Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1844 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbote für das Königreich Ungarn 1844. - Magazin

28 kam, daß ein Magnet in einem solchen Drahte einen elektri­schen Strom erzeugen müsse, und im Jahre 1831 wirklich aus einem Magnete den electrischen Funken und alle clectrischen Erscheinungen erzeugen lehrte, da ward dieser Zusammenhang auf das Glänzendste bestätigt. Die stärksten Elcctromagncte sind bis jetzt von Henry und van Eyk in Nordamerika dargcstellt worden. Sie nahmen hiezu einen Eisenstab in Huf- eisenform von 3 Zoll Dicke, 30 Zoll Lange und 60 Pfund Schwere, und umwanden dieses Hufeisen mit 28 Kupferdrähten von 31 Fuß Länge in vielfachen Windungen. Die Enden dieser Drähte wurden mit einem galvanischen Apparat von be­deutender Kraft in Verbindung gebracht, so daß sie zwischen die Schließungsdrähte kamen und die Kette geschlossen wurde. Das eiserne Hufeisen wird dadurch so sehr magnetisch, daß es eine Tragfähigkeit von 20 Centnern zeigte. Gehen wir nun auf die Anwendungen der magnetischen und magnetisch-electrischen Kraft im praktischen Leben über. Die häufigste und älteste Anwendung der magnetischen Kraft ist die Benützung derselben zum Ko m p a ß. Da näm­lich oie beiden Pole eines freischwebenden Magnetes stets nahe die Richtung der Mittagslinie oder von Nord nach Süd an« nehmen, so kann man, sobald man im Besitze einer auf einer feinen Spitze frei beweglichen Magnetnadel, das heißt eines Kompasses ist, sich zu Land und zu Wasser stets leicht crientiren, was besonders dem Seefahrer, wenn er den un­ermeßlichen Ocen durchschifft, von hoher Wichtigkeit ist, und nicht minder dem Reisenden in den weilen Steppen und Wüsten der heißen Lander zu Statten kömmt. Eine weitere Anwendung der magnetischen, oder vielmehr der magneto-clectrischen Kraft liegt in der Benützung derselben zu T e l e g r a p h e n, was insbesondere Professor S t e i n h e i l in München ausgesührt hat. Di gewöhnlichen Telegraphen haben nämlich den großen Nachtheil, daß sie bei ncblichtem Wetter und des Nachts unbrauchbar sind. Von diesem Man­gel sind die magetisch-electrischen Telegraphen frei. Sie be­stehen aus Kupferdrähten, welche von einem Endpunkt der Telegraphenlinie zum andern reichen. An den Endpunkten wo sich die Beobachter befinden, ist unter den Drähten eine frei schwebende Magnetnadel angebracht. Die Drähte werden vom galvanischen Strome durchlaufen, wenn eine Nachricht mitgetheilt werden soll, und dieser setzt sodann die freie Magnet­nadel in Bewegung. Richtung und Größe der Ablenkung der Magnemadel liegen in der Willkühr des Zeichengebers, wo­durch sich manchfache Zeichen ergeben, über deren Bedcutnng man sich natürlich früher verständigt haben muß. Man hat übrigens noch mancherlei Vorrichtungen angegeben um die Zeichen ganz deutlich und verständlich zu machen, allein so recht im Großen wurde diese Telegraphenart noch nicht in Anwendung gebracht. Die wichtigste und interessanteste Anwendung der mag­netischen und clectrischen Kraft aber besteht in ihrer Benützung als Triebkraft zum Ersätze von Dampfmaschinen, und diese Anwendung hat in neuester Zeit ungeheueres Aufsehen ge­macht, die größten Erwartungen erregt. Um hier einige klare Begriffe zu erlangen, denke man sich einen senkrechten Ersenstab, der sich um eine horizontale Achse so drehen läßt, wie etwa ein Windmühlflügel um die Welle dcS Rades. Dieser Eisenstab bewegt sich innerhalb eines Hufeisen- förmigen Eisenstückes wie der Zeiger einer Uhr zwischen dem Umkreise des Zifferblattes. Wenn nun der Stab und das Hufeisen durch einen electrischen Strom magnetisch gemacht werden, so wird der Stab in Schwankung gesetzt, der Nordpol des Stabes wird nämlich zum Südpole des Hufeisens, der Süd- poj des Stabes aber zum Nordpol des Hufeisens hingezogen, ver­möge der oben angeführten Eigenschaft aller Magnete, in Folge deren sich gleichnamige Pole abstoßen, ungleichnamige anziehen. Nun bewirkt man in dem Scabe eine plötzliche Umkehrung der Pole. Der vom Nordpol des Hufeisens angezogene Südpol des Stabes wird also selbst Nordpol, der zum Südpol hinge« | zogene Nordpol wird selbst Südpol; Nordpol stößt Nordpol, Südpol stößt Südpol ab; also wird der Stab sofort eine kreis­förmige Bewegung machen, d. h. der Nordpol des Stabes zum Südpol des Hufeisens, der Südpol des erstern zum Nordpol des lctztern hineilen, Nun werden die Pole wieder umgekehrt, es entsteht also wieder die umgekehrte Bewegung, und auf diese Weise kann man, indem man am Ende jeder Schwankung die Pole verwechselt, den Stab in fortwährender Schwingung um sich selbst erhalten. Die schwingende Bewegung läßt sich durch eine einfache mechanische Vorrichtung in eine drehende Bewegung verändern, und hierauf beruht die Anwendung dieser Kraft als Triebkraft. Iacobi und Lenz in Rußland, welche diesem Gegenstände ganz vorzüglich ihre Aufmerksamkeit zugewendet und eigentlich die neue Kraft erst recht kennen und anwendcn gelehrt haben, verfertigten auch zuerst eine Maschine, welche aus einer größern Anzahl so in Bewegung gesetzter Stäbe besteht, wodurch natürlich auch eine viel größere Wir­kung erreicht, und die Möglichkeit gezeigt war, dir Sache im Großen auszuführen und jene Kraft als Triebkraft anzu- wenden. Die dabei unentbehrliche Umkehrung der Pole, als welche allein die fortgesetzte Bewegung zu erzeugen vermag, erreicht man durch eine eigene Vorrichtung, der man den Na­men Co m mutat or beigelegt hat. Es war im Jahre 1837 als die k. russische Regierung unter der Leitung des Prof. Jacobi eine Commission er­nannte, welche über die Anwendung des Electro-Magnetismus als Triebkraft, namentlich für Schiffe, Versuche anstellen sollte. Die Commission vollendete ihre Aufgabe wirklich, und i. I. 1839 befuhr ein Boot die Newa, das mit 14 Personen besetzt, sich mit eben solcher Geschwindigkeit wie ein Dampfboot be­wegte, und dessen Bewegung eine galvanische Batterie von 64 Plattenpaaren (Zink und Platina) hervorbrachte. Auch in Deutschland begannen bald Versuche nach den von Professor Jacobi ausgestellten Grundsätzen, jedoch wurde bisher noch kein bedeutendes Resultat erreicht. Das meiste Aussehen erregten die derartigen Bemühungen von Wagner in Frankfurt am Main. Zwar ist sein Verfahren umständlich noch öffentlich nicht bekannt geworden, dvch müssen seine An­strebungen viel versprechend sein, da« er selbst vom deutschen Bunde, nachdem er sein Verfahren erörtert hatte, eine Prämie von Hunderttausend Gulden C. M. zugesagt erhalten hat, so­bald er mit jener Maschine im Großen zu Stande gekommen sein wird. Es war auch kürzlich die Rede davon, daß er eine

Next

/
Thumbnails
Contents