Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834. - Allerlei zum Zeitvertreib
32 Merkwürdiger Invalide. In Moskau lebt noch ein Invalide, welcher in der Schlacht bei Leipzig unter rußischen Fahnen gefochten und beide Füsse und Arme verloren hatte. Beim Tage sicht er auf einem Stuhle, der ringsum mit Lehnen versehen ist, und der durch die Biegungen seines Kopfes in Bewegung gesetzt werden kann. (Fine einzige zangenähnliche Maschine ist an dem Stuhle angebracht, welche mit dem Munde dirigirt wirb und die Stelle der Hände vertritt. Ende gut, alles gut. Noch zwei Buchstaben— und das kalligraphisch geschriebene Aktenstück war beendigt. — »Vivat, finis coronat opus!« rief der Schreiber N., die Schreibfeder weglegend; — ergriff in der Freude anstatt der Streusandbüchse das Tintenfaß, und — die Sau war fertig. Bitte an den Tod. Welch' eine Welt! Hat man.kein Geld, So hat man auch kein Liedchen und kein Brod Ach! finst'rer Freund, komm Tod, Lass' mich — versteh' mich recht— nicht sterben, Sondern — erden! — Sehr sonderbar. Auf einem Comptoir sollte einer der Schreiber mehrere Packetc mit Banknoten durchzählen, ob selbe richtig seyen. Als er damit fertig war, sagte er zum Cassier: »Jetzt Hab' ich"s alle durchgesucht, und in jedem Packet fehlt nur ein Stück; ■— aber was das sonderbarste ist — ein jedes Packet ist von Anfang immer richtig, und nur auf d'letzt, da fehlt" s erst überall.« Die Bittschrift. Der Elephant in einem fürstlichen Menagerie-Garten erhielt, nebst seinem guten Futter, täglich 6 Bvuteillen Wein. — Als er crepirt war, überreichte sein Wärter eine Bittschrift , worin er um die Anwartschaft auf die Stelle des Elephanten anhielt. T h e i l n a h m e. Am Donaustrome ging ein Fremder spazieren. Und hörte ein klägliches Lamentieren Er drängte stch hin zur neugierigen Schaar, Erkundigend sich, was geschehen da war, Und hörte mit traurigen Mienen sagen: Es war einer Dame ihr Hündchen erschlagen. Er setzte dann weiter hierauf seine Bahn, Traf wieder im Geh'n eine neue Schaar an. „Was gidt'sda hört er mit Gleichmuth von Allen: „Nu, ein Kind ist in die Donau gefallen!" Die gute Add resse. Der Fischer N. sollte dem Gastwirthe Hecht einen schönen Fisch schicken. Da er gerade einen großen Hecht gefangen, so packte er ihn in ein Kistchen ein, und gab ihn auf die Stetlfuhr mit dieser Addresse: »An Herrn Gastwirth Franz Hecht mit einem detto.« Gebräuche der Algier. Man glaubt plötzlich unter die Gegenfüßler versetzt zu seyn, so verkehrt wird in Algier alles verrichtet. Wir scheeren den Bart ab und lassen das Kopfhaar wachsen — in Algier scheert man den Kopf und läßt den Bart wachsen; wir entblößen zum Zeichen der Höflichkeit und zum Gruße den Kvpf, die Al- gier die Füße. Eine Dame muß, wenn sie bei uns für hübsch gelten will, schmächtig und zierlich gebaut seyn, und sie sucht durch die Schnürbrust das zu erlangen, was ihr die Natur versagt; dort müssen die Schöllen so viel als- möglich dick und stark seyn. Versprechen. Wer leicht verspricht, verspricht sich leicht! Wenn man Hilfe dir verspricht Und nicht leistet, zürne nicht; Denk', wie leicht man sich verspricht. Schuldner, die ihr Wort gebrochen. Wenn sie Aailung dir versprochen, Haben sicher sich versprochen. Sieh', wie oft die Treue brechen, Die sie heilig sich versprechen! Niemand nennt es ein Verbrechen — ,Weil die meisten sich versprechen. Pu tz der Schuhe. Nirgend ist der Luxus in Damenschuhen größer, als in Madrid; dort sind dieselben mit Edelsteinen, Gold und Silber besäet, mit goldenen Quästehen und Franzen behängt. Bei dem Tage gewährt dieser Staat einen reizenden Anblick. Hofstaat des türkischen Kaisers. Vierzig der vornehmern Pagen müssen stets um die Person des Großherrn seyn, und 12 unter ihnen haben die vornehmsten Chargen bei Hofe, nämlich: 1. Der Selictar-Aga, so den Säbel des Kaisers trägt. 2. Chiohader-Aga, sein Mantelträger. 3. Nechimbrar - Aga, der ihm den Stcigreif hält. 4. Ebrietar-Aga, der das Wasser zum Trinken und Waschen trägt. 5. Tulbentar-Aga, sein Turban-Aussetzer. 6. Kcm Husar-Aga,, der die Aussicht über die Kleider j und weißes Gczeug hat. 7. Chesneghir Bachi, oberster Hofmeister. 6. Zagergi Bachi, Aufseher über die Hunde. 9. Turnachgi Bachi, der dem Großherrn die Nägel abschneidet. 10. Berber Bachi, oberster Barbier. 11. Muhasabegi Bachi, General Rechenmeister. 12. Tesheregi Bachi, des Großherrn Sekretär. Diese 12 Pagen rücken bei Erledigung In die vornehmern Reichsstctlen vor. Fisch mästung. In China werden die für die Ta- 1 fei bestimmten Fische, so wie in Europa das Geflügel n. \ s. w. gemästet, und dieses Geschäft bildet dort einen wichtigen Zweig der Teichwirthschaft. Es werden dazu.vorzüglich gekochter Reiß und öhlige Vegetabilien verwendet. Der zweimal erstochene Don Cäsar. Der Schauspieler N. in N. erstach stch einst in der Braut von Messina mit solchem Anstande, daß ringsum ein lautes Bravo erschallte. Mit Einbildung geplagt, ist er jder Meinung, man rufe „da Capo“ sogleich steht er gravitätisch wieder auf, verneigt sich vor'dem Publikum und er- , sticht stch zum Zweitenmale. jf I