Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840. - Mannigfaltigkeiten

28 stettungen entgangen sein, wenn sich nicht der folgende Um« iftand ereignet hätte. Marco hatte nämlich sein Weib ln die Stadt Sa­lerno geschickt, um daselbst Einiges einzukaufen. Sie ward erkannt, ergriffen, nach Neapel geführt und dort ins Ge- fangniß gebracht, wo man alles Mögliche versuchte, sie da­hin zu bringen, daß sie Marcv's Aufenthalt verrathe. Sie verweigerte aber standhaft jede Entdeckung, bis endlich der Anblick der drohenden Folter ihr den Mutli raubte und sie die Sbirren an den Aufenthaltsort ihres Gatt'en zu führen versprach. Als sie aber, von einem Sergeant und zwei Sbirren begleitet, in die Rahe desselben kamen, fing sie wieder zu zögern an, bis die Bojonete der Sbirren sie vorwärts trieben. Endlich stand sie still und gab das Zeichen mit einer Lockpfeife, die ihr am Halse hing. Nach einer Minute trat Marco aus einer Schlucht auf eine vom» gcnde Klippe. Noch hätte er entfliehen können, denn das Weib hatte die Vorsicht gebraucht, das Zeichen schon in einer Entfernung oon biei» bis vierhundert Schritten zu geben. Konnte Marco die nahe Waldschlucht erreichen, so war er gerettet. Der Sergeant, ergrimmt über das Benetz- men der Frau, stieß ihr düs Dajonet in die Seite. Marco, -uis or dieß erblickte, schien der Verrätherin im ersten Au­genblicke zu Hülfe eilen zu wollen. Er that einige Schritte vorwärts, zögerte jedoch wieder. Diese kurze Unentschlos­senheit kam ihm thcuer zu stehen, denn die beiden Sbir- ren, die man, weil sie sehr geschwind laufen konnten, vor­zugsweise gewählt hatte, erreichten den Räuber so blitz­schnell, daß dieser, da er sich nun dem Schüsse blvßgcstellt sah, eine Erhöhung am Rande der äußersten Klippe zu gewinnen suchte, sich hinter derselben kniete, seine Doppel­flinte auflcgte, nach dem Vordersten seiner Verfolger schoß und so gut traf, daß dieser tvdt zu Boden stürzte. Inzwischen hatte der zweite Sbirrc nach dem Marco gefeuert, die Kugel traf aber nur den ihn beschützenden Hügel; dagegen that der Räuber aus seiner Doppelflinte einen zweiten Schuß, welcher dem Sbirren das Schenkel­bein zerschmetterte. Nun war nur der Sergeant noch übrig, ein in solchen Kämpfen sehr geübter Soldat, welcher, wäh­rend Marco mit jenen Beiden beschäftigt war, durch einen kleinen Umweg auf eine höhere Stellung gelangte, und den Räuber in den rechren Fuß schoß. Der Bandit, an die Möglichkeit des Enlsirehens verzweifelnd, erhob sich, auf dle Flinte gestützt, langsam, zv^öie Pistolew und Dolche aus dem Gürtel, schleuderte sie von sich, und gab' durch Zeichen zu erkennen, er fei bereit sich zu ergeben. Der Sergeant ließ sich dadurch täuschen und näherte sich dem Verwundeten, weil er, wenn er denselben lebendig einbrächte, die doppelte Belohnung x« hossep hatje-» mit uuoorsichtiger Hast. Während nun der Sergeant einen Strick aus der Tasche zog, um den>Räuber zu binden, warf sich dieser mit aller noch übrigen straft <vüthev.d guf ihn. Mit einander ringend fielen Beide z» Boden, dicht am Rande der Klippe. Marco durchbiß den Halskragen seines Gegners, und zwängte die Finger in dessen Säbelrie­men am Leibe. Nun stemmte er den Fuß an den äußersten Rand der Klippe, that cinen gewaltigen Stoß, und stürzte sich mit dem scsi umschlungenen Feinde in den Abgrund. Der Sergeant war augenblicklich tobt, der Bandit statt nach wenigen Stunden, seine Zähne noch im Halskragen die Finger noch im Säbelriemen des Sergeanten. Der Mönch. Alte Sage, nacherzählt von H. Smidt. Inmitten jener reichen und gesegneten Niederungen die sich zwischen der Elbe und der Weser erstrecken, lebt' einst „ein mächtiger Edelmann, der der Erbe eines reiche« und uralten Hauses war. Er besaß viele gute Eigenschaften, wie sie einem Ritter wohlanständig waren; seine Tapfer, keit, seine Gastfreundschaft wurden weit und breit gerühmt, und Alles wäre gut gewesen, wenn nicht sein ungemeffencr Stolz— man durfte ihn wohl dünkelhaften Hvchmuth nen­nen — wieder Alles verdorben hätte. So würde man am Ende den Ritter, trotz seiner gerühmten Tugenden, ganz und gar sich selbst überlassen haben, wenn nicht in der Burg eine Jungfrau — des Ritters einzige Tocl'ter — geweilt hätte, die an reizender Anmuth und frommem bescheidenen Wesen alle andern Jungfrauen des Landes weit überstrahlte. Der Vater hatte das große Glück wohl erkannt, was ihm mit diesem reizenden Mägdlein, der schonen Kunigunde, geworden war, aber 'anstatt, daß er dafür sich hätte in dc- muthvollcr Freude vor Gott beugen sollen, wurde er nur noch übermüthig- r, und gelobte sich, für seine Kunigunde einen Eidam zu suchen, der sie ans einen Thron führen könne. Er theilte diese Absicht dem lieblichen Kinde mit, das aber die hvchfahrenden Pläne des Vaters mit Furcht anhörte, und dann jedesmal sagte: „9Bie Gott will und du, mein Vater, gebiethest!" Eines Tages ritt der Edelmann durch den nahen Wald, mit einem zahlreichen Gefolge. Er halte seine Jagdlusi ge­büßt und war auf der Heimkehr begriffen, da gewahrte er unter einer Eiche einen Jüngling von überaus zarter und lieblicher Gestalt, begleitet mit einem hellfarbigen Gewände, einem Barett mit wallenden Federn auf dem Haupte und einem Schwerdt an der Seite. Unfern von ihm weidete sein milchweißes Roß, das sich oft mit klugem Auge nach seinem Herrn umsah und ihn zum Weiterzichen ermahnen wollte. Der Jüngling aber, in seltsame Gedanken aller Ar> vertieft, achtete nicht darauf, und fuhr erst aus seiner Sinnen empor, als er den Edelmann mit seinem Jagdge- folge sich nähern hörte. Alsobald stand er auf, ging dem Herrn einige Schritte entgegen und sagte mit einer tiefen Verneigung: ^Verzeiht, vleledler Herr, wenn ich mir die Frelhel genommen, mich in Eurem Forste zu lagern und mein Röß lebst darin weiden zu lassen, aber ich war von der rechten . S^aße abgekommen und zum Wekterzkehen zu ermüdet." "»Macht Euch deßhalb keine Sorge," entgegnete der Edelmann, mit so vieler Freundlichkeit, als- seine stolze Sinnesart zuließ, juntán soll Euch wieder auf den rechten Weg zurücksühren, und wenn Jhr,Euch auf meiner Burg

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