Folia archeologica 48.
Endre Tóth: A magyar koronázási jogar
140 ENDRE TÓTH wirklichkeitstreu dargestellt. 13 5 Das Zepter erinnert an die spätmittelalterlichen Streitkolben. Dies war die Ursache, daß die östliche Herkunft immer wieder erwogen wurde. Auf die Untersuchung der östlichen Herkunft konnte natürlich nicht verzichtet werden, sie wurde von Gy. László unci András Alföldi vorgenommen. Trotz der Existenz awarenzeitlicher beinerner Kugeln nahm Gy. László 1938 nicht für die östliche Herkunft Stellung, schloß aber ihre Möglichkeit auch nicht aus. In seinen späteren Arbeiten hielt er siejedoch immer mehr-für möglich. 13 6 Neuerdings ist seit Eva Garams Bearbeitung klar geworden, daß die beinernen Kugeln in awarischer Zeit keine fürstlichen Rangzeichen, sondern ein Zubehör der für die Viehhaltung benötigten Hirtengeräte waren. Auch unter den Funden der landnehmenden Ungarn findet sich kein ähnlicher rangbezeichnender Gegenstand. 13 7 Daß der Stab im frühen Mittelalter dennoch irgendeine rangbezeichnende Rolle im Osten spielte, das belegt Gy. Lászlós Ausgangspunkt, die Bestattung von Taganca. Der Stab ist 155 cm lang und sein Knopf kaum größer als der Stockdurchmesser. Der Stab von Taganca kann ehestens der Vorgänger der russischen Bojarenstöcke sein. Mit den zeitlich fernliegenden Vorkommen in Ägypten und dem Mittleren Osten 13 8 (einschließlich den eventuellen zeitgleichen, aus dem 10.-11. Jh. stammenden Darstellungen biblischer Ereignisse) kann die Herkunft des ungarischen Zepters nicht erklärt werden. Das Keulenzepter auf biblischen Darstellungen und in der Hand von Personen muß vermutlich für einen Einfluß (eine Wechselwirkung) der in einer Kugel endenden Stäbe der Ottonenzeit gehalten werden. 13 9 András Alföldis 14 0 Aufmerksamkeit waren die Herrschaftsinsignien mit Kugelkopf auf den Repräsentationsbildern der deutsch-römischen Kaiser des 10. Jahrhunderts entgangen. Ein Exemplar des spätrömischen "Zepter"-Stabes mit Kugelende und langem Schaft ist erhalten geblieben. 14 1 Der Eschenholzschaft 13 5 Das Fehlen ungarischer Darstellungen der charakteristischen und vom europäischen Brauch völlig abweichenden (oder abzuweichen scheinenden) Zepterform zeigt gut, wie umsichtig man vorgehen muß, wenn man aufgrund von Darstellungen auf die Form des in Wirklichkeit benutzten Gegenstandes zurückfolgern will. 13 6 László 1999, II, 827-829. 13 7 Den Streitkolben in der Bilderchronik hält gerade einer der Vornehmen in orientalischer Tracht in der Hand. 13 8 Die Vorkommen zusammenfassend: Alföldi 1948-1949, 22-26. 13 9 Die von András Alföldi genannten schönen Beispiele (Alföldi 1948-1948, 26, Taf. 18,1,5 ); Elfenbeinkästchen, Pris, Bibliothèque National, Relief von Capua: E. Schaffran, Die Kunst der Langobarden in Italien, 1941, Taf. 42a. 14 0 Das aus den Emailblechen der Kanne von St.-Maurice d'Agaune rekonstruierte awarische Khaganenzepter stieß allgemein auf Ablehnung (F. Altheim, Türkstudien 5. Die Goldkanne von St-Maurice a'Agaune, Nouvelle Clio 4, 1952, 49-57). Die Zusammenfassung der Frage: Thurre 1995, der im Hinblick auf die bulgarischen Bezüge der Ikonographie der Emailbleche und die Technik den hohen Stand der georgischen und bulgarischen Emailherstellung betont. Die bulgarische Verwandtschaft der Ornamentik hat auch András Alföldi untersucht. Wenn wir historische Gründe suchen, ist die Wahrscheinlichkeit bulgarischer Beziehung viel größer als die einer georgischen Herkunft: der Deutsche Ludwig und der Bulgarenkhan Boris-Michael haben sich 846 in Tulln getroffen : (An. Bertiniani, An. Fuldense, Brief von Papst Nikolaus, die Quellenstellen s. Glossar zur frühmittelalterlichen Geschichte im östlichen Europa, Serie A, Bd. II, 107-108, 115). Das Treffen beider Herrscher mochte eine passende Gelegenheit sein, daß die Kanne oder der Gegenstand, zu dem die Goldbleche ursprünglich gehörten, im Falle bulgarischer Herstellung oder Vermittlung an den fränkischen Herrscher gelangte. 14 1 Einige Beispiele: auf der Rückseite des in Antiochien geprägten Galerius-Goldmedaillons in der Hand Juppiters, Kat. Washington Nr. 33; auf der Rückseite des antiochischen Goldmedaillons von Constantius II. in der Hand der Roma, Kat. Washington Nr. 40; unter den Stadt-Tyche vom Fundort Stadt Rom in der Hand der Roma, Mitte 4. Jh., Kat. Washington 153; auf dem Madrider Missorium in der Hand Valentinians II., 388. Kat. Washington Nr. 64; auf dem Diptychon des Consuls Clementinus (513) in der Hand der Roma, Kat. Washington Nr. 48 usw. Auf einem Justinian darstellenden Elfenbeindiptychon, 2. Viertel 6. Jh., Paris, Louvre, Kat. Washington Nr. 28.