Folia archeologica 25.

Éva B. Bonis: Ritzzeichnungen auf frühkaiserzeitlichen Gefäßfragmenten aus Tokod

RITZZEICHNl.'NGEN AI S TOKOD 97 Pannoniens im Geschmack der spâtlatènezeitlichen Periode wurzelt. 4 3 Die aus grauem Material hergestellten, mit Inschrift versehenen Urnen von Este zeigen stark gallische Züge, die kammstrichverzierten Urnen 1 4 hingegen sind unmittel­bare Vorläufer ähnlicher Gefäße der Gräberfelder von Emona. Der am rechten Rand der Scherbe stehende Buchstabe der 1961 in Tokod zum Vorschein gekommenen fragmentierten eingeritzten Inschrift (Abb. 4) ist der retrograde M-Buchstabe des norditalischen, lepontischen Alphabets. 4 5 In der fragmentierten Inschrift kommt auch der griechische P- und der lateinische T­Buchstabe vor. Das Wortfragment ist nach der Lesung J. Harmattas retrograd . . . MATTRAL. Im benachbarten Noricum erscheint zeitweise der Gebrauch des norditali­schen ABC im Alpengebiet von der Früheisenzeit angefangen bis zur Römerzeit. 4e Dort und in Pannonién kann die Wirkung der italischen Dialekte sogar bis zu Beginn des 2. Jahrhunderts u. Z. nachgewiesen werden. 4 7 Es läßt sich nicht mehr entscheiden, ob die an den Einritzungen der Scherbe von Tokod sich wider­spiegelnde norditalische Wirkung durch die aus den norditalischen Gebieten verdrängten Boier noch in der Spâtlatènezeit auf unsere pannonische Gegend ausgestrahlt ist 4 8 oder ob die keltisch-venetischen Elemente von solchen Leuten mitgebracht wurden, die die römische Reichspolitik 4 9 an den nördlichen Lauf der Donau übersiedeln ließ. Aufgrund des oben Gesagten ist die Scherbe von Tokod, die ihrem Type nach zu einem Gefäß aus dem 1. Jahrhundert u. Z. gehört haben dürfte, wahr­scheinlich das Fragment einer Graburne. 5 0 Die bewußte Archaisierung der in 4 3 B. Bonis, É., FA 21(1970) 73—90.; Die typisch spâtlatènezeitlichen, mit roten Streifen bemalten Gefäße aus Norditalien, die „vasi a trottola" tragen gleichfalls Grabinschriften: Bianchetti, Fl., E sepolcreti di Ornavasso. Atti della Soc. Arch, e Belle Arti di Torino. (Torino 1895); Taf. XVIH. 11,12.; Moberg, C. A., Between La Tène II and III. ActaA 23(1952) 15. Fig. 6.; Eejeune, Ai.,Lepontica. Monographies Linguistiques 1. (Paris 1971) 73—74. 4 1 Pellegrini, G. B.—Prosdocimi, A. L., a. a. O. 229. mit Abb. 4 5 Pauli, С., а. а. О. I. 48—57.; Harmatta, J., AnTan 14(1967) 99.; Ders., Acta Arch. Hung. 20(1968) 273. Fig. 5.; Lejeune, M., a. a. O. 14. Fig. 2. • 1( 1 Reinecke, P., Der Negauer Helmfund. BRGK 32(1942) 117—.; Vetter, E., Zu den vene­tischen Inschriften Kärntens. Carinthia 1. 140(1950) 130—.; Egger, R., Die Ausgrabungen auf Magdalensberg 1965—1968. Die Inschriften. Carinthia I. 149(1969) 395—., Abb. 63.; Mossier, G., a. a. O. 4 7 Willvonseder, K., Zur keltischen Besiedlung des Ostalpenraumes. Carinthia I. 143(1953) 601—.; Alföldy, G., Taurisci und Norici. História 15(1966) 234.; Harmatta, ]., AnTan 14(1967) 65—101.; Ders., Acta Arch. Hung. 20(1968) 247—, 271. Fig. 4.; Weber, E., Die römerzeitlichen Inschriften der Steiermark. (Graz 1969) 156. 4 8 Hubert, H., Les celtes et l'expansion celtique jusqu'à l'époque de La Tène. IV. (Paris 1950) A. 325—.; Mócsy , A., Pannónia. PWRE Suppl. IX. (Stuttgart 1962) 528—529.; Szabi, M., Arch. Ért. 91(1964) 107. Anm. 18.; Ders., Acta Arch. Hung. 24(1972) 391. 4 Я Mócsy, A., FA 9(1957) 86—.; Ders., Die Bevölkerung von Pannonién bis zu den Mar­komannenkriegen. (Bp. 1959) 54—, 117—.; Ders., Acta Arch. Hung. 23(1971) 44.; Ders., Pan­nónia provincia története. (Die Geschichte der Provinz Pannonién) (Bp. 1972) 36.; Harmatta, ]., AnTan 14(1967) 100.; Siehe noch diesbezüglich die Verbreitung des norditalischen Namens Titius entlang des nördlichen Laufes der Donau: Untermann, ]., Die venetischen Personenna­men. (Wiesbaden 1961) 66—67. 5 0 Die frühkaiserzeitlichen bemalten Gefäße mit Szenen wurden zumeist aus Gräbern zutage gefördert: B. Vágó, E., а. а. O. 46—. 7 Folia Archaeologica 1974

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