Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834. - Allerlei zum Zeitvertreib
«Gib mir Hoffnung, schönstes Mädchen!« Durch Trauben: »deinen Angen glaub' ich freudig!" Durch Gurken: »Die bösen Nebenbuhler tBitten mich!« — So sollen besonders die Mädchen auf Ambvnia ei'.e unnachahmliche Geschicklichkeit besitzen, durch solche Symbole zu sprechen. 2Í tt einen Stutzer. Um jede Schöne sieht man dich, gleich Schmetterlingen, gaukeln Du brüstet dich damit. — Ich neide nicht dein Loos, Den Schmetterling sieht man nicht blos Auf Rosen sich, auch oft auf Nesseln schaukeln. Der Wirth. Das Gasthaus zum dicken Ochs in der Stadt N. hatte ein kleines, halbverwischtes Schild. Ein Reisender wollte daselbst cinkehren, ckonnte aber das Schild nicht erkennen. Zufällig stand der wohlbeleibte Wirth vor dem Hausthor. »Wo ist denn hier der dicke Ochs,« fragte der Fremde, — »das bin ich,« rief der Wirth freundlich, »belieben Euer Gnaden nur herein zu fahren.« Vergißmeinnicht. Ueber die Entstehung des Namens dieses, der Zärtlichkeit gewidmeten Blümchens, haben die Poeten manche empfindsame Dichtung geschaffen. Die neueste Sage deutschen Ursprungs ist folgende: Zwey Liebende waren im Begriff, sich am Trancraltar ans ewig zu verbinden. Sie lustwandelten am Ufer der Donau in innigen Gefühlen versunken, welche ihre bevorstehende Vereinigung in ihnen hervorrief. Ein schönes, himmelblaues Blümchen, welches ans den Wellen des Flußes schwamm, und durch diese fortgerissen wurde, fesselte ihre Aufmerksamkeit. Das Mädchen bewunderte seine Schönheit und beklagte sein Loos. In diesem Augenblicke stürzt der Jüngling sich in den Strom, ergreift den blühenden Stengel, um ihn der Geliebten zu überreichen; aber die Welle verschlang ihn. Im Untersinkcn hält er das Blümchen hoch empor und in diesem Augenblicke ruft er der Geliebten zu: »Vergiß mein nicht!« — An Amanda. Stricken will ich dir erlauben, Nur nicht Netze. — Leicht es Eh man ahnet, so durch List Freiheit uns und Ruh' zu rauben. Grabschrift an einen Virtuosen. Hier ruht ein Virtuos: das muß man ihm bezeuge«. Ein zweiter Paganini fast; Doch hat das Gluck ihm stets gehaßt. Ihm hing der Himmel nie voll Geigen Die neue Beredsamkeit. Was hilft es, wichtige Beweise führen, Gibt Gold dem Vortrag kein Gewicht; Die volle Hand ist s, die beweglich spricht! Die leere wird im Wind gesticulieren r Der Maler. Ein junger Maler hatte das Abbild eines regierenden Fürsten, als Knicstück gezeichnet und beschlossen: solches auf Subskription lithographirt herauszu- gebcn. Der Steindruck ward auch wirklich ausgeführt, aber obgleich gegen die Aehnlichkeit der Gesichtszüge des Bildes mit dem Original nichts'ausgesetzt werden konnte, fv war die Figur mit) die Stellung liebst einem Theile der Kleidung doch so verzeichnet, daß man das Ganze ein völlig mi ßr ath en es Bild nennen konnte. — Mit der Subskription wollte es demnach nicht vorwärts. Indessen hatte der Maler in seiner Eitelkeit und in der Hoffnung, doch vielleicht noch Liebhaber und Käufer dazu zu finden, einen der besseren Abdrücke in einen ziemlich besuchten Kaffee- Hanse aufgestellt. — Viele besahen es, lächelten und sagten nichts; eines Nachmittags fand aber der Mater neben seinem am Rande des Bildes befindlichen, nach Weise al- ler Künstler imprimirtcn Namen: del. Matthäi, von einem Spvttvogel mit Bleystift geschrieben: »Cap. 27. V. 59.« — Nachdem von dem solche Witzpossen liebenden Wirth sogleich eine Bibel herbeigcbracht worden war, mußte er selbst, wie stch's denken läßt, zum größten Ver- druße — die gedachten Vers bildenden Worte lesen: «D i e aber vorüber gingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köp f e!« Ans einen Erzieher. Fülledem Knaben nicht stets mit deinem Wissen die Ohren; Zieh' durch vertrautes Gespräch Wahrheit hervor aus ihm selbst, Und begnüge dich nicht mit wiedergegebenen Worten: Ford're de» innern Gehalt, ford're den Sinn des Gesprächs.' Gibt der Magen die Speise, wie er sie erhalten; zurücke. Ohne Verand rung der Form, hat er sie dann wohl verdaut? — Besondere Glocken. Der Thurm der Skt. Pcterskirche zuNew-Vork besitzt gegenwärtig 6 Glocken, welche vollkommen rein im C Dur Accord gestimmt sind, und beim Zusammenläuten für das Ohr und Gemüth eine ungemein wohlthuende Wirkung hervvrbringen. Ein H o ch z e i t s st ü ck. ,,Am lustigen Hochzeits-Hause Ging Euer still vorbei. Es war nun schon dunkel oben. Und tief in der Nacht, just zwey." ,.Es fiel ein kalter Regen, Er halte bis innen naß. Sein Auge war angelaufen. Und seine Züge gar blaß ..Nur als er hinaus faß, fuhr es Wie Lachen ihm übers Gesicht, —> Den süßesten Kuß den ersten. Bekam der oben doch nicht.“• Irrung. Ein Pariser Schneider erschien als Zeuge vor den Assisen. Als der Präsident bemerkte, daß er mehrere Papiere in der Hand hielt, machte er ihn darauf aufmerksam, daß alle Aussagen mündlich und ohne irgend einer Vorbereitung erfolgen müßten; er ersuchte ihn daher, seine Notizen bei Seite zu legen. Der Schneider näherte sich dem Präsidenten und zeigte ihm, daß es blos Address sen seiner Wohnung wären, die er zur gütigen Beachtung unter die Herren Geschwornen vertheilen wolle. Wunderlicher Zufall. Bei der Trauung in einer der Berliner Stadtkirchen ereignete sich der roimbtt* 5*