Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838. - Allerlei zum Zeit vertreib

30 seine Frau in den letzten Zügen läge. Der Arzt folgte; kaum aber war er in die Stube getreten, so schloß der Unbekannte die Thür ab, zog zwei Pistolen und einen leeren Beutel heraus und revete den Arzt folgendergestalt an: das leere Ding, das Sie hier sehen, ist meine Frau, die sich durch starke Ausgaben entkräftet hat und wenn Sie ihr nicht sogleich Stärkung verschaffen, so müssen Sie sich ge­fallen lassen, diese zwei bleiernen Pillen wider die Hartlei­bigkeit einzunehmen. Der Arzt gab hierauf der abgezehrten Patientin zwölf Guineen ein, worauf ihn der Mann mit vieler Höf­lichkeit bis auf die Straße begleitete und an einer Ecke plötzlich verschwand. EinePlfanzenuhr. Auf der Insel Ceylon wächst eine Pflanze, die Sindtcmal heißt und da die Einge- bornen keine Uhren haben, so dient sie ihnen statt derselben. Sie besitzt die Eigenschaft, daß sie von 4 Uhr Nachmittags bis 4 Uhr Morgens beständig offen bleibt, die übrigen 12 Stunden hingegen geschlossen ist. Die Einwohner des Kö­nigreichs Candy, welches im Innern der Insel liegt, sollen sie in ihre Gärten pflanzen, wo sie bei trüben Wet­ter, wo man dke Höhe der Sonne nicht zu sehen vermag, so wie auch, wenn man die Annäherung des Morgens auf keine andere Art entdecken kann, einigermaßen den Mangel an Uhren ersetzt. Der Bart und das Gewissen. Ein ehemaliger Lord - Kanzler von England hatte einen Widerwillen ge­gen einen Zeugen, der einen ungewöhnlich langen Bart hatte, und fagti daher zu ihm, »wenn euer Gewissen eben so groß ist als euer Bart, sv ist es recht sehr groß.« »My­lord ! versetzte der Zeuge sogleich, wenn Sie das Gewissen nach dem Barte messen, so haben Sie gar kcins." Sonderbarer Gebrauch. Wenn in dem Dorfe No v aglia auf der Insel Pago der Bräutigam km Be­griff steht, seine Braut heim zu führen, so fängt ihr Vater ovcr ihre Mutter an, indem sie ihm dieselbe übergeben, ihm alle ihre schlechten Eigenschaften sehr weitläufig herzu erzählen. »Weil Du sie durchaus haben willst, so wisse, daß sie eine nichtswürdige Creatur ist, daß sie hartnäckig, eigensinnig u. s. w. ist« Hierauf dreht sich der Bräutigam mit einer unwilligen Miene nach der Braut um: »o wenn Du so bist, redet er sie an, so will ich Dir schon den Kopf zu rechte setzen." Und indem er dies sagt, gibt er das Zeichen zu einer derben Maulschelle, ballt eine Faust, tritt Ihr mit dem Fuße näher oder zeigt ihr andere solche Arten von Liebkosungen. Alles ist gut. Ein Prediger bewieß auf der Kanzel, daß alles, was Gott gemacht hätte, gut wäre. Ein Bu­ckeliger hörte aufmerksam zu und sagte bei sich selbst: »das ist doch in der That schwer zu glauben!« An der Kirchen­thür wartete er auf den Prediger und redete ihn folgender Gestalt an: „mein HerrSie haben heute gepredigt, daß alles, was Gott gemacht, gut wäre. Sehen Sie einmalmich an!" „Mein Freund!^ erwiederte der Prediger, indem er ihn ansahe, „es fehlt Ihnen nichts; für einen Buckelt- gen sind Sie sehr gut gebauet.*"» Der ertrunkene Arzt. Der Arzt eines Kriegs« schiffes gab den Kranken, es mochte ihnen was immer feh­len Salzwasser. Eines Abends hatte er, von einer Spa­zierfahrt zurückkehrend, das Unglück zu ertrinken. Der Ka­pitän, der von dem Vorfälle nichts wußte, fragte den fol­genden Tag einen Matrosen, was aus dem Doctor gewor­den sey? Dieser erwiederte lachend: »Er ist in der ver­gangenen Nacht in seinem Arzneikasten ertrunken.« Geistesgegenwart. Friedrich der Große wurde auf einer Reise nach Schlesien, in seinem Wagen umge­worfen. Sein Leibkutscher sah ihn zornig auf sich zukom­men, verlor aber die Fassung nicht, sondern rief dem Mo­narchen entgegen : «Ew. Majestät sind unstreitig der größte General in Europa, und doch haben Sic Schlachten verlo­ren; mir ist heute etwas Ähnliches passirt, seit 30 Jahre« das erste Mal!« — Und der König vergaß seinen Zorn tm Gelächter. Die Wichse. »Seyd Ihr nicht Kerls, wie meine Stiefel?« rief ein Hauptmann den Leuteu seiner Compag­nie zu. »Wie man Euch nicht wichste, hat man Euch nicht proper.« Passende Antwort. Dem. Taschenfeldl, die Toch­ter des Theaterschneiders trat in Donna Diana, nach der neuesten Mode gekleidet auf. Ehe sie noch ein Wort gespro­chen, klatschte das Publikum unsinnig. Desto sinniger aber holt Dem. Taschenfeidl ihren Vater aus den Coulissen und spricht: Was wäre ich ohne ihn! mein höchstes Glück ist erreicht, wenn ich Sie Verehrte! so auzkehcn könnte, tot» er mich angezvgen hat.« Ursache und Wirkung. Ein betrunkener Soldat be­gegnete seinem Haupcmann und wollte Front mache». »Kerl du bist ja so besoffen, daß du nicht stehen kannst,« sagte der Hauptmann. »Nein, Herr Haptmann,« erwiederte der Soldat: »ich habe nur rothen und weißen Wein getrunken, und da zieht mich der eine rechts und der andere links.« Der schlechte Franzose. Ein Musikant ging sam­meln — ein Gast gab einen guten Groschen. — Der Mu­sikant, zufällig ein Franzose, sagte: mercf; — Der Gast gibt einen zweiten guten Groschen; der Musikant sagte wkv- dev mer^i. — Der Gast; »Nu hör er mal, dat is doch ne Unverschämtheit, gab ich ihm nicht schon zween jute Gro­schen , und er kömmt immer mit seinem zudringlichen Mehr Sie, Mehr Sie; ich denke er halt nun mal jenug von mich.* . Der redliche-Roßtäuscher. Der Kapitän eines Schiffes erhandelte von einem Roßtäuscher zu London etn Pferd, willens es mit sich über See zu nehmen, und es auf den Inseln mit Vortheil zu verkaufen. Nachdem der Kauf geschlossen war, sprach der Kapitän zum Verkäufer: »Das Pferd ist nun mein. So sagen Sie mir jetzt immer­hin ehrlich und offen, welche Fehler es etwa hat?« »Wozu wollen Sie das Pferd bestimmen?« entgegnete jener: — »Zunächst soll es mit mir zur See gehen;« sprach der Ka­pitän. — »Zur See ?« erwiederte der Verkäufer: »Das ist gut! zur See mag es gehen, denn ich sage Ihnen, zu Lan­de ist es durchaus unbrauchbar.«

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