Dr. Nagy I. Zoltán szerk.: Fragmenta Mineralogica Et Palaentologica 7. 1976. (Budapest, 1976)

Unter den kleinen Wühlmäusen ist die absolute Dominanz der Feldmaus (Microtus arvalis) und vielleicht auch das Fehlen einer Pitymys-Form besonders charakteris­tisch. In der Zukunft kann eventuell auch den mit 4 bis 6 Prozent auftretenden Va­rianten (siehe Taf. n. Abb. c) eine stratigraphische Bedeutung beigemessen werden (" forma maskii " von RÖRIG und BÖRNER, 1905), die ich bis jetzt im älteren Pleis­tozän nicht vorfinden konnte (im Jungpleistozän sind sie mit einem Anteil von 10-15 Prozent vorhanden). Über die übrigen Faunenelemente kann folgendes gesagt werden: Das reiche herpetologische Material (Schlangen sind Massenhaft und unter den Anuren ist nur die Knoblauchkröte Pelobates vorhanden) unterstreicht den "interglazialen" Charakter der Fauna. Unter den Vögeln ist das parallele Vorkommen der zwei euro­päischen Trappenarten auffallend und bis jetzt einmalig in Ungarn. Die weisszähnige Spitzmaus (Crocidura) vertritt eine grössere Form, die etwa in die Grössenkategorie von Croeidura leucodon fallt, jedoch nicht die Abmessungen von Crocidura robusta erreicht. Letztere scheint in unserem Gebiet für das Letztinter­glazial charakteristisch zu sein (weiteres darüber siehe bei der Beschreibung der Fauna von Nagyharsányhegy 6. in dieser Arbeit). Die Fledermausfauna ist ziemlich indifferent, obzwar die Bechstein-Fledermaus für das mittlere Pleistozän unseres Gebietes charakteristisch zu sein scheint und das Vorhandensein des Kleinmausohres (Myotis blythi ) den südlichen Charakterzug der Fauna zum Ausdruck bringt, was gleichzeitig unsere Fauna mit jenen des älteren Pleistozäns verknüpft. Trotzdem, dass wir in dieser Fauna zur stratigraphischen Auswertung eigentlich we­nig Anhaltspunkte haben, zeichnet es sich aufgrund der oben angeführten kleinen "Mosaiksteine" eindeutig ab, dass wir es mit einer jungmittelpleistozanen Tiergesell­schaft zu tun haben. In erster Reihe hat hier natürlich die "Übergangsform" von Arvicola eine besondere Beweiskraft. Ferner sprechen die absolute Dominanz von Microtus arvalis (bis heute für alle "nichtglaziale" Ablagerungen unseres Gebietes bezeichnend), die speziellen allometrischen Verhältnisse der Bezahnung der grossen Hamster, das absolute Fehlen jeglicher altpleistozäner Relikte und eine Reihe anderer oben angeführter Einzelheiten ebenso eindeutig gegen eine Einstufung in das ältere (Uppony), wie in das jüngere Mittelpleistozän (Solymár) des Karpathenbeckens. Da es sich hier scheinbar um eine in unserem Gebiet bisher ganz unbekannte, selb­ständige Faunenphase handelt, schlage ich für diese die Benennung Castellum-Phase (vom lateinischen Castellum=Burg, Befestigung) vor. 2. Nagyharsányhegy 6. Diese Fundstelle liegt im Villányer Gebirge. Die Fundumstände sowie ein vorläufiges Bild über die Fauna wurden schon in der Literatur geschildert (KRETZOI, 1956; JANOSSY, 1969). Die stratigraphische Einstufung dieser Tiergesellschaft war aller­dings bis zur kürzesten Vergangenheit - teilweise wegen der Ärmlichkeit der Funde - nicht befriedigend. Deswegen habe ich im Jahre 1975 eine schon früher geplant

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