Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

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28 Multcr und Tochter suchten nun ganz natürlich allen Schmuck, Perlen und Gesteine hervor, um stch zu zeigen, und vor Allen glänzen zu können. Die Kostbarkeiten nur. den nun auf die Toilette gelegt, neben welcher Mamm ok auf gesticktem Polster schlief. Den 9iarbmfttag hindurch war Alles mit Fertigung der Ballkleider beschäftiget, und Niemand hatte daher Zeit, stch mit Mammo k zu unterhalten. Als der Abend kam, begab sich Mutter und Tochter »ach dem Toilette-Zimmer, um stch zu schmücken; doch welch' ein Schrecken erfaßte beide, als sie weder Mam m o ck. im Zimmer, noch Len kostbaren Schmuck auf der Toilette fan­den , ein geschriebener Zettel lag an der Stelle der Kost­barkeiten. BesteWitweund liebste Tochter! Ich bin kein wirklicher Affe, für den Eie mich kn khrer ländlichen Einfalt gehalten, sondern ich habe die Ehre, ein ganz gewöhnlicher Dieb z« sein, und habe mir die Freiheit genommen, Len auf der Toilette gelegenen Schmuck mitzunehmen, als Lohn für die Unterhaltungen, welche ich Ihnen gemacht habe, und noch machen werte. Wenn Sie stch wieder einen Affen kaufen, so sehen Eie ihn früher an, ob er ein wirklicher oder bloß künst­licher Affe ist, wie Dero Ergebenster war. Wenn Sie mich aussuchen woll n, ich wohne derma­len auf den Diebs-Inseln, unter einem Kokus- nuß-Bau m. Das vierte Kreuz. Swift kehrte auf einer Fuß­reise von Dublin nach London in einem Wirthshause auf der Landstraße ein, das zum Zeichen drei Kreuze km Schilde hatte. Er forderte ein Frühstück. Die Wirthin hielt ihn für keinen Gast von Bcdeutnng, sie überhörte also seine Bestellung, und war nur bedacht, andere bekann­tere Gäste zu bedienen; sie fuhr so gar ihren Mann sehr heftig an, als solcher sie auf diese Vernachlässigung auf« merksam machte. Swift mußte also, ohne zu frühstücken, seine Neise fortsehen. Aergeelich zog er seinen Ring vom Finger, und kriyelte mit einem Diamanten folgenden Vers in die Fen­sic.sche.be: «n den Wir. h. Drei Kreuze sind das Schild vor deiner Thür, Häng'deine Frau dazu, so sind es ihrer vier. Passir t. — Halt! rief der Zvllvisttator dem Wa­genlenker zu, welcher zum Thore eines Städtchens mit einem Passagiere hereinfuhr, halt! der Wagen muß durch­sucht werden, ob keine Cvntrebande sich darin befindet. Der Passagier erblaßte. Um Fassung zu gewinnen, reichte er dem Visitator eine Prise Tabak, und fragte endlich mechanisch: Wie gehts, wie befinden Sie sich, ohne Zweifel recht gut? Passirt! sagte der Gefragte, und in diesen Augenblicke gab der Fuhrmann den Pferden die Peitsche, und jagte mildem Wagen davon. Die ausgefallenen Haare. Ein gnädiger Herr »ollte einen Bauer necken, der im Rufe stand, das sein Weib chm nicht allzustrenge die eheliche Treue bewahre. Als « Ui der Stadt mit einem Getreidewagen an der Wohnung des gnädigen Herrn vorüber fuhr, warf ihm dieser vom ersten Stockwerk ein Hirschgewech auf den Wagen. Der Bauer, der das wohl wußte, worauf es abgesehen war, nahm das Hirschgeweih In die Hand und rief zum gnädi­gen Herren hinauf: »(hier Gnaden haben sich fristren lassen, da sind ihnen ein Paar Haare ausgefallen!" Der gnädige Herr zog sich zurück. Der erschrockene Türke. Auf einer Redonte machte sich eine türkische Maske besonders bemerkbar, der Türke ging bis Mitternacht im Saale herum, ohne mit Jeman'.. n gesprochen zu haben'. Mehrere sprachen ihn an, erhielte» jedoch keine Antwort; zuweilen bemerkte man, daß sich die Maske ängstlich umsah, sobald ihr ein klei­ner Mann in die Nähe kam. Dem Kleinen fiel die Aengstlichkcit deS Türken auf, er nahte stch ihm. und fing eine Convcrsation mit demMu- selmane an, erhielt jedoch auf keine Frage eine Antwort; der k l e i n e Mann dachte nun, der Türke spreche nicht deutsch, klnd redete ihn französisch an, da fiel aber die Maske in höchster Bestürzung auf die Knie, und sprach: »Ich bitt um Verzeihung, ich kann nicht türkisch, ich bin unch kein Türk, sondern ich bin der H a u s k n e ch t von Euer Gnaden Herrn Bruder!« Glosse. Wenn ich in dem Zeitungsblatte Lese, wer gestorben ist. Hier der beste Freund und Gatte, Dort dee beste Mensch und Christ; Hier der Frommste aller Frommen, Dort der Patrioten Zier — Denk' ich oftmals still bei mir: Woher mag es doch wohl kommen. Das auch nicht ein Böser stirbt? Die längste Pause. — Das Nachstehende mag wohl die längste Pause seyn, welche j mals im Gespräche ovrgekvmmeu ist. EinalterHerr ritt über die Putney-Brücke tti London, drehte sich nach seinem Jokcy um, und fragte: »Ißt Du gerne Erdäp el, John?«* Ja, Herr. Hier fand das Gespräch 0in Ende. Gerade ein Jahr später aber ritt derselbe Herr wieder über diese Brücke, wendete sich um und fragte weiter: »Aber wie?« Mit Butter, Sir, ant­wortete John. Das tröstende Weib, oder Trost amSter- bebett e. »Mein liebstes W et b!“ sprach ein sterbender Handwerker zu seiner Gattin, »ich wollte gerne sterben, wenn ich dir nur ein Vermögen hinterlassen könnte, aber so, was wirst du nach meinem Tode anfangen? armes Weib!"— »Tröste dich,« schluchzte die Tiefbewegte, »ich werde halt unfern Altgesellen heirathen, wir sind ohne­hin schon lange in einander verliebt.« Die ländliche Einfalt. Ein La n dfräulekn, äußerst blöde und scheu, wurde, als sie das cr>le Mal nach der Residenz kam, zu einer vornehmen Tafel geladen. Ein intimer Freund des Hauses hatte das Unglück, eine Sau^e zu verschütten, das Fräulein lachte über­laut, — Alles schwieg;, sie wurde verlegen und roth, — nun lächelte man, — sie wünschte heimlich stch aufs Land zu ihren Gänsen zurück.

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