Pester Lloyd-Kalender 1860 (Pest, 1860)

Pester Lloyd-Kalender für das Schalt-Jahr 1860 - Budapest

15 Eine historische Skizze. sich auf die deutschen Bürger und tödteten mehrere von ihnen. König Albert wagte es nicht die Urheber die­ser blutigen Austritte, an welchen sich auch einige Adelige und später sogar der Pöbel betheiligtcn, zu vestrafen, er schlug vielmehr den Weg des Compro- mißes ein und seit jener Zeit haben die Ungarn gleiche Rechte mit den Deutschen. Nach dem Tode Al- berts bestieg im 3.'1440 der Pole Wladislaus I. den Thron. Unter diesem König erfocht der unsterb­liche Held Johannes Hunyady seine glänzendsten Siege. Nachdem er im Jahre 1443 fünf siegreiche Schlachten gegen die osmannischen Heere geschlagen, hielt er in Ofen einen feierlichen Einzug. Beim Thore der Festung stieg der König selbst vom Pferde und ging mit dem Zuge in die Marienkirche, wo die eroberten Fahnen und die Wappen der Helden, die sich im Kampfe hervorgethan, aufgehängt wurden, 144-4 beendigte Wladislaus nach vierjähriger ge­trübter Herrschaft auf dem Blachselde von Varna sein Leben. Der im folgenden Jahre auf dem Rákoser Felde abgehaltene Landtag ist aus dem Grunde von beson­derem Interesse, weil auf demselben für Ungarn eine republikanische Verfassung nach dem Muster der ve- netianischen in Vorschlag gebracht wurde. Dem Ein­flüsse Hnnyadys gelang es jedoch die Wahl Ladis­laus V. des nach dem Tode seines Vaters geborenen (Posthumus) Sohnes des Königs Alberts durch­zusetzen. Der fünfjährige Ladislaus befand sich da­mals am Hofe des römischen Kaisers Friedrich III., und kam erst acht Jahre später in das Reich, zu des­sen König er gewählt ward. Deshalb wurde Joannes Hunyady zum Gubernator erwählt. Ladislaus lohnte den großen Dienst, den ihm der Held Hunyady erwiesen mit einer weltgeschichtlichen That des Undanks. Im I. 1457 ein Jahr nach dem Tode des Helden von Belgrad ließ der schwache und jugendliche König den Rathschlägen desheuchlerichen Cilley gehorchend und im schnöden Widerspruche mit einem geleisteten Schwure, den ältern Sohn Hunya- dy's, den kaum 24jährigen Ladislaus Hunyady zu Ofen hinrichten. Das Todesurtheil ward am 16. März in der königlichen Burg ans dem St. Georgs­platze vollzogen. Drei Streiche des Henkers vermoch­ten die strotzende Lebenskraft des Jünglings nicht zu brechen, und er betheuerte laut seine Unschuld. Erst nach dem vierten Streiche hauchte der Sohn des gro­ßen Gubernators, der Bruder des nachherigen großen Königs seinen Geist aus.,,So — rief der Herold aus — belohnt man die Beleidiger der Majestät und die Verräther am Vaterlande." Das Opfer der Cilley- schen Jntrigue ward neben den auf demselben St. Georgsplatze auf König Sigismund's Geheiß Hin­gerichteten 32 Edlen in der Kirche zum Leibe Christi beigesetzt. Gegen das aufgebrachte Volk mußte mit Waffengewalt eingeschrttten werden. König Ladislaus überlebte mit kaum acht Monaten das unschuldige Opfer seiner Schwäche. Die vaterländische Geschichte verläßt nun den stolzen Königshügel Ofens, und zieht sich auf das jenseitige Stromesufer hinüber. Auf dem ereigniß- reichen Rákos wurde am 21. Jänner des I. 1458 Mathias, der jüngere und einzige noch lebende Sohn des Helden Johannes Hunyady zum Könige gewählt. Eine glänzende Gesandschaft begab sich nach Prag, um dem 13jährigen Jünglinge, der sich da­selbst als Gefangener des Böhmenkönigs Podjebrad bafand, den Willen der Nation zu verkünden, und bald hielt der neugewählte König seinen pomphaften Einzug in Ofen. Noch hatte Mathias nicht die Krone des heil. Stephans am Haupte, als die Widersacher des Hauses Hunyady, die Gara'sche Partei in einer zu Anfang des Jahres 1458 zu Wiener Neustadt ab­gehaltenen Versammlung Friedrich von Oesterreich auf den Thron der Arpaden beriefen. Der junge König, als er hievon benachrichtigt ward, versammelte rasch zu Ofen einen Landtag, und forderte die Stände freimüthig auf, zu erklären, ob sie ihn, der die Krone weder gesucht, noch beansprucht habe, als König an­erkennen wollen, sonst wäre er bereit sein königliches Amt, das ohne Vertrauen der Bürger nur ihm zur Last und dem Lande zu Schaden gereichen würde, nie­derzulegen. Die Versammlung antwortete auf die­ses freimüthige Wort mit dem Schwure der Treue, und der König gelobte dagegen ohne Einwilligung des Landtags keine Veränderungen an der Verfassung vorzunehmen. Mathias führte zu Ofen einen glänzenden Hof­staat und hat die ungarische Residenz seit ihrer Grün­dung durch Béla IV. bis auf die neueste Zeit kein prächtigeres Schauspiel gesehen, als den Einzug, ^wel­chen dieser König mit seiner jungen neapolitanischen Gemahlin, der am 12. Dezember 1476 in Stuhl­weißenburg gekrönten Beatrix hielt. Gr. Teleki Joseph schildert uns in dem 4. Bande von „Hunya­diak kora“ den glanzvollen Zug in folgender Weise: Freitag brach das ganze Krönungsgeleite von Stuhlweißenburg gegen Ofen auf, doch kam es daselbst erst Sonntag an, und hielt am Tage des Herrn den prachtvollen Einzug. Eine Kolonne Soldaten eröffnete den festlichen Zug, 4000 schmucke Reiter in mehreren Abtheilungen, deren jeder bunte Trompeter und Mu­siker zu Pferde voranzogen, dann folgten die Gesand­ten der fremden Mächte. Nach den Gesandten kamen 9 Höflinge in den Farben des Landes gekleidet, auf schönen Pferden, mit kostbaren Gewändern und silber­nen Schwertern an der Seite, in ihrem Gefolge be­fanden sich nicht minder festlich gekleidet, eben so viele Knappen. Ihnen folgte der König selbst auf einem weißen Rosse und umhüllt von einem mit Perlen und Edelsteinen gestickten goldenen Mantel nach deutschem Schnitte, ihn begleitete auf stolzem Rosse sein Knappe zwei Schilder in den Händen ; dessen Pferd und Rüst­zeug allein hatte einen Werth von 4000 Dukaten. Neben dem König ritt der neapolitanische Prinz, und ihnen folgten mehrere Hofleute des Königs auf Pfer­den mit Zügeln und Bügeln aus geschlagenem Silber. Dann ritt auf einem Apfelschimmel die Königin,

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