Folia archeologica 30.
János Eisler: A Magyar Nemzeti Múzeum csontnyergeinek kérdéseihez. II.
216 J. EISL F.R Vom letzten Drittel des 14. Jhs - vielleicht aus den Jahren um 1400 - stammt der Hl. Georg des Münchner Bayerischen Nationalmuseums. An dieser Schnitzerei erscheint das Motiv nicht mehr seitenverkehrt im Vergleich zum Budapester Detail. 1 9 Außer diesen beiden angeführten Beispielen muß auch nach die einem böhmischen Meister zugeschriebene Zeichnung (zweites Viertel des 15. Jhs 2 0) erwähnt werden, wo ebenfalls ein sich auf den linken Fuß des Helden windender Drachen mit dem Hl. Georg kämpft (Abb. 3). Die drei vorgeführten Beispiele beweisen, daß die von einem böhmischen Meister oder unter Wirkung der böhmischen Kunst angefertigten Hl. Georg-Darstellungen - seien sie sowohl im böhmischen Gebiet oder in Niederösterreich entstanden - als Motivvorläufer, schon bis zum ersten Jahrzehnt des folgenden Jahrhunderts erscheinen. Zur Datierung des Auftauchens des stehenden, mit der Lanze kämpfenden Hl. Georgs auf unseren Sätteln - soll noch ein Umstand beachtet werden. Im Besitz der Universität zu Szeged sind zwei solche Schnallenbeschläge zu finden, auf welchen, wenn auch mit ungeschickter, primitivier Darstellung, jedoch gut herausnehmbar der Hl. Georg zu sehen ist, auf dessen Fuß sich ein Drachen windet ( Abb. 4). Diese Abzeichen können ungefähr auf die Jahre 1440 datiert werden. 21 Ihr Fundort in Ungarn (Makó-Mezőkopáncs) beweist, daß das nördlicher (Böhmen) oder westlicher (Niederösterreich) erscheinende Motiv, um ein-zwei Jahrzehnte später, sich schon im südlichen Teil Ungarns verbreitet, u. zw. mit anderer Funktion. Das Motiv des stehend kämpfenden Hl. Georgs auf dem gegenwärtig im Nationalmuseum aufbewahrten Rhédey-Sattel war also, laut Bezeugung von Denkmälern, im ersten Drittel des 15. Jhs. selbst in Ungarn nicht unbekannt. Die stilgeschichtliche Stellung und die Entstehungszeit des Motivs des Hl. Georgs mit dem Drachen auf dem Rhédey-Sattel können wir auch näher bestimmen. Die schreitende Fußbewegung des Hl. Georgs, das erstarrte Moment der lanzenhaltenden Arme, die eckigen Bewegungen, die etwas harte Kontur weichen an unserer Schnitzarbeit von der Zeit und vom Stil der obigen Denkmäler ab. Obwohl die starre Einstellung zum Teil auch aus der Schnitztechnik folgt, entspricht die Darstellungsweise der ganzen Gestalt des von einem Salzburger Meister stammenden Tafelbildes der Kreuzigungsszene der des auf Christus hinaufzeigenden römischen Hauptmanns (z. Z. in Nürnberg, Germanisches Nationalmuseums Inv.-Nr. 107) 2 2 ( Abb. 5). Aus der engen Verbindung der Darstellungsweise der beiden ähnlich eingestellten Gestalten können wir dieselbe Entstehungszeit voraussetzen: so dürfte also auch der Hl. Georg unseres Sattels in den Jahren 1430 entstanden worden sein. Auf dem Vordersteg unseres Sattels, vor dem sein Feld in zwei Teile teilenden, mit gedrehten Pflanzen umlaufenden Stabglied ist an beiden Seiten unterein1 9 Pinder, W., Die deutsche Plastik vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance. I. (Wildpark-Potsdam 1924) 177., Abb. 152. 2 0 Drobná, Z., Die gotische Zeichnung in Böhmen. (Praha 1956) Abb. 126. Böhmisches Altes Testament, Randverzierung Ritter mit Drachen 63x50 mm Prag, Universitätsbibliothek: Die Zeichnungen des im Text unvollendeten, in tschechischer Sprache geschriebenen Alten Testaments setzt Verfasserin auf zweite Viertel des 15. Jhs. 2 1 Bálint, A., Dolg. 12(1936) 231-234., Abb. 5-6.; Fingeriin, I., Gürtel des hohen und späten Mittelalters. (München 1971) 461. 2 2 Kataloge des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg. 1936. Gemälde des XIIIXVI. Jahrhunderts. Abb. 297.