Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838. - Allerlei zum Zeit vertreib
3----- 34 »Sehl erkenntlich» erwiederte unser Geck, »es ist doch hübsch, wenn man etwas gelernt hat!« Vorübergehender Groll. Einem witzigen Cava- lier erzählte man einst, daß zwei Damen vom Hvfe llch ge-- zankt und als die bittersten Feindinnen von einander geschieden wären. „€>o ?— nannten sie sich gegenseitig wohl gar häßlich?« rief der Cavalier aus. »Nein! das eben nicht.« »Nicht das ?* fuhr er sogleich fort; »O so hat die ganze Sache nichts zu sagen, und die betdcnDamen sind bis morgen die besten Freundinnen.« Bestrafte Gedankenfreiheit. Einem Meister der löblichen Schneiderzunft ward von einem Kunden ein Kleid mit dem Bemerken zurückgesendct, daß es also verschnitten und unpassend befunden worden sey, daß cs unmöglich könne angenommen werden. Der Meister hörte die Nachricht mit einiger Bestürzung, gab aber sogleich feinen sämmt- ltchen Lehrjungen jedem ein Paar tüchtige Ohrfeigen, indem er ausrief: „Ihr Buben! Ihr! Ihr denkt jetzt gewiß, ich wäre ein Dummkopf.«— »Aber ich sag' Euch, wenn Ihr von mir das nochmals denkt, so prügle ich Euch braun und blau.« Anweisung zum rerensiren. Der Cardinal von Retz sagte einst zum Mena g e »lehren Sie mich doch auch Gedichte verstehen, damit ich wenigstens die, welche mir überreicht werden, beurtheilen kann.« Dies Sie zu lehren, wäre zu weitläufig für Sie, dazu haben Sie nicht Zeit, sagte der Dichter, liest Ihnen aber Jemand ein Gedicht vor, so sagen Sie nur immer frisch weg: »das ist erbärmlich! das ist elendes Zeug« und Sie werden es größ- tentheils getroffen haben. Viele für Einen. In mehreren Negerstaaten in Afrika herrscht die Sitte, daß wenn der Schuldner in einer andern Stadt wohnt, als der Gläubiger, und dieser sich der Person jenes nicht versichern kann, der Gläubiger irgend Jemanden zu erwischen sucht, voran demselben Orte mit dem Schuldner wohnt und ihn so lange einsperrt, bis die Schuld bezahlt ist, wozu die Mitbürger des Schuldners diesen sogleich anhalten. Sonderbare U ebereilung. Vor Kurzem wohnte Einer meiner Freunde einem Liebhaberconzcrte bei, wo eine Dame durch ihre schöne Stimme große Bewunderung erregte und viel Beisatt fand. Jedoch hatte sie bemerkt,' daß ein junger Mensch, .der gegenüber stand, einige Zeichen von Mißfallen zu verräthen geschienen hatte; man weiß, daß die Eigenliebe weniger durch eine Lobeserhebung gerührt, als durch den geringsten Tadel aufgebracht wird. Die Dame näherte sich also demjenigen, den sie für ihren Tadler hielt, und fragte ihn, welche Fehler er entweder an ihrer Stimme oder an ihrem Gesänge entdeckt hätte; sie wolle sich seinen Rath zu Nutze machen. Der junge Mensch ver- bcugte sich höflich, ohne ein Wort zu sagen. Sie dringt weiter in ihn; er macht wieder ein Compliment und geht fort. »Das i|t doch ,« ries sie aus, »ein sehr unerzogener und unartiger Mensch; nicht einmal zu antworten!« Madmne sagte mein Freund, er ist taubstumm. »Wenigstens,« erwiederte sie, »hatte ev mir dies doch sagen sotten.« Scherz im Tode. »Meine Herren! wollen Sie sehen, wie ein Franzose stirbt, der den letzten Sous in der Tasche hat?« Mit diesen Worten stürzte sich ein anscheinend gesunder Mann von enva 40 Jahren lachend von der Brücke der Seine mitten in den Strom. Der Leichnam, mit dem Sous in der Westentasch', wurde bald gefunden. Ein Engländer, der den ganzen Vorgang mit britlischer Seelenruhe angesehen hatte, kaufte dcn Sous für eine Guinee und trägt ihn seitdem ebenfalls in der linken Westentasche, wie der Entseelte. Lachstoff. Ein ganz mit Mehl bestaubter Mütterjunge ging eben durch eine Gasse, in welcher Feuer ausgc- brochen war, und rief, da er von der Wache zum Loschen angehalten wurde: »So seh' mich der Herr doch nur recht an, er wird mich doch für keinen Rauchfangkehrer halten?« Vorbereitung zum Militärdienst. Am warmen Ofen stand ein junger Offizier — Die Damen fragten ihn: „Was machen Sie denn hier?" — „„Ei sehen Sie denn das nicht, meine Schönen? „„Ich suche mich ans Feuer zu gewöhnen."" — K. Belehrung. Zu einem Wirlhe, welcher behauptete: sein Brod sey gewiß ein saures Brod, sagte ein Gast: Das glaub' ich wohl, aber noch viel saurer wär's, wenn Sie es in Ihren Wein tauchten.« Der Stolz verläßt seine'Jünger auch im Tode nicht. Ein alter stiftsfähiger Edelmann protestirte, als er schon im Sterben lag, noch sehr ernsthaft dagegen, als ihn sein Beichtvater mit der Hoffnung trösten wollte, daß er nun bald ein Bürger jener bessern Welt scyn werde und ries aus: »nein ? ich bin und bleibe ein Edelmann.« K l ei d e r r e ich k h um. Unlängst starb zu Antwerpen ein Engländer in seinem L3sten Jahre. Sein Schneider hat nun seinen Angehörigen eine Rechnung von 86,000 Franks überreicht. Dieser englische Stutzer hatte sich seit Kurzem 57 Fräcke und Oberrvcke, 100 Hosen, 119 Westen, 8 Mäntel und 6 Schlafröcke machen lassen. Schreckliche Rache. Der berühmte florentinische Bildhauer Torreg iano, arbeitete für-einen Grande von Spanien ein Jesuskind von natürlicher Größe. Der Preis wurde nicht bestimmt, aber der Grande, der sehr reich war, versprach, das Werk nach Verdienst zu belohnen. Als es fertig war, und es der Grande besah, war er ganz entzückt über seinen Anblick und konnte nkcht Worte genug finden, um es gebührend zn loben. Den Tag darauf schickte er zwei Bediente mit vielen Geldsäcken, um die Statue dagegen auszutauschen. Als der Künstler die großen vvl- len Säcke erblickte, glaubte er sich genug belohnt; indessen öffnete er sie doch und fand bloß dreißig Dukaten in Kupfermünze darin. Wüthend ergreift Torreg iano Hammer und Mei- ßel, zerschlägt das Jesuskind, jagt die Bedienten mit ihren Säcken zum Hause hinaus und befiehlt ihnen, ihrem Herrn zu sagen, was sie gesehen hätten. Sie thun dies. Der Grande schämt sich, sinnt aber zugleich aus Rache. Er