Folia archeologica 28.

József Korek: Die Ausgrabungstätigkeit des Ungarischen Nationalmuseums im Jahre 1975

212 J. KOREK Fundstätte ist deshalb von Belang, weil es einen Übergang von der Tiszapolgár­Kultur in die Bodrogkeresztúr-Kultur bildet. Die Ausgrabung lieferte neben den Bestattungen auch für die Siedlungsverhältnisse der Kultur neuere Daten. Die Erforschung der kupferzeitlichen Siedlungen hat wegen den lücken­haften Charakter kein allzu großes Interesse bei den Forschern unserer Museen erregt. Besonders mangelhaft war das Material der Bodrogkeresztúr-Kultur, aus deren Spätphase uns nur die Funde der von J. Banner geführten kleineren Sied­lungserschließung von Hódmezővásárhely-Hunyadi-halom zur Verfügung stan­den. Im letzten Jahrzehnt wurden außer den bereits erwähnten Fundstellen von Tiszavalk mehrere Fundorte dieser Periode erschlossen. Vielversprechend war die Freilegung des Fundortes von Tis^aluc-Sarkadpus^ta, die von P. Patay im Jahre 1974 begonnen wurde. 1975 gelang es ihm eine kleinere Wohnhütte mit Pfahlgerüst zu erschließen. In diesem Gebiet kamen mehrere muldenförmige Gruben zum Vorschein mit sehr reichen Keramik- und Tierknochenfunden. Durch diese Funde kann im Gebiet des nördlichen Alföld die Chronologie der Gruppe von Hunyadi-halom w reiter verfeinert werden. Mit dem Jahr 1975 schloß sich der mittelfristige Forschungsplanzyklus, der vier Hauptaufgaben in den römerzeitlichen Forschungen sich zum Ziele gesetzt hat. Von diesen ist die Städteforschung noch mehr durch die Tatsache begründet, daß die Ausbildung der neuen Städtezentren an sehr vielen Stellen römische Siedlungen gefährdet. Das Wohnungsbauprogramm ermöglicht zur Zeit die wegen der Bebautheit bisher unerreichbaren Gebiete archäologisch zu erschlie­ßen. Zu diesen Orten gehört Pécs, wo sich die dem Bau des historischen Stadtteds vorausgehende, planmäßige Erschließungs- und Fundrettungstätigkeit das rö­mische Stadtbild der einstigen Stadt Sopianae skizzieren läßt. Von den Bestattun­gen in der Domgegend können heute schon an mehreren frühchristlichen Denk­mälern, die mit ihrer einzig dastehenden Ausführungsweise schon bisher die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben, Hunderttausende von Besuchern ihr Wohlgefallen finden. Der hervorragende Fund des Jahres 1975 ist vor dem Dom von Pécs, im sog. Gebiet „Wasserfall" durch die von F. Fülep und seiner Mitarbei­terin A. Sz. Burger begonnenen Ausgrabungen zum Vorschein gekommen. Im Laufe der Arbeit wurde die Erschließung eines großen frühchristlichen Mauso­leums in Gang gesetzt und als erstes Ergebnis eine gewölbte Grabkammer freige­legt. Die übrigens gut erhaltene Mauer der Grabkammer ist von Wandgemälden bedeckt, die zu den qualitätsreichsten ähnlichen Darstellungen Mitteleuropas gehören. Die in die Grabkammer führenden Treppen, die in die Ostmauer einge­baute Nische bzw. der in der westlichen Hälfte stehende, bemalte Pfeiler machen das Innere der 3 m hohen Grabkammer noch anschaulicher. In der Grabkammer standen 3 Sarkophage: 2 aus Kalkstein, 1 aus weißem Marmor. Dieser letztere wurde verstümmelt, jedoch sprechen die Darstellungsreste für einen ausgezeich­neten Meister. Das andere hervorgehobene Thema in der Planperiode war die Limesfor­schung. Die Intensivierung dieser wurde vor allem dadurch ermöglicht, daß im Zusammenhang mit den geplanten Wasserstufen der Donau vorausgehende Geländearbeiten durchgeführt wurden. Durch die in Einzelheiten eingehende Arbeit im Abschnitt zwischen Esztergom und Szentendre konnten 7 Lager, 44 Kleinfestungen und Brückenköpfe, und so aller Wahrscheinlichkeit nach sämt-

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