Folia archeologica 52.

Tóth Endre: III. Béla vagy Kálmán? A székesfehérvári királysír azonosításáról

III. BKI A VAC.Y KAIMAN? 161 einzige Kreuz in Ungarn, bei dem die Texttafel oben am senkrechten Balken ange­bracht worden ist. Kreuze dieser Form waren im westlichen Kaiserreich im 10.-11. Jahrhundert üblich. Da auch das Exemplar von Székesfehérvár auf das 1 I . Jahrhundert datiert werden kann, scheint es wahrscheinlicher zu sein, class es dem im Jahre 1116 bestatteten Koloman beigegeben wurde, und nicht ins Grab des 1 196 verstorbenen Béla III. An die Achse des Granatsteines vom königlichen Ring wurde die Inschrift Abdallah ibn Muhammed eingeschnitten. Ein ähnlicher Cabochon war auch in diejenige Krone sekundär eingesetzt worden, die im Grab der Königin Constanzia in Palermo aufgefunden wurde. Aus Sizilien, wo überigens die arabische Sprache noch Jahrzehnte lang nach der normannischen Eroberung vom Jahre 1080 als offizielle Sprache galt, konnte der Ring (oder dessen Stein) als Geschenk von sei­ner Frau in den Besitz des Königs Koloman gelangt sein. Die besten Analogien für die halbmondförmigen Zellenemailplatten der Enkolpion am Hals des Königs kann man ebenfalls in Süditalien auffinden. In den Stein des Ringes der Königin wurde eine Sirene eingeschnitten, die Lyra spielt. Sirenendarstellungen sind seit der Antike wohlbekannt. Neben ihrer Darstellung mit Vogelkörper und Menschenkopf antiken Ursprungs erschienen in Westeuropa in der Karolinger-Zeit die Fisch-Sirenen, die mit menschlichem Oberkörper und mit fischfömigem Unterkörper, manchmal in gedrehter Form, dargestellt wurden. Da die Fisch-Sirene im Byzantinischen Kaiserreich und im Orient nicht auffindbar ist, kann der Ring der Königin nicht vom Osten gestammt haben. Deshalb geht es hier weniger um Agnes Chatillon aus Antiochien, viel mehr um die normannische Prinzessin aus Sizilien: In Süditalien kommt die Fisch­Sirenendarstellung westlichen Typs auf Mosaikfußböden vor. Was also das Königspaar von Székesfehérvár betrifft, gibt es nichts, was eine Identifizierung mit Béla HI. und Anna Chatillon belegen würde, während bei Koloman im Gegenteil: für ihn sprechen der Herstellungsort des Emails der F.nkolpion, die Grabbeigabe und die Datierung des Prozessionskreuzes, sowie der Stein des Ringes mit Sirenendarstellung, all diese sind schwerwiegende Argumente. Die Untersuchung der Grabf unde kann auch die älteren und neueren Ausgrabungsbeobachtungen, die Boden- und Schichtenverhältnisse nich ent­behren. In Kenntnis von diesen sind die eventuellen chronologischen Folgerungen bezüglich der aus Marmorplatten zusammengestellten Grabes und innerhalb der Gräbergruppe im Einklang mit der Baugeschichte der Probstkirche genauso nötig, wie die Durchführung von naturwissenschaftlichen Untersuchungen. Endre Tóth Übersetzung: Eszter Aczél

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