Vörös A. szerk.: Fragmenta Mineralogica Et Palaentologica 12. 1985. (Budapest, 1985)

SCHLUSSBEMERKUNGEN Die in der Arbeit gegebenen eingehenden Analysen, sowie die Listen und Tabellen zeigen es, dass sich unsere Kenntnisse Uber die subfossile Vogelfauna Ungarns bedeutend vermehrt haben. Die Artenzahl erhob sich dadurch von 43 (BÖKÖNYI & JÁNOSSY 1965) auf 60, also 17 Arten wurden zum ersten Mal in Ungarn aus neolithischen bis mittelalterlichen Fundstellen bestimmt. Natürlich ist diese Zahl sicherlich noch immer nur ein Bruchteil der damaligen Ornis, da deren Artenzahl heute Uber 300 Arten umfasst und sie dürfte in der Vergangenheit noch reicher gewesen sein. Es ist dabei vor Augen zu halten, dass nur in 1 % archäologischer Fundstellen in Ungarn Vogelreste überhaupt geborgen wurden. Aus unserer mehrfach zitierten früheren Zusammenfassung sollen an dieser Stelle einige, ­- hauptsächlich durch S. BÖKÖNYI zusammengestellten, - Bemerkungen, die damals nur in unga­rischer Sprache beschrieben wurden kurz zusammengefasst werden (BÖKÖNYI & JÁNOSSY 1965). Die Vogelknochen aus dem Neolithikum und der Bronzezeit stammen grösstenteils von Wasser­arteh und die Zahl kontinentaler Formen, sowie der Greifvögel vermehrt sich allmählich bis zum Mittelalter. Diese Tatsache kann teilweise dadurch gedeutet werden, dass die älteren Siedlungen mehr ans Wasser gebunden waren und anderseits sie alles verzehrt haben, was eben jagdbar war. Später wurde die Jagd eher zu einem Sport der höheren Gesellschaftsklassen. Die meisten Vogel­knochen stammen dabei nicht von einstigen Dörfern, sondern von Burgen und Schlössern und wir verfügen über Daten, die es beweisen, dass die Leibeigenen und die Bürgerschaft schon im frühe­ren Mittelalter aufgrund von Gesetzen von der Jagd ausgeschlossen waren (BÖKÖNYI 1958, ACSADI 1944, usw.). Über die besondere Bedeutung der Trappen, Kraniche und grösserer Greifvögel im Leben un­serer Vorfahren wurde schon anlässlich der anatomisch-systematischen Analyse geschildert. Ebenda wurde es versucht, das absolute Fehlen der Reste von grösseren Falken zu deuten (wurden diese vielleicht speziell beerdigt?) Wie wir noch zuletzt darauf zurückkehren, sind Knochen kleiner Vögel allgemein recht selten im ganzen Inventar. Ebendeswegen ist es auffallend, dass an den mittelalterlichen Fundstellen von Visegrád Drosseln vorkommen. Diesbezüglich ist jene Angabe von Bedeutung, die RADVANSZKY (1893) auffinden konnte: laut kontemporären Aufzeichnungen mussten verschiedene Herrschaftsgüter auf die Hochzeit der Gräfin Zsuzsa THURZÓ in 1603 u.a. 130 kleine Vögel abliefern. Das spricht für die damalige Verbreitung des italienischen Stils in Ungarn. Von stratigraphischer Hinsicht kann wenig gesagt werden. Weiter oben wurde darauf schon hingewiesen, dass die Alpendohle ( Pyrrhocorax graculus ) noch als pleistozänes Relikt, vielleicht bis zum Neolithikum weiterlebte. Die Knochen des Jagdphasans ( Phasianus colchicus ) konnten dabei nur aus mittelalterlichen Fundstellen bestimmt werden. Die Einbürgerung dieses Jagdobjektes dürfte auch in unserem Gebiet nicht viel früher erfolgt sein, wofür auch vom 15ten - 16ten Jahrhundert stammenden schriftlichen Aufzeichnungen Mahlzeitbeschreibungen sprechen (Daten über Schlachtbänke: CSÁNKI 1883, NYÁRY 1867). Wie darauf schon früher hingewiesen wurde, lebte laut der Funde das Birkhuhn während des Holozäns ständig, im Hügelland ebenso wie in der Tiefebene, - natürlich nur in geeigneten Biotopen. Dabei sprechen mittelalterliche Urkunden dafür, dass sich das Haselhuhn schon seinerzeit in die Gebirgswälder zurückgezogen hatte (RADVANSZKY 1883, 1893). Über die ökologische Charakteristik der Vogelfaunen kann eigentlich wenig gesagt werden, da es sich hier um eine unnatürliche Auslese handelt (siehe Tabelle 1). Unsere Kenntnisse über die holozäne Vogelfauna Ungarns haben sich also wesentlich bereichert. Die relativ geringere Zahl der Vogelknochen im archäologischen Inventar allgemein kann aber nicht nur mit jener, in der Literatur öfters erwähnten Annahme, - sie waren durch Hunde vernichtet worden, - gedeutet werden. Das Fehlen kleinerer Arten ist dabei besonders auffallend. In der Zu­kunft können wir in dieser Hinsicht nur durch Verfeinerung der Grabungmethoden (z.B. Schlämmen) neuere Resultate erwarten.

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