Folia archeologica 24.
Dienes István: Honfoglalás kori veretes tarsoly Budapest-Farkasrétről
216 I. DIENES noch die Schmiedetraditionen des vorangehenden Stammesgebietes in „Atelkuzu", die Besitzer der Gürtel dürften zur ersten Generation der landnehmenden Ungarn gehört haben. Die beschlagverzierten Waffengürtel tragende Schicht waren im Kreise der Reiternomaden nicht die einfachen Krieger, sondern zur vornehmen Schicht gehörende Führer, die die verzierten Gürtel als Würdezeichen getragen haben. Die bedeutendsten Funde des Grabes bilden die Stücke von Beschlagver^ierimgen einer Tasche (Abb. 3-5). Verfasser beweist mit der sorgfältigen Analyse der Musterteile, der Schmiedetechnik Bearbeitung und der Maßproportionen, daß die Beschläge in der Tat auf der vorgeführten Weise an der Ledertasche angebracht waren. Dieses schöne Exemplar der beschlagverzierten Taschen, das der Verfasser auch in einer Rekonstruktionszeichnung, mit Edelsteinen ergänzt vorführt (Abb. 11), hält er für eine Übergangsform zwischen den allgemein verbreiteten Taschen mit Beschlägen (FA 16 1964) und den die Deckplatte vollständig bedeckenden Taschenplatten. Der mittlere, große, viereckige Beschlag dient hier nicht mehr zum Schutze der Schleife des Endriemens, sondern bloß als Verzierung; das Zuschnallen der Tasche mußte hier, mit Anwendung einer unteren Schleife bereits so gelöst werden, wie bei den Taschenplatten. Die plattenverzierte Tasche von Farkasrét läßt vermuten, daß die Deckplatte der Tasche aus einer einzigen Platte durch die Vermehrung und Vergrößerung der Zierbeschläge zustande gekommen ist. Unter den mit Platten verzierten Taschen gibt es ein einziges Beispiel dafür, daß man das Zuschnallen der Tasche mit einem durch die mittlere Schleife durchgezogenen Endriemen gelöst hat: die Taschenplatte von Bana, deren Mitte für diesen Zweck durchschnitten wurde. An einer anderen früheren Platte (Bezdéd) kann beobachtet werden, daß man es rund um seinen Rand an die Deckplatte der Tasche angenietet hat, zugleich aber die meisten, mit einer Rückplatte befestigten Taschenplatten nur mit einem schmalen Lederriemen unten und oben an den Taschenkörper befestigt waren. Die Tasche von Farkasrét beweist auch, daß die Bedeckung der Taschen mit zusammenhängenden Platten um die Landnahmezeit herum eine neue Praxis bedeutete. Die Kunstschmiedemeister haben die Musterelemente der mit Beschlägen verzierten Taschen in der Aufteilung und Verzierung der Oberfläche der Taschenplatten lange Zeit hindurch angewendet. Die Mustertechnik der Taschenplatte von Fehéregyháza zeigt das Verschmelzen von fünf einzelstehenden Beschlägen (Abb. 12). Es sind Taschenplatten bekannt, in deren Bemusterung - dem Stück von Farkasrét ähnlich - Edelsteine gefügt (Ecseg) bzw. diese mit Austreibung der Metallplatte nachgeahmt wurden (Szolnok). Verfasser erwähnt Beispiele dafür, daß - wie davon mohammedanische Quellen über die Altungarn berichteten (Gardízí) - die Verzierung anderer Metallgegenstände mit Edelsteinfassungen oft vorgekommen ist. Die blattförmige Rahmenverzierung der Tasche von Farkasrét spricht ebenfalls für eine Werkstätte, die Beziehungen mit den Schmiedetraditionen aus Atelkuzu aufrecht erhalten hat (vgl. Abb. 8). Schließlich gibt der Verfasser die Anordnung der Beschlaggarnituren an dem Pferdegeschirr an (Abb. 6): die schmäleren Stücke wurden auf dem Backenriemen, die breiteren Beschläge auf dem Brustriemen und auf dem Flinterzeug angebracht. Die großen blattförmigen Klapperanhänger haben eine apotropäische Rolle gespielt. Wahrscheinlich weist darauf auch ihre über eine Zauberkraft verfügende Siebener Zahl hin.