Folia historica 15
Németh Gábor: A Magyar Nemzeti Múzeum Újkori Osztályának céhes iratai
hunderts an übte der Wiener Hof durch den Statthalterrat einen immer stärkeren Einfluss auf das Leben der Zünfte aus. Der Anordnung des Statthalterrates von 1813 folgten zentral erlassene, gedruckte Zunftprivilegien mit einheitlichem Text in immer grösserer Anzahl, auch von denen verwahrt das Museum mehrere Exemplare (Nr. 1,3,4, 9). Die Protokolle, Meister- und Gesellenlisten, sowie die Merkbücher sind Beiträge zur Erkennung des innerlichen Lebens der Zünfte. Sie verewigten den Ablauf der Zunftversammlungen, die Einzahlung von Strafgeld und Meistertaxen, sowie die Personalien von Meistern und Gesellen. Aus den im Museum aufbewahrten Stücken ragt das Meisterbuch der Rauchfangkehrerzunft in Pest-Buda durch seinen kunstgewerblichen Wert hervor, der vergoldete, im Empirestil verfertigte Ledereinband des Buches ist das Werk eines Buchbinders in Pest (Nr. 11, Abb. 2). Die dekorativsten Dokumente der zünftlerischen Handwerksgeschichte sind die sog. Kundschaften, welche in der Praxis der ungarländischen Zünfte nach ihrer zentralen Einführung im Deutsch-Römischen Reich (1731) sich einbürgerten. Die Kundschaft der Innung der Riemer in Sárospatak vom Jahre 1776 wurde mit volkstümlicher Pflanzenornamentik und Arbeitsdarstellung verziert. Auf dem letzteren kann man dem Arbeitsvorgang genau folgen und die einzelnen Werkzeuge identifizieren (Nr. 1, Abb. 4, 5). In Ungarn wurden bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts meistens handgeschriebene, verziert ausgefertigte Kundschaften verfertigt, die oft Zunftzeichen und Handwerkerwerkzeuge als Verzierung an sich hatten (Nr. 21, 23). Vom Anfang des 19. Jahrhunderts an repräsentieren die mit einer Vedute versehenen Exemplare einen besonderen Typ der schnell zunehmentend gedruckten Kundschaften (Nr. 29, abb. 7, Nr. 32, Abb. 6, Nr. 30,33). Den Gebrauch von Wanderbüchern führte die Anordnung des Statthalterrates vom 16. Juli 1816 ein. Die Forschung der Richtung und Gebiete der Gesellenwanderungen werden hauptsächlig durch diese ermöglicht. Die meisten Gesellen besuchten jene zünftlerischen Zentren, die in der Umgebung ihres Wohnortes lagen, wie z.B. Ignaz Schättl [Pécsvárad, Pécs, (Fünfkirchen) Valpó], (Nr. 18). Demgegenüber besuchte der Glasergeselle Henrik Giergl, der aus einer bekannten Familie in Pest stammte, in den Jahren zwischen 1840-1847 mehrere Städte in den deutschen Fürstentümern, er war auch in Norditalien. Eine Besonderheit seines Wanderbuches ist die eingeklebte Anordnung Wilchelms des Fürsten von Württemberg, welche sich auf die als Kommunisten verdächtigen Wandergesellen bezog (Nr. 15). 130