Folia archeologica 23.

Ilona L. Kovrig: Hunnischer Kessel aus der Umgebung von Várpalota

io8 I. L. KovRIG 12:1) einander. Die kleinen Unterschiede sind selbstverständig, da sie jeweils aus anderen Gußformen stammen. Sehr überraschend ist die ganz nahe Verwandt­schaft der Griffe des unlängst zum Vorschein gekommenen Kessels von Sche­statschi (Abb. 11:8a) und des Griffragments vom „Katalaunischen Gefilde - Gegend von Troyes" (Abb. 11 :j). Die kleine, runde Vertiefung ein einem plastischen Ring auf dem ,,Pilzansatz" kommt nur an diesen beiden Kesseln vor. Auch die Maße stimmen im großen und ganzen überein und beide Griffe sind mit vier „Pilzen" versehen. Es kann angenommen werden, daß die beiden Kessel Pro­dukte derselben Werkstätte sind. Die Exemplare von Höckricht, Osoka und Werchni-Konez haben rechteckige Griffe ohne „Pilze". Das Exemplar von Staw­ropol mag nach der Beschreibung 3 1 ähnlich sein. Die Kessel von Osoka und Werchni-Konez haben keinen trichterförmigen Hals und verraten eine andere Auf­fassung des Fransenornaments. Das Verbreitungsgebiet der letztgenannten Kessel ist zwar ein anderes als das der mit pilzförmigen Ansätzen, trotzdem lassen die Formen und die Grundprinzipien der Verzierungen der beiden Gruppen enge Be­ziehungen erkennen. Die Interpretation der Form und der Bedeutung der auf den Kesselgriffen und auf den Rändern angewandten „pilzförmigen" Ansätze ist durchaus nicht einheit­lich. Fett.ch erblickte in den südrussischen Fibeln mit Halbscheibenkopf die Vor­bilder d:r Kesjelgriffe. Die Quelle des Fransenornaments sucht er einerseits in Textilien, andererseits denkt er an die Pendilien der Fibeln (z. B. Pietroasa). Er hält die Maeotis-Gegend und das östlich davon gelegene Steppengebiet für das Zentrum der mit Pseudofibel verzierten Kessel und ist der Meinung, daß diese Kessel von dort nur in solche Gebiete exportiert wurden, wo die Fibeltracht üblich war, und so dieses Ornament einen Sinn hatte. 3 2 László stimmt in der Deutung der Pseudofibeln und der Zellenverzierungen mit Fettich überein, ist jedoch der Mei­nung, daß hier nicht nur Zierelemente verwendet wurden, sondern die Pseudo­fibeln, das Zellenmotiv und das Fransenornament eine Krone symbolisieren, mit der - nach dem Vorbild der antiken bekränzten Totenurnen - die Kessel bekrönt worden wären. Er sieht in der halbscheibenköpfigen Fibel mit rhombischem Fuß von jeder Verzierung unabhängig die Verkörperung der Urgöttin. 3 3 Werner meint, die „pilzförmigen" Ansätze können nicht bloß als dekoratives Element aufgefaßt werden, sondern man muß auch an einen gewissen Ideengehalt denken, geradeso wie im Falle des gleichfalls mit pilzförmigen Ansätzen verzierten Diadems von Werchne-Jablotschno; er schreibt sogar der Anzahl der „Pilze" eine Bedeutung zu. Als Erklärungsmöglichkeit für die Form erwägt er - mit allem Vorbehalt - ob die Kesselgriffe und die vorher erwähnten pilzförmigen Ansätze des Diadems als stilisierte Bäume aufzufassen wären, bei welchen ihre vervielfältigte Anwendung möglicherweise die Aussagekraft des Symbols erhöht. 3 4 Im Zusammenhang mit der Frage können wir noch auf die beiden Riemenhälter voh Zmajevac (Vörös­mart) hinweisen. 3 5 3 1 Uvarova, P. S., Sammlungen d. Kaukas 5. (Tiflis 1902) 184., Nr. 3092. 3 2 Fettich, N., La trouvaille . . . 143-144. - Die Ähnlichkeit der Verzierung der Kesselgriffe und der halbscheibenförmigen Fibelköpfe fielen bereits F. Römer auf: а. а. O. 290. 3 3 László, Gy., a.a.O. 249-251. 34 Werner, ]., a.a.O. 39., 72. 3 5 Vinski, Z., Arheoloski spomenici velike seobe naroda u Srijemu. - Die archäologischen Denkmäler der Großen Völkerwanderungszeit in Syrmien. Situla 2. (Ljubljana 1957) 50-51., Taf. XXIV., Abb. 92-93.

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