Folia archeologica 26.

Tibor Kovács: Der Bronzefund von Mende

MENDE 29 ihrer Mehrheit die Löcher der Nieten, welche zur Verhinderung des Herausschlüp­fens vom Schaft gedient haben, eine auf die Fläche des Blattes senkrechte Befe­stigung ermöglichen. Dies kann im Falle so vieler Stücke keinesfalls ein Zufall sein und so läßt sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit feststellen, daß die fron­tale Lage der Schaftlöcher eine der allgemeinsten Charakteristika der frühesten Tüllenlanzenspitzen Ungarns ist. Bei der Bestimmung von Streufunden und Einzelstücken kann dies einen beachtenswerten Gesichtspunkt bilden. 2" Trotz dessen, daß die Forschung außer den als „Leitfunde" betrachteten Waffen (z. B. Schwerter, Streitäxte) den Lanzenspitzen verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit gewidmet hat, können letzten Endes die technischen und for­malen Änderungen mit Hilfe ihrer ausführlicheren Analyse ebenso verfolgt wer­den, wie auf den sonstigen Zugehören der Bewaffnung der bronzezeitlichen Völ­ker. So ist z. B. nicht zu bezweifeln, daß die mit Bronzespitze kombinierte Lan­zenspitze von Gyulavarsánd eine jener ersten Versuche darstellt, mit denen die örtliche Bevölkerung die wahrscheinlich durch die Völker balkanischen Ursprun­ges hierhergelangten bzw. importierten ersten, aus Bronze gefertigten Tüllenlan­zen aus Knochen geschnitzt nachgeahmt hat. Insofern die Beobachtung von M. Roska stichhaltig ist, kann die Anwendung der Bronzespitzeaufdemangeführten Stück diese ansonsten auch in sich plausible Annahme nur unterstützen. Unserer Meinung nach kann nur teilweise mit einem Zufall erklärt werden, daß — mit Ausnahme des erwähnten Stückes — bisher ähnliche Knochenlanzen nicht an die Oberfläche gekommen sind, da ja gerade das Gußmodell von Pécska das frühe Einsetzen der örtlichen Herstellung dieser Bronzewaffe beweist. Es ist hier die Bemerkung angebracht, daß nicht nur Gyulavarsánd und Pécska, sondern auch Wietenberg bzw. Hernádkak in der östlichen Hälfte des Karpatenbeckens liegen und dies läßt schon in sich selbst vermuten, daß die örtliche Herstellung des erörterten Typs sich wahrscheinlich auch auf dieses Gebiet beschränkt. Zugleich 2 6 Außer den bereits erwähnten, finden wir auf einer von der Siedlung von Füzesabony stammenden Lanze frontal angebrachte Löcher: Tompa, F., 25 Jahre Urgeschichtsforschung in Ungarn 1912—1936. BRGK 24—25 (1934—35) Taf. XLI. 8. — Wahrscheinlich deutet die un­terste chronologische Grenze der Herstellung der Lanzen mit ähnlicher Schaftbefestigung in Ungarn die auf das 15. Jahrhundert v. u. Z. datierbare Lanzenspitze des Schatzes von Pauli? an (Mo^solics, A., Bronzefunde . . . Taf. XVIII. 2.), sowie im Zentrum Mitteleuropas die ähnlich konstruierten Stücke der jüngeren Phase der Aunjetitzer Kultur [vgl. Hájek, L., Kleine Beiträge zur Kenntnis der Aunjetitzer Kultur. PA 44(1953) 214., Abb. 3:9., Abb. 4:2.]. — Zu bemerken ist: im nördlichen und westlichen Teil Europas haben sich derart konstruierte, also mit frontal angebrachten Löchern gefertigte Lanzenspitzen praktisch genommen nicht verbreitet: vgl. Hachmann, R., Die frühe Bronzezeit im westlichen Ostseegebiet und ihre mittel- und südost­europäischen Beziehungen. (Hamburg 1957) 35, 41., Taf. XVI. 1—3, 11, 17- 19., Taf. XXVI. 1- 14. usw.; Lomborg, E., Donauländische Kulturbeziehungen und die relative Chronologie der frühen nordischen Bronzezeit. ActaA 30(1959) 91., Abb. 19:4., 104—106., Abb. 30.; Jacob-Frie­sen, G., Bronzezeitliche Lanzenspitzen Norddeutschlands und Skandinavien. (Hildesheim 1967) 165ff. — Von den wenigen Ausnahmen abgesehen ist besonders ein aus Rolsted (Dänemark) stammendes Stück interessant, dessen Tülle von je zwei Löchern, die zur Befestigung des Schaftes dienten, in zwei aufeinander senkrechten Ebenen durchbrochen sind. Den Fund reiht G. C. Becher zu den nördlichen frühbronzezeitlichen Lanzen von Bagterp-Typ, die er für örtliche Erzeugnisse hält. Ohne die Möglichkeit der Konvergenz ausschließen zu wollen, möchten wir darauf hinweisen, daß von den nordeuropäischen Stücken die Lanzen von Rolsted zu denen gehören, die sowohl ihre Form, wie auch ihre Struktur betrachtet den frühzeitigen Stücken des Karpatenbeckens sehr nahe stehen. [Frühbronzezcitliche Lanzenspitzen von Fünen, Däne­mark. ActaA 38(1967) 215—217., Abb. 2.]

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