Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832 - Zweite Abtheilung - Mannigfaltigkeiten
70 Merkwürdige Erscheinung b e i einer si E r n p t i o n des Vesuvs. Am 25. März 1828 hatte der Vesuv den ganzen Tag mit kurzen Zwischenräumen dichten, schwarzen mii Asche und Sand verdichteten Rauch ausgestosscn. Octavius Morgan, und einige andere Engländer hielten diesen Augenblick für besonders interessant, den Berg zu besteigen, und wo möglich zu untersuchen. Sie fuhren also um 7 Uhr Abends nach Resina, und nahmen da wie gewöhnlich Maulesel, Führer und Fackeln. Ohne Unfall gelangten sie bis auf den Gipfel des Berges, nur hatten sie unendlich vvn dem heftigen Westwind zu leiden. Am Rande des Kraters war dieser Wind so unbändig, daß cs den robusten Männern unmöglich war, sich aufrecht zu halten, sie mußten sich niederlegen, und auf Händen nnd Füßen sortkriechen, um nur nicht in den Schlund hinabgcrissen zu werden. » Es kam vieles zusammen « sagt Morgan in der Beschreibung dieser Ascension, »was unfern Aufenthalt in dieser rauhen Region sehr unangenehm und sogar gefährlich machte. Schneidende Kälte, gewaltsam niederfallender Hagel, nngestümmcr Wind, und die Wolken von Ranch, Asche und Sand, die er ans uns warf. Der Krater war fast zur Hälfte mit Schlacken angefüllt, welche die flüssige Lava unten im Schlund aufgctrieben nnd aufgehäuft hatte. Dieser Schlund sah wie ein Trichter aus, dessen unterer Theil der Herd, und Kessel der Explosionen ist. Bei ihrem Getös denkt man an eine große Masse Dampf, die mit Gewalt aus einem Orte fährt, wo er vorher mächtig zusammen gedrückt war. Bei diesen Ausbrüchen wurden eine ungeheure Menge glühender Schlacken weit in die Höhe geschleudert. In solchen Augenblicken gleicht der Krater einem ungeheuren ■ Hochofen, oder vielmehr einem Thal voll flüssigen Feuers. In den Momenten der Ruhe ist die Oberfläche dieser-Schta- ckcn fast schwarz, nur nach Unten hin weisglühend. Wir saßen eben am Rand dieses Abgrunds, als die Schtacken- rinde auf einer andern Stelle viel näher bei uns, mit furchtbarem Gekös borst, so daß der ganze Berg davon zitterte. Aus diesem neuen Schlund fuhr auch gleich eine Säule glühender Schlacken Asche und Sand empor, nnd fielen dann jenseits des Kraters nieder, wohin sie zum Glücke für uns der heftige Wind trieb, denn sonst wären wir wohl unter dieser glühenden Massa begraben worden. Ich saß hinter den Andern, und dieser Umstand gewährte mir einen sonderbaren, wundervollen Anblick. Auf den Hüten, Kleidern und Mänteln meiner Begleiter, die dem Wind am meisten ansgesetzt waren, bemerkte ich eine Art Phosphorescenz, oder einen geblichen Schein. Ich trug einen grünen Schleyer tun mich gegen Asche und Rauch zu schützen. Wenn .er recht vom Winde hin und her- getrieben wurde, zeigte sich auf seinem Rand eine Kante vvn leuchtenden Funken; das leuchten hörte auf, so wie ich den Schleyer dem Gesichte näherte, und vermehrte sich, so bald er wieder srey in der Luft wehte. Meine Handschuhe gewährten dieselbe Erscheinung. An der Spitze jedes Fingers glänzte ein Lichtpunkt, dem Johanniswürmchen vergleichbar, durch Berührung ging er von einem Finger zum andern. Sv wie wir die Stelle nahe beim Krater verließen, verschwand auch gleich die Phosphorescenz, wie wohl der Wind noch eben so stark wehte. Gegen Mitternacht stiegen die Reisenden wieder zur Eremitage herab, dies war jedoch sehr schwierig, da heftiger Sturm und Hagel ihnen die Fackel auölöschte, und sie sich in finstrer Nacht zwischen Abgründen und Wallen schneidender Schlacken hinunter finden mußten. Rettung. Zn Hattersheim stieg im Januar 1822 ein Arbeiter in einen tiefen, fast ganz ausgetrocknetcn Brunnen, tun etwas unten auf der Sole zu repariren; bei den ersten Hammerschlägen stürzte das obere Manerwerk über ihn zusammen; zwei nnd fünfzig Stunden arbeitete man, tun zu dem allgemein tvdtgeglanbten Verschütteten zu gelangen; er war aber frisch und gesund geblieben, denn ein großer Stein, der im Herabfatlen zwischen den Wänden des Brunnens sich eingeklemmt, und das nachfallende Gemäuer aufgehalten hatte, war sein Schirmdach gewesen. Der S a t y r i k e r. Ein Schriftsteller , der mehrere Satyren geschrieben hatte, wurde vvn seinen Freunden gebeten, keine Satyren mehr zu verfertigen, weil er sich damit zu viele Feinde zuzöge. Er antwortete ihnen: »Mögen sie immerhin mir feind werden, ich bin und bleibe ein ehrlicher Mann, und fürchte mich vor ihnen nicht.« Tüchtigkeit. Ein Satyriker wurde zum Geschichtsschreiber seines Fürsten mit einer jährlichen Besoldung vvn 2000 Thalern ernannt. Ganz erstaunt über diese Anstellung sagte er: »Als ich Satyren schrieb, die ich zu machen verstehe, wurde ich verfolgt; und nunmehr werde ich besoldet, um etwas zu thun, was ich nicht verstehe.« Gute Art Schulden zu bezahssrn. - Ein be- kannter Schriftsteller hatte im Spiel fünfzig Louisd'or an eine Dame verloren, und versprach das Geld in acht Tagen zu bezahlen. Die Zeit war um, er zahlte nicht, die Madame mahnte, und zwar sehr ungestüm. Er schickte ihr hierauf ein Exemplar vvn jedem seiner Werke, mit der Bitte, sich so lange die Zeit damit zu vertreiben, bis er ihr würde das Geld übermachen können. Die K n n st r i ch t e r. 1 Alle, die ihn recenstren, Critisiren, Censuriren, Diel Papier damit verschmieren — Wenn wir sie auch numeriren, Zu einander dann addiren, Mit sich selbst multipliciren, Das Quadrat davon formircn, Es zum Cubus pvtcnziren Und das Facit anssummjren — Würd' ein —- — resultiren.