Folia historica 4

Vona Anikó: Olasz korsós minta egy magyar úrihímzésen

Motiv mit „italienischem Krug " auf einer ungarischen „Adelsstickerei " Die Stickerei der Herrenhäuser ist eine der reichsten Gruppen der ungarischen Textilkunst. Sie lebte ihre Glanzperiode im 16—17. Jahrhundert, in der Zeit der Türkenherrschaft. Um diese Zeit hat sich diese Handstickerei nicht nur in unserem Land ausgestaltet, sondern auch im ganzen Europa. Bei uns hat man aber, neben der althergebrachten Tradition sowohl die östlichen als auch die westlichen Stilszüge in der Ausgestaltung der Muster verwendet. Die östlichen Einwirkungen sind entweder unmittelbar (besonders während der Türkenherrschaft), oder durch italienische Vermittlung zu uns hergelangt. Die ungarische Kunststickerei hat aber viel lieber die italienische renaissancezeitliche Ornamentik angewendet, .die sie von Geweben, aus Meisterbüchern und durch Vermittlung der Handwerksgesellen kennenlernen konnte. Die Stickereien haben entweder die Mädchen und die Frauen in der Edelhöfen und reichen städtischen bürgerlichen Häusern, oder die Sticker und die Stickerinnen angefertigt. * Die ungarische renaissancezeitliche Stickerei ist harmonisch propor­tioniert, leger, in der Komposition nicht zu dichtgedrängt. Die Hauptbetonung liegt auf den Blumen. Wir können an den mannigfaltigen Formen der Tulpen, der Granatäpfel und der Nelken Wohlgefallen finden. Unsere ausgewählte Stickerei ist ein schönes Beispiel des italienischen Krugsmusters. Es ist ein Detail von dem Bord eines Leintuches, das aus No/d­ungarn stammt, aus dem 17. Jahrhundert. Es ist auf weisse Flachsbaumwolle mit blauem, grünem und cremefarbigem seidenem Fachgarn gestickt. Auf dem.Hauptast, der aus dem Krug hervorwächst, blüht eine Tulpe, an den zwei sich zur Seite biegenden Ästen sehen wir einen grossen und einen kleinen Granatapfel, eine kleine Tulpe und eine Nelke. Die Komposition ist zweiseitig ebenmässig, die Nelke ist naturalis­tisch, die Tulpen und Granatäpfel sind stilisiert dargestellt. Von den zwei Seitenästen dehnt sich gegen den Krug je-ein Zackenblatt mit gelbem Faden, und die Korne darin sind blau. (Ein auf östlichen Ursprung zurückführbares Motiv.) Zwischen den Formen der in der Vase stehenden Blumen erschaffen die die Tulpe bekränzenden Blätter vollkommenen Einklang, und das aus dem Kruge ausstehende Blatt mit der unteren gelappten Bordierung. Die sind mit den rundlichen Formen die Eigentümlichkeiten des Renaissancenstils. 156

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