Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834. - Manningsfaltigkeiten

24 und Ambros spielte die Orgel. Uns was vielleicht das Interessanteste für jene Zeiten ist, so hatte die verstorbe­ne Hausfrau das Meßbuch, woraus ihr Gatte feine erste Messe in einem Alter von 70 Jahren gelesen, mit eigener Hand geschrieben. i Der allzeit fertige Poet. Taubmann speiste tinfl risst einigen anderen Dichtern, an der Tafel des Kur­fürsten von Sachsen. Der Kurfürst warf einige Goldstü­cke in einen mit Wein gefüllten Becher, und versprach sie demjenigen zur Belohnung, der den Wein mit einem pas­senden Reim anstrinken würde. Während die übrigen Poeten nach Witz und Reim haschten, ergriff Taubmann den Becher,, und. sagte:. Zwey Göttep können sich beisammen nicht vertragen.» Fort Pluto ln den Sack! fort Bacchus in den Magen! Der bieder eGeneral. Der französische Ge­neral Conflaus, welcher 1777 in einem Alter von 88 Jah­ren starb, kvmmandirte schon während des 7jährigen Krie- ges in. Deutschland, Einst,, da er im Nachsehen begrif­fen war, gewahrte er u.nvermuthet, daß einer seiner Hu­saren einem. Deutschen, der mit aufgehobenen und gefal­teten Händen »Pardon!." rief, diese Hände im Vorbeija- gen mit einem Streich abhieb, Das Treffen war vorbei, Conflans ließ Fronte machen, und dankte seinen Leuten für die bewiesene Tapferkeit.. »Aber das,„ was ich von dir sah, mein. Sohn,« sprach er zu. jenem Husaren, »über­steigt. alle Glaubwürdigkeit, wenn ich es nicht selbst gese­hen hätte;; so mit einem Hieb beide gefaltete Hände« — »O, Herr General, wo ich hinhaue« — »Ja, das sah ich, und zum Beweise , daß ich Herzhaftigkeit und Stärke belohne, hast du. hier meine Börse.« Er gab dem Husa­ren seine. Börse,, und schwieg. »Aber,« fing er auf einmal mit einer fürchterlichen. Stimme an, »zum Beweise, daß ich Menschlichkeit, schätze,, will ich dich , Kanaille, auf den Tod hauen lassen.. Einem Manne, der vor mir knieet, und um, Pardon bittet, die. Hände abzuhauen! — »Steig- ri.emen herab l í;aut den Kerl, daß er krcpirt.« —- »Herr General, Gnade!« — »Gnade? dir, der du selbst keine Barmherzigkeit gegen deinen Nächsten ausübst ?. Gott mü|> te keine Gnade für mich haben, wenn ich sie für dich hät­te.» Er ließ den. Husaren bis beinahe auf den Tod hauen, und? dann sagte er: »Bringt das Scheusal weg, und Kerl , wo ich dich je zu Gesicht kriege, so schieße ich dir eine. Kugel vor. den Kopf, wie einem tollen Hunde.« Kleiner -U n t er s ch i e d. »Sie haben Langewei­le ?« sagte ein Hofkaptan zu dem Fürsten. Kaunitz, der über ein Geschwätz verdrüßlich schien. »Ich habe nie Langeweile,» versetzte der alte Fürst kaustisch,, »aber man langeweilt mich.« Napoleon auf der Reise und sein Ge n e- r a l.. Der General 36. war von sehr armer Familie; seine Eltern,, die blos von der Unterstützung;ihres Sohnes leb­ten,. wohntet: in einem kleinen Dorfe unweit Verdun, wa­ren jedoch selbst durch die Bitten des Sohnes nicht davon abzubringcn, die Gewohnheiten ihres früheren Lebensund Endliche. Kleidung, abznlcgen, sondern trugen sich, nach wie vor, wie alle ihre Nachbaren, ob sie gleich durch, den General in recht gute Umstände versetzt worden waren. Der General 36. war seit geraumer Zeit beständig dem Hauptquartier des Kaisers attachirt, von diesem wvhlgelit- ten,. begleitete er ihn oft auf seinen Reisen. Auf einer Reise passirte Napoleon Verdun, und wurde mit großer Freude empfangen. Die Eltern des Generals waren von diesem voraus benachrichtigt worden, daß er mit dem Kai­ser dort einträfe, und den Wunsch hege, sie zu sehen und zu sprechen, zu welchem Zweck er sie ersucht hatte, nach Verdun zu kommen, da seine Zeit ihm nicht erlaube, nach seinem Geburtsorte zu gehen. Der Kaiser verweilte eine Nacht in Verdun ; speiste daselbst zu Abend, und ließ alle Civil-und Militär - Behörden zur Tafel einladen. Wäh­rend der Tafel vermißte Napoleon den General 36.; nach ihm sich erkundigend, erfuhr er, daß dessen Eltern ihn besucht hätten, daher solcher mit diesen den Abend hinzu­bringen gewünscht und sich desfalls entschuldigen lassen. Sogleich gab Napoleon Befehl, dem General zu sagen, er solle seine Eltern mit zur Tafel bringen, indem sie dem Kaiser willkommen seyn würden. Der mit diesem Aufträ­ge zum General gesandte Offizier kehrte nach Kurzem zu­rück und meldete dem Kaiser: der General lasse für die­se Gnade schuldigst danken; da jedoch seine Eltern als schlichte Bauersleute nicht füglich, an der kaisert. Tafel erscheinen könnten; so mögten Seine Majestät ihm er­lauben, sie bei sich im Quartiere zu bewirthen. Kaum hatte der Offizier seinen Auftrag ausgerichtet, als ihn der Kaiser auch sogleich wieder zum General gehen hieß, um. diesen zu bedeuten, daß es dem. Kaiser gleichviel sey, was und wer seine Eltern wären,, ob Grafen oder Bauern, als Eltern seines braven Generals achte er sie,, und jeder brave Franzos, wessen Standes er auch sey, sey chm tafel- fahig. Nicht lange nach dieser Bot.hschaft erschien der Gene­ral 36. mit seinem Vater und Mutter, beide zwar im ho­hen Alter mit schneeweißen Haaren, aber dennoch gesund und frisch aussehend, in das Zimmer, wo der Kaiser speiste. So wie Napoleon die Eintretenden bemerkte, stand er auf, und ging, ihnen entgegen, nahm beide Alten bei. den Händen , und führte sie zur Tafel,, wo er sie zu seiner Rechten und Linken nicdersctzen hieß, und sich fast einzig mit ihnen, unterhielt, worüber ihnen Freuden-Thrä- nen beständig über die- Wangen rollten.. Nach aufgeho­bener Tafel, welcher Napoleon ganz gegen seine Gewohn­heit, sehr lange und ungemein heiter beiwohnte, wendete er sich, nochmals an die Eltern? des Generals, reichte ihnen, seine Hand, und sprach: »Ihr habt mir einen sehr vergnügten Abend gemacht;. es hat mir viele Frcu- de verursacht. Eure Gesellschaft zu genießenwenn Ihr in Euer Dorf zurückkvmmt, so sagt Euern Landsleuten: daß ich sie alle liebe und ehre; — »Ihr aber,« — wendete er sich zur Mutter—»sagt den jungen Französinnen, daß sic stolz seyn. könnten, denn j.ede hätte die Hoffnung,.einen Mar- schall vom Frankreich und selbst einen Prinzen zu gebären, daher auch auf ihnen. daS Wohl ihres Vaterlandes beruhe.«

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