtags". Als politischer Schriftsteller kämpfte er für die Zentralisirung. Auch auf belletristischem Gebiete versuchte er seine Kraft. Er schrieb zwei Romane, deren einer historisch, unter dem Titel „Dicső napok" viel Werthvolles an Daten und Zeitschilderungen -in sich faßt. Auch machte er einige berühmte Werke des Auslandes durch Ueber- setzung dem ungarischen Lesepublikum zugänglich. Sein bekanntes Werk über die Geschichte des 26. Gesetzartikels des Jahres 179°/, ist auch in deutscher Uebersetzung erschienen, und von Seiten der kirchlichen und wissenschaftlichen Blätter des Auslandes einer großen Anerkennung theilhaftig geworden. In den letzten Jahren widmete er seine Thätigkeit der Journalistik. Er trennte sich von dieser Beschäftigung, um ausschließlich dem protestantischen Kirchenrechte zu leben. Zwei Werke von ihm auf diesem Gebiete wurden mit großem Beifall ausgenommen. Ein zahlreicher Leichenkondukt geleitete den, von Allen hockgeachteten und geliebten Publizisten zur letzten Ruhestätte. Kraftrrsky, Sigmund Graf, Mitglied der polnischen Emigration und Verfasser der poetischen Arbeiten „Jridion" und „die menschliche Comödie," starb am 23. Februar zu Paris. Mazai Pascha, der Sohn Reschid Pascha's und der jüngere Bruder des ein Jahr früher im Bosporus ertrunkenen Ali Ghalib Pascha, commandiren- der General in Rustschnk, kam dort umS Leben, indem ein Lastwagen ihn überfuhr, als er aus seinem eigenen Cabriolet sprang, dessen Pferde scheu geworden waren. Metternich, Clemens Wenzel Lothar Graf, und seit 1813 Fürst von Metternich-Winn e- burg, seit 1818 neapolitanischer Herzog von Por- tella, Graf von Königswart, Grand von Spanien erster Klasse, k. k. wirklicher Geheimer Rath und Kämmerer, Ritter des goldenen Vließes und Inhaber aller höchsten europäischen Orden mit alleiniger Ausnahme des englischen Hosenbandordens, verschied am 11. Juni in Wien an Altersschwäche. Er ward am 15. Mai 1773 zu Coblcnz geboren. Nachdem er unter den Augen seines Vaters, Kaiserlichen Gesandten an den Höfen von Mainz, Trier und Köln, eine die Entwickelung trefflicher Naturanlagen und früh hervortretender Talente auf das Zweckmäßigste fördernde Erziehung genossen hatte, bezog er im Jahre 1788 die Universität zu Straßburg, wo er sich zwei Jahre lang — also gerade in der ersten Periode der damals ausgebrochenen französischen Revolution — dem Studium der Philosophie widmete. Von Straßburg begab sich Graf Metternich im Jahre 1790 als Begleiter seines Vaters, damals Wahlbotschafters, zur Wahl und Krönung Kaiser Leopold's II. nach Frankfurt a. M. und versah bei den dortigen Feierlichkeiten das Amt eines Ceremonienmcisters des katholischen Theilö des Westfälischen Grafen-Collegiums. Um nach gewonnener Vorbereitung dem eigentlichen Fachstudium der Staats- und Rechtswissenschaft obzuliegen, bezog er nunmehr die damals in hohem Ansehen stehende Universität Mainz, wo er bis zu Anfang 1794 verweilte und unter Leitung des berühmten Historikers Niklas Vogt nicht nur für die Wissenschaft, sondern — wie er später selbst bekannte — namentlich auch für den praktisch-diplomatischen Berus die schätzenswertesten Kenntnisse erwarb. Nach vollendeter akademischer Laufbahn und einer Bildungsreise nach England ward Gras Metternich für den Gesandtenposten im Haag ansersehen; allein die im Winter 1794 erfolgte Eroberung Hollands durch die franzö- Waffen machte die wirkliche Antretung dieses ersten Amtes unmöglich. Einstweilen in das häusliche und wissenschaftliche Leben zurückgetreten, eröffnete 1797 Gf. Metternich seine diplomatische Laufbahn durch die Vertretung des westfälischen Grafen-Collegiums auf dem Friedenskongreß zu Rastatt, den er jedoch noch vor seiner Beendigung verließ, ohne Augenzeuge des tragischen Ansganges zu sein. Erst mit dem Jahre 1801 kehrte er wieder zu den öffentlichen Geschäften zurück, indem er die Stelle eines bevollmächtigten Gesandten am damaligen kurfürstlich sächsischen Hofe zu D r e S- d e n erhielt, wo er während der ganzen Zeit der Reichsfriedensentschädigung verweilte. Als Graf Stadion im Jahre 1804 von Berlin, wo er bis dahin kaiserlicher Gesandter gewesen, auf den Botschafterposten nach Petersburg abging, wurde Metternich ans den Gesandtschaftsposten am preußischen Hofe berufen. Es war gerade der Zeitpunkt des aufgeblähtesten Uebermuths napoleonischer Herrschaft, in welcher Graf Metternich die Interessen Oesterreichs in Berlin vertreten sollte. Seinem diplomatischen Talente gelang es, Preußen zur Theilnahme an der dritten Coalition wider Frankreick hinüberzuführen, indem am 3. November 1805 zu Potsdam das Bündniß zwischen Oesterreich, Rußland und Preußen abgeschlossen wurde. Nach dem Preßburger Frieden von 1805 ward Graf Metternich an Stelle des Grafen Philipp v. Cobenzl zum Botschafter in Paris ernannt. Bis zum Jahre 1809 blieb er fortwährend in Paris ; am 8. Oktober 1809 ward er mit Leitung der auswärtigen Angelegenheiten beauftragt und kehrte, noch nicht viel über 36 Jahre alt, nach Wien zurück. In seiner neuen Eigenschaft suchte er 1812 den Krieg Frankreichs mit Rußland zu verhüten und leitete dann geschickt den Uebertritt Oesterreichs zu der Sache der Verbündeten ein. Am Abend der Schlacht bei Leipzig ertheilte ihm Kaiser Franz die österreichische Fürstenwürde. Er führte dann auf dem Wiener Kongreß den Vorsitz und schloß 1815 den zweiten Pariser Frieden ab. Eben so war er auf den