Folia archeologica 48.
Endre Tóth: A magyar koronázási jogar
DAS UNGARISCHE KRÓNUNGSZEFI ER 137 auf dem Siegel Heinrichs II. mit herabhängenden Kügelchen dargestellt, aber das läßt sich unmöglich mit Sicherheit nachweisen. Die vom ungarischen Zepter herabhängenden kleinen Ketten werden - wie gesehen - eher sekundär sein. 0 Wie soll man die Kügelchen verstehen? Als einfache Zierden, oder hatten sie eine funktionale Rolle, eine Bedeutung? Sollten sie als Mittel gedient haben, Lärm zu machen, vielleicht mit einem verblaßten abergläubischen Hintergrund? Schellen sind Mittel gegen böse Geister: sie wurden im heidnischen wie im christlichen Umkreis gleicherweise benutzt, um abzuschrecken. Auf Meßgewändern und auch auf den späteren Monstranzen kommen sie auch vor, dort schon mit der Aufgabe, Aufmerksamkeit zu erregen. Wir wissen, daß auch zur deutschen Kaisertracht im 10.-11. Jahrhundert winzige Schellen gehörten, ihre Anbringung am Zepter könnte auch damit - also mit der Abwehr des Bösen - zusammenhängen. 11 Die vom Zepter herabhängenden Ketten und Kugeln können aber nicht als Mittel betrachtet werden, Lärm zu machen, weil sie nicht klingen, sondern stumpf und leise rascheln. Deshalb wird ihre Anbringung am ungarischen Zepter höchstwahrscheinlich von der Mode verlangt worden sein. Die von Ohrringen und Fibeln an Ketten hängenden Perlen, Steine und Goldkugeln sind das Ergebnis eines seit der Antike bestehenden Brauches. 122 Winzige Kügelchen und Anhänger hängen an Ketten am Agilulf-Kreuz von Monza, 12 3 an den Balken der ins 10.-13. Jahrhundert datierten kaukasischen Silberkreuze, 12 4 am Kreuz, das der fränkischen Königin Balthilde (680) auf das Totenhemd gemalt wurde, 12 5 sowie am Reliquiarkreuz von Köln (St. Severin) aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. 12( > Die in der Fassung der Zepterkugel aufgehängten Kügelchen stehen möglicherweise mit einem Schmucktyp im Zusammenhang, elessen Exemplare im 9.-12. Jahrhundert und fallweise auch später anzutreffen sind. An winzigen Kettengliedern hängende Perlen oder Metallkugeln waren ein beliebter Bestandteil der Ohrgehänge im 10.-11. Jahrhundert. 12 7 An lunulaförmigen Anhängern spätantik-byzantinischer Herkunft, die vor allem in osteuropäischen Slawenländern verbreitet waren, finden sich an 12 0 Die Ketten wurden so auf dem Goldblech befestigt, daß das Basisblech gelocht und Golddraht hindurchgefädelt wurde. Hätte man von vornherein an die Anbringung von Ketten gedacht, wären an den entsprechenden Stellen Ösen angelötet worden, was sich zusammen mit der Auflötung des Filigrans ästhetisch hätte lösen lassen. 12 1 Schramm, E. P., Tintinnabula, in: Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Bd. II, Stuttgart 1925, 554-559; Schulze-Dörrlamm 1995, 88. 113. 12 2 Yeroulanou 1999, Cat. Nr. 53, 156, 378, 381, 387, 429, 438, 454, Ohrgehänge aus dem 6. Jh.: unbek. Fo, 6. Jh.: E. Coche de la Ferté, Antiker Schmuck, Stuttgart s. a. Nr. VII = Kat. Louvre 1992, Nr. 82, opus interrasile-Ohrring, Syrien, 7. Jh., De Clercq-Sammlung, 6.-7. Jh. Paris, ebd. Nr. XIV = Kat. Louvre 1992, nr. 83, Goldohrring von Untersiebenbrunn (Osterreich), 5. Jh., Noll, R., Vom Altertum zum Mittelalter, Wien 1974, M. 12; 1. Halskette, Aphrodite in der Muschel mit drei Perlen an Ketten, Washington, DOColl., Kat. New York, nr. 288. 6.-7. Jh. Ohrgehänge, vom goldenen Ohrring hängen vier Perlen an Ketten, New York, The Metropolitan Museum of Art, Kat. New York, Nr. 306, 1. Hälfte 7. Jh.; Ohrring, Fo.: Zypern, Nikosia, Museum, 6.-7. Jh. Kat. Bruxelles 1982, Nr. J.4. 12 3 Bárányné Oberschall AL, Die Eiserne Krone der Lombardei und der lombardische Königsschatz, Wien Ì 996, Abb. 22. 12 4 Kat. Moskva 1991, Nr. 748-749. 12 5 Vierck, H., Chelles, RGA 4, 1979, 425, Taf. 25, Kat. Mannheim II, 1996, 804. 12 6 Kat. Mainz 1992, 368. 12 7 Einige Beispiele: Ohrgehänge aus Zypern, 6.-7. Jh. (Nikosia, Museum) Splendeur de Byzance, Europalia 82, Bruxelles 1982, J4; goldenes Ohrgehänge, Schleswig-Holstein, 2. Hälfte 1 1. Jh., Kat. Mainz 1992, p. 164. Nr. 16; Runsberga, Öland, Stockholm, Kremon, Livland: SchulzeDörrlamm 1991b, 26 = Kat. Mainz 1992, 152, Nr. 25; Halbmondanhänger: Runsberga, Öland, silberner Halbmondanhänger mit drei Kugeln an Ketten, 1106 verborgen, nach Arne, SchulzeDörrlamm 1998, 705; Schulze-Dörrlamm 1991, Abb. 8; Steiner Berg goldener Halbmondanhänger, Kärnten, Privatsammlung, Karpf 1999, Abb. 19, 8.-9. Jh.; Töplitsch, goldener Halbmondanhänger, Kärntner Landesmuseum, Karpf 1999, Abb. 19, 8.-9. Jh.; Matzhausen, halbmondförmig, Karpf 1999, Abb. 20; Hensel 1965, 196, 122, Abb. 8; Conques, Hl. Fides,