Folia archeologica 48.

Endre Tóth: A magyar koronázási jogar

146 ENDRE TÓTH der erbenlose burgundische König Rudolf III. Krone und Zepter Heinrich II. 170 Wenn also das Zepter ein Geschenk Heinrichs II. war, dann hatte diese Handlung zumindest symbolische Bedeutung. Wie läßt sich die Datierung des Zepters an den Anfang des 11. Jahrhunderts mit den ungarischen Hoheitsinsignien zur Zeit Stephans I. und später vereinbaren? Eine wahrheitsgemäße Darstellung der tatsächlich benutzten Zepterform gibt es weder aus der Arpadenzeit noch später, bis zu dem Stich, der Matthias II. im Krönungsornat zeigt. Auch eine wanrheitstreue Abbildung der Kronenform oder zumindest ihres Typs ist aus der Arpadenzeit nicht zu belegen. In der Regierungszeit Stephans I. erscheint das Zepter überhaupt nicht in der ungarischen Herrscherrepräsentation. Auf dem Meßgewand, das 1031 der Basilika von Szé­kesfehérvár gestiftet wurde, diesem Prachtwerk der romanischen Kunst und Stickerei, hält Stephan I. in der Rechten die Lanze und in der Linken den Reichsapfel. Auch auf den wahrscheinlich während seiner Regierungszeit geprägten Goldmünzen hält er kein Zepter in der Hand. 17 1 Das Geschenk seines kaiserlichen Verwandten gelangte wahrscheinlich in die königliche Schatzkammer, eventuell zu den von Anfang an in der Székesfehérvárer Basilika aufbewahrten Krönungsschätzen. Zu bedenken ist allerdings, daß von Stephan I. insgesamt nur eine mit Gewißheit (Meßgewand) und eine mögliche zeitgenössische Darstellung (Goldmünze) erhalten blieben. Keine von beiden kann die Existenz des Zepters als Hoheitszeichen ausschließen. Die Könige aus dem Arpadenhaus erscheinen selten auf Münzen. In der Hand halten sie ein Zepter mit Kreuz oder Lilie darauf. Auf Münzen wird als erster Salomon (1063-1074) auf den Denaren abgebildet: in Orantenhaltung mit leeren Händen, 17 2 auf anderen Münzen mit Kreuzzepter. 173 Béla III. hält auf seiner Kupfermünze ein Lilienzepter in der Hand. 17 4 Der folgende König, der mit Brustbild dargestellt wird, Andreas II. (1205-1235), hat Schwert und Reichsapfel in den Händen. 17 5 Aus dem 11. Jahrhundert kennen wir noch Herrscherporträts, die nicht auf Münzen geprägt wurden. Peter (1038-1041 und 1044-1046) und Salomon sind auf ihren Bleibullen und Andreas I. (1046-1060) auf dem Zitationssiegel ( sigilla citatoria) mit Reichsapfel und Lilienzepter zu erkennen. 17 6 Ladislaus I., der Heilige, und Koloman tragen gleichfalls Zepter in der Hand. 17 7 Da in der Zeremonialordnung der Salbung des Königs Zepter oder Stab vorkommen, kann kaum daran gezweifelt werden, daß die ungarischen Könige im 11. Jahrhundert ein Zepter benutzten. Nach dem Heidenaufstand ließ Andreas I. 1047 nach der königlichen Ausrüstung und den Geschmeiden Stephans I. suchen. 17 8 Ferenc Makk folgert: 17 0 Thietmar, Chron. VIII, 7: Avunculus namque eius et Burgundiorum rex Rodulfus coronarti suam et sceptrum cum uxore sua et privignis et optimatibus universis sibi concessit (MGH Scriptores rerum Germanicarum nova series 9, hrsg. R. Holtzmann, München 1935, Nachdruck 1996). Sein Oheim, der Burgundenkönig Rudolf, hat ihm in Anwesenheit seiner Gemahlin, seiner Stiefsöhne und aller Großen Krone und Szepter übergeben und zugleich Huldigung und Eidesleistung erneuert, Thietmar, Chron. Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. 9, 1957, 1992, 7. Auflage. 17 1 Gedai 1999. 17 2 CNH 119 = Huszár 1979, 14. 17 3 CNH I 22 = Huszár 1979, 17. 17 4 CNH I 98-100 = Huszár 1979, 72. 17 5 CNH I 206-207 = Huszár 1979, 243-244. 17 6 DHA I, Tab. I—II. 17 7 DHA I, Tab. V-VI auf den Siegeln. 17 8 sed ipsum (sc. Stephanus) defuncto, Andreas in regno seccessit. Qui noviter intronisatus dum antecesoris inquireret ornamentum, supperlectilem regiam, Leuduino presuli precepit, út breves reilquiarum legeret et, quorum lipsana essent, pro scero sciret. Cartas legit pontifex prefatus, relocansque in eorum thecis, partim sibi retinuit. Fundatio ecclesiae s. Albani Namucenses a. 1047, MGH Pertz SS XV, 2, 962­964 = Gombos A., Cat. nr. 2354 = ungarische Übersetzung: Az államalapítás korának írott forrásai (Die schriftlichen Quellen der Zeit der Staatsgründung), Szegedi Középkortörténeti könyvtár 15. Szeged 1999.

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