Folia archeologica 26.
Die Ausgrabungen des ungarischen Nationalmuseums im Jahre - József Korek: Die Hauptergebnisse der Erschließungen
AUSGRABUNGSBERICHT 167 bung nötig gemacht hat, war zweifach: es sollte erstens die Ausdehnung der spätrömischen Festung geklärt werden. Die 3 Jahre in Anspruch nehmenden Forschungen von E. Tóth haben über die Ausdehnung der Festungsmauer und die Bestimmung der Festung hinaus unsere auf das Alter bezüglichen Kenntnisse in bedeutendem Maße erweitert. Die Ausgrabungsarbeit wurde 1971 mit der Suche nach den nördlichen, südlichen und westlichen Seitenmauern des Festungsvierekkes in Gang gesetzt. 1972 wurde das System der Seitentürme und das südliche Tor, 1973 der nördliche Torbau erschlossen. Die Fundamentierungsbreite der Festungsmauer beträgt aufgrund eines erhalten gebliebenen Mauerabschnittes 280 cm. An der 254 m langen westlichen Seite befinden sich sechs runde, aus der Mauerlinie hervorspringende Seitentürme. Die Dicke der Turmmauer beträgt 2 m, der äußere Durchmesser 14 m. Das Turmsystem der östlichen Seite stimmt voraussetzbar mit dem der westlichen überein. Außer dem runden, mit Außenturm versehenen Torbau der nördlichen Seite standen, wie auch auf der südlichen Seite noch fünf Türme. Das Gebäude mit dem runden Turm zeigt die zweite Periode der Festung an. Die frühere Periode deuten die von fächerförmigen Ecktürmen und eckigen Seitentürmen ausgebildeten Formen an. Aufgrund der Ausgrabung sowie der in der Umgebung durchgeführten Geländebegehungen und Funde stellte sich heraus, daß die frühe römische Siedlung — wahrscheinlich Tricciana — unter dem später erbauten Gebäude der Festung gelegen hat. Das Fundmaterial in Betracht gezogen kann der Beginn der Siedlung auf die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts gesetzt werden. Die Festung wurde in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts erbaut und später umgebaut. Nördlich von der Festung entlang der von der Festung ausgehenden Weges lag auch eine größere Siedlung aus dem 4. Jahrhundert. Das Gräberfeld der Bevölkerung der Festung hat E. Tóth auf dem benachbarten Tömlöchegy gefunden. Zur vierten Themengruppe gehört die römische Villenforschung, im Rahmen deren 1973 keine selbständige Forschungstätigkeit zu verzeichnen war, doch schloß sich die Arbeit von É. V. Kocztur im Gelände des Freilandsmuseums zu Szentendre an die römerzeitliche Villenforschung mit wichtigen Ergebnissen an: die in einer 90x90 m großen Fläche gefundenen, in mehreren Perioden erbauten Mauern eines Gebäudes sind sehr gut erhalten geblieben und haben eine zusammenhängende Bemalung. In der Erforschung der Völkerwanderungszeit wünscht das wissenschaftliche Programm mit der Praxis der früheren Jahrzehnte zu brechen und stellt statt den kompletten Gräberfelderschließungen die Freilegung der Siedlungen in den Vordergrund. Die auf Vollständigkeit strebende Erschließung der germanischen Gräberfelder des 4.—6. Jahrhunderts bleibt jedoch auch weiterhin eine primäre Aufgabe, in deren Zeichen K. Mesterházy die Freilegung von BiharkeresztesÁrtánd-Nagyfarkasdomb fortgesetzt hat. Der Großteil der bisher erschlossenen 209 Gräber, mit ihrem für die Gepiden charakteristischen Fundmaterial, können an die Germanen geknüpft werden. Von hervorragender Wichtigkeit war im Jahre 1973 die Erschließung eines Grabes mit Schmiedewerkzeugen. In der Forschung der Awarenzeit bilden unter den Gräberfelderschließungen die frühen Zeiten auch weiterhin den Schwerpunkt bzw. die Erschließung der infolge der Erdarbeiten gefährdeten Gräberfelder wird im ganzen Land weiter fortgesetzt. Zu diesem Themenkreis gehört das Gräberfeld von Solymár-Dinnyehegy, das Gy. Török freigelegt hat. Mit den im Jahre 1973 erschlossenen 28