Folia archeologica 26.
Tibor Kovács: Der Bronzefund von Mende
MENDE 39 konnte. Die völlig gleiche ,,Wanddicke" der Nadelköpfe weist hingegen auf einen erprobten, mit Vollkommenheit durchgeführten technologischen Prozeß. Insofern entgegen der von uns vermuteten Unsicherheitsfaktoren die späteren technischen Untersuchungen der betreffenden Nadeln den Gebrauch des Überfanggußverfahrens beweisen würden, so müßte man die betreffenden Stücke, als die mit dieser Technik hergestellten ältesten Exemplare im Karpatenbecken bezeichnen. 5 5 Die archäologische Wertung der mit der erörterten Technik gefertigten Nadeln wird leider auch dadurch erschwert, daß die zu diesem Typ reihbaren Stücke veröffentlichenden Autoren nicht darauf verweisen, ob die von ihnen mitgeteilten Gegenstände einen hohlen oder massiven Kopf haben. So können wir aufgrund der uns zur Verfügung stehenden Angaben momentan nur das im folgenden Gesagte festlegen. Die aller nächsten Analogien der Nadeln von Mende finden wir im Gebiet der Vatyaer Kultur. Von diesen müssen an erster Stelle die auf der Siedlung Pákozd— Várhegy gefundenen Exemplare mit ebenfalls hohlem Kopf erwähnt werden (Abb. 6—7). s, i Die Musterelemente ihrer Verzierung (konzentrische Kreise, geschweifte, mit Punktreihe umfaßte Linienbündel, Punkte) sind den Stücken von Mende gleich. In ähnlicher Weise sind die aus dem Gräberfeld von Adony —Szentmihálypuszta stammenden zwei Nadeln, die deshalb besonders wichtig sind, da sie die ersten solcher, von authentischem Fundort stammenden Stücke in Ungarn bilden, deren Kopf von dem sog. Laufspiralmotiv verziert ist, inwendig hohl. (Abb. 8:3 — 4). 5 1 — Übrigens bekräftigen die beiden Nadeln von Adony nur jene unsere Annahme, daß das im Mainzer Römisch-Germanischen Zentralmuseum aufbewahrte Stück von einem unbekannten ungarischen Fundort, tatsächlich aus Ungarn stammt, ja wir sind sogar der Meinung, daß es gleichfalls in irgendeiner Metallwerkstätte der Vatyaer Kultur gefertigt worden sein konnte. 5 8 — Die sichelförmige Nadel des unbekannten, wahrscheinlich aus Transdanubien stammenden Hortfundes von Koszider-Typ ist innen ebenfalls hohl (Abb. 8:5), doch kann sie auch aufgrund der Form und Verzierung an die vorangehenden geknüpft werden. 5 9 Die erörterten sieben Stücke vertreten die charakteristischsten und wahrscheinlich jüngsten Exemplare der Nadeln mit hohlem und diskosförmigem Kopf. Die drei Nadelpaare (Mende, Pákozd, Adony) datieren wir über ihre formell-strukturelle Gleichheit hinaus aufgrund der folgenden Argumente auf die 5 5 L. Lehoczky, der Restaurator des Römisch-Germanischen Zentralmuseums zu Mainz lenkte meine Aufmerksamkeit darauf, daß die spezielle Untersuchung einiger Bronzegegenstände des Mediterranäums bewiesen haben, daß man die endgültige Form des Gegenstandes nach dem „Zusammenguß" mehrerer, schon vorher vorgefertigter Teile ausgestaltet hat. Hingegen kann man die Spur des nachträglichen Gusses auf der Oberfläche mit freiem Auge nicht wahrnehmen, die Linie der Zusammenfügung konnten nur durch Röntgenaufnahme nachgewiesen werden. In Kenntnis dessen könnte man auch an die Möglichkeit eines solchen Verfahrens denken. 5 6 Marosi, A., Arch. Ért. 44(1930) 64—66., Abb. 64. — Die Fotoaufnahmen wurden vor der Entfernung der den Innenteil des Kopfes ausfüllenden lehmigen Erde gefertigt. 5 7 MNM Inv.-Nr.: 13/1908. 1—2. — Die Länge der fragmentierten Nadeln ist 3,4 und 2,8 cm, ihr Kopfdurchmesser 1,9 und 2 cm. и Hundt, H.-/., Verzierte Dolche der Otomani-Kultur. JbRGZM 17(1970) 53—54., Abb. 5:3. 5 9 Hampel, /., Arch. Ért. 18(1898) 84.; Bóna, I., Acta Arch.Hung. 9(1958) 216., Abb. 4:11.