Folia archeologica 51.
Gyöngyössy Márton: Oszmán-török ellenjegy középkori magyar arany-forintokon?
190 GYÖNGYÖSSY M AR ION OSMANISCHE GEGENSTEMPEL AUF MITTELALTERLICHEN UNGARISCHEN GOLDGULDEN? In der Münzsammlung des Ungarischen Nationalmuseums befinden sich zwei Goldgulden von Matthias Corvinus (1458-1490), auf die die osmanische Gegenstempel sahh geprägt worden ist. Beide, gut datierbare Goldgulden stammen aus der Münze von Hermannstadt in Siebenbürgen (ung. Nagyszeben, heute Sibiu in Rumänien) - mit den Münz- und Meisterzeichen der Kammergrafen Oswald Wenzel und Christophorus de Florentia, und zwar etwa aus den Jahren 1458-1460. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hat der ungarischen Goldgulden (engürüsiye) eine bedeutende Rolle im Münzverkehr des Osmanischen Reiches gespielt, obwohl der venezianische Dukaten (efrenjiye ) als wichtigste Währung des Reiches gegolten hat. Wir kennen keine Fundangabe, deshalb können wir den Umlauf des ungarischen Goldguldens im Osmanischen Reich anhand schriftlicher Quellen rekonstruieren. Laut eines Inventariums der Schatzkammer hat Sultan Mehmed II. (1444-1445, 1451-1481) etwa 2.308.200 Goldmünzen als Bargeld im Jahre 1481 gehabt, unter ihnen auch 70.000 ungarische Goldgulden (3,03%). Wenn wir die damaligen Wertverhältnisse analysieren, müssen wir feststellen, trotzdem daß der ungarische Goldgulden besserer Qualität (Feinheit: 989,6%o, Rauhgewicht: 3,5585 Gramm) gewesen ist, haben die Osmanen ihn gegenüber dem venezianischen (Feinheit: 979,16%o, Rauhgewicht: 3,559 Gramm) und dem türkischen Dukaten (Feinheit: 980%o, Rauhgewicht: 3,56 Gramm) im Reich devalviert. László Réthy, der Autor von Corpus Nummorum Hungáriáé, hat mit der Hilfe Alexej Markows, des Direktors von der Eremitage in Sanktpetersburg, diese Gegenstempel arabisch als raidsch (= „gültig") gelesen. Später hat schon auch Réthy diese Lesung im Zusammenhang mit einem kontermarkierten venezianischen Dukaten im Münzsammlungsinventar des Nationalmusems korrigiert: die Gegenstempel ist arabisch-türkisch als sahh (= „gut") gelesen worden. Hans Wilski, der das Handbuch der kontermarkierten osmanischen Münzen und der osmanischen Gegenstempeln veröffentlicht hat, ist derselben Meinung. Er hat den dritten Typ der Gegenstempel sahh - also den Typ auf den ungarischen Goldgulden - gleich nach 1467 datiert. Zu einer genaurer Datierung dieser Gegenstempel dürfen wir die wirthschafts-, kriegs- und münzgeschichtliche Ereignisse nicht ausser acht lassen. Wie ich schont erwähnt habe, sind diese Goldgulden zwischen 1458-1460 in Hermannstadt geprägt worden. Diese Münzen gehören zu den Wappengulden von Matthias Corvinus, nach 1470 hat der König einen neuen Typ, den sogennanteti Madonnengulden prägen lassen. In der Zeit des osmanisch-venezianischen Krieges (1463-1479) hat das Osmanische Reich offensichtlich unter einem Mangel an Goldmünzen geleidet. 1477 sind die ersten osmanischen Dukaten (sultani) geprägt worden. Wahrscheinlich ist es notwendig vor einer eigenen Goldmünzprägung gewesen, nicht nur venezianische sondern auch andere Goldmünzen im Münzverkehr zu akzeptieren. Ich bin der Meinung, daß diese Gegenstempel auf diese ungarischen Goldgulden am frühesten zwischen 1463-1470 konnte geprägt werden. Márton Gyöngyössy