Folia historica 6
Cennerné Wilhelmb Gizella: Théodore Valério Magyarországon
können wir die Reise des französischen Künstlers genau folgen. Im 1851 kam er über Pressburg (Bratislava, ÍSSR) in die Komitate Pest, Szolnok und Csongrád auf der Tiefebene, weiter in den Banat und in das Randgebiet von Siebenbürgen. 1852 besuchte er die Komitate Komárom und Árva (Orava, ŐSSR), dann wieder die Umgegend von Pest und Szolnok, endlich die Stadt Szeged. In diesem Jahre begab er sich auch in das Komitat Heves. Unter den Aquarellen kommen ungarische Typen in ganzer Figur und Kopfstudien vor. Quantitativ haben die letzteren die Oberhand. (Abb. 1.) Einige Blätter ähnlichen Themas sind durch den von Humboldt unterstützten Ankauf des preussischen Königs auch nach Berlin gekommen. Sie werden im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin aufbewahrt. Es ist sehr aufschlussreich die Aquarelle mit den Radierungen vom gleichen Thema zusammen zu betrachten. Der junge Schweinehirt wirkt viel monumentaler und gelassener auf der Aquarelle. Die Radierung hat die Stellung, den Gesichtsausdruck und den Hintergrund der Figur eher der literarischen Ideenwelt vom „Sohne der Puszta" nähergebracht. (Abb. 2-3.) Die Kleidung und das Beiwerk blieben aber auch auf dem vervielfältigten Blatte der Alltagstracht treu. Von jener, noch wenig Verzierung und Farben aufweisenden Alltagskleidung berichtet die Darstellung eines bescheidenen Hirten, oder des, nur in grauen Tönen gekleideten rumänischen Viehhüters. (Abb. 4—5.) Unter den Bleistiftzeichnungen ist das einzige Blatt, worauf er sein Modell mit ganzem Namen nennt. Der junge, nach slowakischer Art gekleidete Bauer heisst János Karabinos aus dem Marktflecken Klenóc (Klenovec, ŐSSR) im Komitate Gömör. Auf den Bleistiftzeichnungen wird das Gesehene weniger detailliert wiedergegeben als auf den Aquarellen. Das meisterhafte Festhalten einer momentaner Erscheinung, sowie das tiefe Eingehen des Künstlers in die Innenwelt des Modells machen die Darstellungen Valérios besonders wertvoll. Hauptsächlich erweckt die Jugend seine liebevolle Aufmerksamkeit, und aus diesem Gefühl sind die technisch korrekt-einfachsten, aber die schönsten Darstellungen entstanden. (Abb. 8—9., 13.) Auch die Wiedergabe von einigen Dorfbauten und PusztaSiedlungen verdanken wir dem französischen Künstler. (Abb. 14.) Jene von Valério gezeichneten Ortschaften gelten als einmalige Dokumentation der Siedlung, denn kein anderer Künstler hat sie zum Thema erwählt. Neben dieser eher ethnographischen Schilderungen ist die märchenhafte Atmos67