Folia archeologica 25.

József Korek: Archäologische Forschungsberichte aus dem Bereich der zweiten Theiß-Staustufe

ARCHÄOLOGISCHE FORSCHUNGSBERICHTE AUS DEiVI BEREICH DER ZWEITEN THEIß-STAUSTUFE JÓZSEF KOREK Eine der hervorragendsten Anlagen im Programm zur Entwicklung unserer Volks­wirtschaft ist die Errichtung der Staustufe II an der Theiß. Das seiner Bestimmung überge­bene Objekt stellt neben dem Wasserkraftwerk von Tiszalök eine weitere Energiebasis dar, die mit ihrem der Größe eines Drittels des Balaton gleichkommenden Staubecken und mit dem in zwei Etappen erfolgenden Bau des durch die Landschaften Jászság (Jazygien) und Nagy­kunság (Großkumanien) führenden Hauptkanals neue Wege für die Bewässerung der dürren Gebiete jenseits der Theiß eröffnet. Im Rahmen dieses großangelegten Volkswirtschaftsplans fiel dem Ungarischen National­museum die Aufgabe zu, die archäologischen Forschungen zu beginnen und in dem unter Wasser zu setzenden Gebiete die gefährdeten, bereits bekannten oder noch auftauchenden Denkmäler zu retten und in Sicherheit zu bringen. 1 Die Theißgegend erhielt mit den im vorigen Jahrhundert durchgeführten Stromrege­lungen ein neues Antlitz. Während des Baues des mehr als 1000 km langen Schutzdammes,der mehreren Hunderten von Durchstichen der neuen Flußbette und Kanäle wurden mehrere Millionen Kubikmeter Erde in Bewegung gebracht. Zu dieser Zeit sind wegen der Gleich­gültigkeit und Unwissenheit zahlreiche Funde zugrunde gegangen, oder in die Dammkrone eingebaut worden und nur Einzelstücke in die Vitrinen der Museen, oder in den Besitz von Privatleuten gelangt. 100 Jahre nach der Regelung ist es uns erst zur Kenntnis gekommen, daß z. B. bei Nagykőre ein kupferzeitliches Gräberfeld, bei Kisköre die Gefäßfragmente und Ske­lette einer Siedlung und eines Gräberfeldes aus dem Neolithikum, in Dinnyéshát die Reste eines mittelalterlichen Dorfes in den Damm eingebaut wurden, oder infolge des seitdem erfolgten Uferabbruches im Wellengrab der Theiß versunken sind. Diese unerhörten Verwüstungen und unersetzbaren Verluste wollten wir im Laufe der Errichtung der Staustufe II der Theiß vermeiden. Das Ungarische Nationalmuseum hatte beim Bau der Staustufe I bei Tiszalök schon entsprechende Erfahrungen gesammelt. In dem zum Stauwerk führenden Gebiet, über dem das neue Flußbett liegt, befand sich ein von archäologi­schem Gesichtspunkt außerordentlich reiches Gelände. Dort stand einst das mittelalterliche Dorf Rázom, bei dem sich die landnehmenden Ungarn bestatten ließen, wo sich Gräberfelder und Siedlungen der Sarmaten befanden und schon zur Bronzezeit dicht bewohnte Siedlungen waren. Durch seine mit der Bautätigkeit parallel durchgeführte Arbeit hat I. Méri zum ersten Male in Tiszalök einen größeren zusammenhängenden Teil einer Fronbauernsiedlung aus dem 11.—12. Jahrhundert erschlossen. 2 Diese sind die ersten authentisch freigelegten, in die Erde gebauten Bauernwohnungen aus der Árpádenzeit. Neben den hervorragenden wissenschaft­lichen Forschungsergebnissen aus dem Bereich des mittelalterlichen Siedlungswesens waren 1 Korek, ]., A tiszai II. vízlépcső régészeti feladatai (Die archäologischen Aufgaben der Staustufe II der Theiß). Múzeumi levelek 7—8. (Szolnok 1965) 1—4. 2 Méri, I., Arch. Ért. 79 (1952) 52—55.; 81(1954) 138—152.

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