Folia archeologica 25.
József Korek: Archäologische Forschungsberichte aus dem Bereich der zweiten Theiß-Staustufe
250 J. KOREK stellen vollständig freizulegen, da dies innerhalb ein und derselben Landschaftseinheit keine generalisierbaren und anwendbaren neuen Angaben liefern kann. Auch das Neolithikum der Mittleren Theißgegend war unerforscht, da ja PoroszlóRábolypuszta mit einigen, zur Theißkultur gehörenden Gefäßbruchstücken der einzige Fundort ist, der in der Fachliteratur vorkommt. 3 In diesem Theißabschnitt konnten — aufgrund der südlich und nördlich davon bekannten Fundorte — die Siedlungen der Linearbandkeramik und der Völker der Theiß-Kultur, die schon im Laufe der Geländebegehungen und der Sondierungen zum Vorschein gekommen sind, erwartet werden. Im Gebiete dürfte am frühesten das Volk der Kultur der Linearbandkeramik sich angesiedelt haben. In der einheimischen und benachbarten slowakischen Fachliteratur fielen über die chronologischen Fragen und die Abstammung dieser Periode ziemlich viele Worte. Die archäologischen Arbeiten beim Bau der Staustufe II der Theiß tragen mit Teilangaben zur Klärung des Problems bei. Kleinere Freilegungen wurden an mehreren Siedlungsstellen durchgeführt (Kisköre-Damm, Tiszakeszi-Theißufer, Aroktő-Pejpuszta, Ároktő-Temetőhát, Tiszavalk-Gemarkung von Négyes, Abádszalók-Wiese), deren Ergebnisse vor allem zur Siedlungsgeschichte der Kultur der Linearbandkeramik neue Angaben lieferten. Die charakteristische Form der nicht allzu großen Siedlungen ist die Wohngrube, zuweilen mit ovalem Grundriß, 4 die eine Grundfläche von etwa 20—25 m- aufweist und stets mit Herd versehen ist. Wegen Ermangelung der Pfahllöcher können wir nur schwer voraussetzen, daß die Räumlichkeit zur Behausung gedient hat und dennoch scheinen sie eine für die Linearbandkeramik des Alföld charakteristische Hausform zu sein. Das Material der Fundstätten zeigt Abweichungen. Das im Abschnitt von Szolnok und im Komitat Heves zum Vorschein gekommene Material der Theißgegend ist frei von der Vermischung mit anderen Kulturen und es dominieren darin die groben, dickwandigen Gefäßfragmente mit geritzter Oberfläche. Es gibt unter ihnen viele Fingertupfverzierungen, die Stricheintiefungen sind mittelmäßig und oft von geschlossener Anordnung. Die Zusammensetzung des Materials zeigt einen Übergang von der älteren Linearbandkeramik zur jüngeren Phase. Im Abschnitt von Borsod kam eine für das Gebiet charakteristische Linearbandkeramik von Typ Alföld stellenweise schon mit den vereinzelten charakteristischen Gefäßfragmenten der Bükker Kultur zum Vorschein. Im Material kann die vermittelnde Rolle der Gruppe von Szakáihát nachgewiesen werden, die mit dem dreieckigen Kopf des zyklopischen Typs von Tiszavalk unsere neolithische Idolplastik mit einem neueren schönen Stück bereichert hat. 5 Aufgrund des Materials der drei, zur Linearbandkeramik gehörenden Fundstellen in der Umgebung von Tiszavalk hat P. Patay 6 vor allem mit Hilfe der horizontalen Stratigraphie den zwischen ihnen bestehenden chronologischen Unterschied festgestellt. Das Material der auf dem Fundort Négyesi-Gemarkung freigelegten Grube hält er aufgrund seiner archaischen Zügen (Barbotine, Fingereindrücke, Körös-Eigenschaften) für das früheste, wo die auftretende schwarze Bemalung mit dem auf der Siedlung von Bodrogkeresztúr gefundenen Material übereinstimmt. 7 Das Material ist mit dem der Siedlung von Kisköre und Abádszalók gleichaltrig. Auf die Frage, ob diese die ersten Ansiedler dieser Gegend waren, erhielten wir noch keine Antwort. Zur Ausgestaltung einer begründeteren Meinung sind noch weitere Forschungen nötig. In die jüngere Phase der Linearbandkeramik reiht P. Patay den Fundort von Tetes, wo noch die archaischen Zeichen erscheinen, jedoch auch schon das Material der Bükker Kultur auftritt. Diese chronologische Feststellung ist richtig, denn sie wurde von der vertikalen Stratigraphie der vom Verfasser im Bereich vor der Höhle von Aggtelek durchgeführten Erschließung bewiesen. 8 Patay hält den Fundort von Poroszló-Ráboly zum Teil aufgrund des auf die Bükker Kultur erinnernden Lochreihengefäßtyps für den jüngsten. In den zum Vorschein gekommenen, gewebemusterähnlich verzierten Gefäßfragmenten erblickt er die Überlieferung 3 Tompa, F., Die Bandkeramik in Ungarn. AH 5—6. (Bp. 1929) 44., Taf. LXI. 4 Csalog, 7 .S., Régészeti munkálatok az abádszalóki Berében (Archäologische Arbeiten in Abádszalók-Bere). Múzeumi levelek 7—8. (Szolnok 1965) 20, 22. 5 Idole. Prähistorische Keramiken aus Ungarn. Ausstellungskat. Veröff. a. d. Naturhist. Mus. N.F.7. (Wien 1972) Kat. Nr. 47. Taf. X, 4. 6 Patay, P., Acta AntArch 14(1971) 7—15. 7 Tompa, F., a.a.O. Taf. L. 1—6. 8 Korek, /., Arch. Ért. 97(1970) 3—21.