Folia archeologica 41.
Kemenczei Tibor: Stanczik Ilona emlékére
12 TIBOR KOVÁCS Forscher des Themas G. Weicker, hat in seinen zu Beginn des Jahrhunderts geschriebenen Arbeiten daraufhingewiesen, daß die formelle Vergegenwärtigung der Sirenen, als von literarischen Nachlassenschaften beeinflußten imaginären Gestalten in der Kunst der verschiedenen Völker vom 7. Jh. v.u.Z. auftaucht. 15 Diese Feststellung wurde im wesentlichen von der Forschung des vergangenen halben Jahrhunderts kaum modifiziert, wie es auch den neueren Auswertungen nach für eindeutig zu sein scheint, daß die Grundbedingung der Bekanntwerdung der Sirenen die Geburt der Homerischen Gedichte war, ihre Verbreitung wurde in weitem Kreise durch die Intensivierung der orientalischen Verbindungen des Griechentums sowie die Ausstralung der griechischen Kolonisation gefördert. 1 6 Bezüglich des Sinngehaltes der vom 8. Jh. v.u.Z. als Auflage der Bronzegefäße, als Szenen der Terrakotengefäße bzw. als Vasenbilder erscheinenden sirenenhaften Darstellungen teilen sich — mit Aufnahme der sich an die Odysseus-Sage knüpfbaren Vasendarstellungen — die Meinungen. Zum Teil ist es hiermit zu erklären, daß die Attribution der sog. Sirenendarstellungen — ihre sinnmäßig-formellen Wurzeln in je anderer Richtung bzw. in der Religionssymbolik suchend — die Forschung bis jetzt eindeutig nicht lösen konnte. Die diesbezügliche weitläufige Polemisierung kann in diesem Falle beiseite geschoben werden, höchstens jene Hypothesen verdienen eine Erwähnung, die sich nicht nur nach Ägypten orientieren, sondern auch die Darstellungen Kleinasiens in Betracht nehmen. Auf diesem Faden konnten wir zwar räumlich weit gelangen, doch auf dem chronologisch zurück führenden Weg nur sehr wenige Schritte unternehmen. E. Terrace teilt nämlich aus Südwest-Iran zwei teriomorphe Gefäße mit. 1 7 Das eine ist ein Streufund aus einer Privatsammlung, das andere wurde in Daylaman gefunden — unter anderem — in der Gesellschaft von Bronzestatuetten, die sich zwischen 1000—800 v.u.Z. datieren lassen. Es ist disputabei, ob dieses letztere eine einfache teriomorphe Darstellung oder nur ein Gefäß mit Menschengesicht (eventuell mit Maske?) und mit Vogelkörper ist. Wir denken eher an das letztere und ergänzen es damit, daß A. Parrot aus der Louvre-Sammlung eine mit ähnlichem Kopfteil bzw. Vogelschweif versehene — im Grab gefundene — sog. Ringvase, ebenfalls aus NW-Iran erwähnt. 1 8 Und an diesem Punkt reißt der chronologisch zurückführende Faden der gefäßartigen Menschen-Vogelsymbolik — vielleicht infolge unserer mangelhaften Kenntnisse — plötzlich ab. Es ist zwar wahrscheinlich, daß die stilistischen Verbindungen der Darstellung von Daylaman ebenso nach Syrien zeigen, wie dies J. Karageorghis von den mittel- und spätbronzezeitlichen sog. Statuetten mit Vogel- (Papagei-) Kopf Zypern nachgewiesen hat. 1 9 Diese letzteren sind zwar kombinierte Menschen — Tierdarstellungen und schließen sich chronologisch gut unserem Thema an, doch ist es offenkundig, daß sie zur Lösung keinen effektiven Anhaltspunkt geben. Wir sind der Meinung, da Jahrtausende hindurch 1 5 Weicker 1912; Weicker 1909-1915, 618-619. 1 6 Philipp 1929, 300-301; Nilsson 1941, 182-184, 212-213; Muscarella 1962; Rose 1969 239-241; Butterworth 1970, 54-55, 151-152, 181; Dodds 1970, 221-222, Anm. 38 : Döbbler 1972, 39-43; Nilsson 1972, 10-34. 1 7 Terrace 1962, 215-217, Abb. 4, 7. 1 8 Parrot 1963, 236-242, Taf. 16 : 1-2. 1 9 Karageorghis 1977, 76-78.