Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1833 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1833. - Astronomisch - chronologisch - meteorische Jahres - Kharakteristik auf 1833.

19 Von den vier Jahreszeiten. Die vier Jahreszeiten, diese Hauptzeitabschnitte unseres Jahres, welche der arbeitende Landmann, sowohl als der Freund der schonen Natur, der Staatsmann, wie der Krieger, der umsichtige Kaufmann endlich sowohl als der nach bloßem Genüße haschende Schlemmer mit gleicher Aufmerksamkeit beachtet, um denselbe« seine Geschäfte oder Genüsse anpassön zu können, sind astronomisch genau be- gränzt und scharf von einander abgeschieden; da sie von gewissen Punkten abhängen, welche die Sonne erreichen muß, um auf der Erde, diese in ihren Eigenthümlichkei» ten so sehr von einander verschiedenen Zeitabschnitte zu er« zeugen. Der astronomische Frühling beginnt, wenn die Sonne in das Zeichen des Widders, der astronomische Som­mer, wenn sie in das des Krebses, der astronomische Herbst, wenn sie in das Zeichen der Wage, der astronomische Win­ter endlich, wenn sie in jenes des Steinbockes eintritt. — Diese Eintritte, und mithin auch die Anfänge der benann­ten Jahreszeiten, werden sich d>eß Jahr der Reihe nach ereignen: Der erste a m 20. März um 9 Uhr §7 Minuten Abends. — Tag und Nacht werden sich gleich, und frohen Gefühles denkt jeder das stets größere Wachsthum des Ta­ges, und das nun mit jedem derselben länger werdende Ver­weilen des freundlichen Himmelslichtes über unserem Ho­rizonte. Derzweite am 21.1uni um 6 Uhr 34 MinutenAbends. — Die Sonne hat ihre größte nördliche Deklination und der Tag mit ihr seine größte Länge erreicht. — Froh ge­nießt man des langen Tages, aber unwitlkührlich mischt in diese Freude Wehmuth sich ein, bei dem Gedanken, daß nun das liebliche Licht wieder allmählich zu weichen beginnt, dem zwar ernsten aber düsterst Schatten der Nacht. Der dritte ain 23. S? ptemb er um 8 Uhr 20 Min. Morgens. — Tag und Nacht werden wieder sich gleich wie im Anfänge des Lenzes; aber nicht mit den frohen Gefüh- íen jener Zeit betrachtet man dieß abermalige Gleichwerden. Immer mehr gewinnt ja die düstere Finsterniß nun die Oberhand über das herrliche, Herz und Geist erwärmende Licht. Die vierte endlich am 22. Dezember um 1 Uhr 50 Minuten Morgens. — Die Nacht hat ihre größte Länge erreicht; wieder fängt sie an allmählig dem Lichte des Tages zu weichen; mit Entzücken bemerkt dieß der Freund der frischen Natur, aufwärts geht'S ja schon wie­der, entgegen dem wonnigen Lenze. — Diese vier angegebenen Zeitpunkte also, sind für dieses Jahr die Anfänge der Jahreszeiten in astronomischer Be­deutung ; welche im Allgemeinen für die ganze nördliche Halbkugel der Erde gelten. Nicht sv leicht bestimmbar sind die physischen Zahreszeiten, die viel von örtlichen Ver­hältnissen abhängen, und statt, wie die astronomischen durch bestimmte Gränzlinien scharf von einander getrennt zu seyn, in kaum merklichen Schattirungen allmählig in einander übergehen. — Wir können und müssen nach der Erfahrung aber auch nicht 4 sondern 6 physische Jahreszei­ten annehmen. Den Frühling, den Vorsommer, Sommer und Nachsommer, den Herbst und endlich den Vorwinter, Winter und Nachwinter. — In unseren Gegenden währt der erste gewöhnlich vom 16. März bis 16. May; der zweite vom 16, May bis 6. Inni; der dritte vom 3 Juni bis 15. August; der vierte vom 15. August bis 21. Septem­ber; der fünfte vom 21. September bis 11. November; ver sechste vom 11. November bis 23. Dezember, der siebente vom 23. Dezember bis 24. Februar; der achte endlich vom 24. Februar bis zum 19. März. — Wie mannigfach, wie eigenthümlich sind nicht die Freuden und Genüsse jeder die« ser Abschnitte des Jahres. — Mit welchen seligen Gefüh­len sieht nicht im beginnenden Lenze der Landmann das Erschließen der ti;eitern Mutter - Erde, hört nicht der ge­fühlvolle Freund der 9fatur das melodische Schlagen der Nachtigall in den dunkeln Gefilden des Haines; mit wel­cher Wonne labt sich nicht jeder an des Sommers fegen­verheißenden Feldern und Auen; sieht nicht Jeder mit dem Blicke frohen Dankes hinauf zum Throne der Allmacht, wenn der Herbst, die frohe Hoffnung erfüllt, die derSom- mer erregte, und wie tief gefühlt muß dieser Dank beson­ders beim Landmanne seyn, der da seinen Schweiß sv viel­fach belohnt sieht. — Und endlich der Winter, ist der nicht ebenfalls reich an Genüssen? — Kann sich das Auge nicht ergötzen an der hehren Pracht des winternächtlicheu Himmels; nie funkeln ja diese ungeheuren Gemmen mehr, nie ist der Anblick die­ser strahlenden Myriaden erhabener alsdann, wo ringsum tiefe Stille den staunenden Beobachter umgibt, wo selbst die Erde in feierlicher Stille den Winterschlaf schläft. — Und, ist nicht der Winter auch für jene reich an Freuden, die diese lieber in Sälen und Mauern suchen; ist nicht vorzüglich er Zeit der Abend - und Thee-, der Le­se - und Tanzgcsellschaften, wo der Denkende sich Stoff zum Nachdenken, der Fröhliche Vergnügen sammeln Fanni# Wahrlich unerschöpflich ist die Natur, in Bereitung von Genüssen; eine Jahreszeit übertrifft darin die andere, und unmöglich ist es wohl, alle derselben aufzuzählen. — Von den Finsternissen. Der Artikel Finsternisse ist und muß auch in jedem Ka­lender stehender Artikel seyn; da Finsternisse Erscheinungen sind, welche Jedem Interesse gewähren, und auch vom großen Haufen, wenn nicht mit Be-, so doch mit Verwun­derung betrachtet werden. — Freilich weiß wohl vielleicht selbst ein nicht kleiner Theil der Kaleuderverkäufer kaum, was denn eigentlich der Grund dieser sonderbaren Erschei- nungen seyn möge, und wie es kommen kann, daß die Astronomen dieselben, nicht etwa auf einzelne Jahre, son­dern auf Jahrhunderte mit solcher Sicherheit voraus ver­künden können; da selbst ein bedeutender Theil jener Leu­te , welche Kalender aus alten 100jährigen Kalendern und 3 *

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