Folia historica 11
Vigh Károly: Pulszky Ferenc levelei a Magyar Nemzeti Múzeumban
In der Emigration lebend sah Pulszky einen einzigen realen Ausweg, und zwar die Unterstützung der Politik von Ferenc Deák: den österreichungarischen Ausgleich von 1867. Dabei blieb er ein Verehrer von Kossuth. Als er aus familiär en Gründen (seine Gemahlin und einer semer Söhne starben an Typhus) schon 1866 heimkehren durfte, ernannte ihn der Kultusminister der Andrassy-Regierung, der Zentralist Baron József Eötvös im Jahre 1869 zum Direktor des Ungarischen Nationalmuseums. Durch die Erwerbung von zahlreichen wertvollen Sammlungen (zjB. die Esterházy-Bildergalerie) sowie infolge seiner museumsorganisatorischen Tätigkeit erhob er das Ungarische Nationalmuseum auf das Niveau der modernen Museen im europäischen Sinne. Daneben führte er auf politischem Gebiet weiterhin eme Rolle und als Abgeordneter sprach er im Parlament öfters für das Ungarische Nationalmuseum. Ausserdem kämpfte er für die Judenemanzipation, die Vollendung der bürgerlichen Entwicklung, die Schaffung eines modernen Ungarns. Sein Haus wurde zum Salon des ungarischen Kulturlebens, wo sich nicht nur namhafte ungarische Wissenschaftler und Künstler, sondern auch berühmte ausländische Gelehrten trafen. Kein Wunder, dass er Vorsitzender der akademischen Komitee für Archäologie, der Archäologischen Gesellschaft, des Rates für bildende Künste, sowie Mitglied des Direktionsrates der Akademie und des Landesrates fur Denkmalschutz wurde. Von seinem Gesamtwerk seien hier die Bücher "Magyarorszag archaeologiaja" (Die Archäologie Ungarns) und "Eletem és korom" (Mein Leben und meine Zeit — eine Selbstbiographie in zwei Bänden) — letzteres eines der besten ungarischen Memoiren erwähnt. Der Direktor des Ungarischen Nationalmuseums, eine bedeutende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens starb nach einem tätigen Leben im Jahre 1897. Die in dieser Studie publizierten acht Pulszky-Briefe — mit einer Ausnahme — berühren zwei Themenkreise, und zwar Angaben zu seiner öffentlichen Tätigkeit als Abgeordnete von Gyöngyös, sowie persönliche Briefe an seine zweite Gemahlin Roza Geszner. Die letzteren enthalten viele wichtige Angaben zu den damaligen innenpolitischen Verhältnissen, sowie zur archäologischen Konferenz vom Jahre 1889 in Paris. 102