Folia archeologica 21.
György Rózsa: Ein unbekanntes Werk von Egidius Sadeler
i 76 GY. RÓZSA eines früheren Werkes schließt die Möglichkeit einer eventuellen Kopistenarbeit aus. Auch die technische Bearbeitung des wichtigsten Teiles der Porträts, der Gesichtszüge ist auf beiden Blätter sehr ähnlich (Abb. 4-5). Das gut gelungene und später immer wieder kopierte Porträt Bethlens ist also ein bisher nicht beachtetes Werk des Egidius Sadeler. 7 Wir müssen noch die Entstehungumstände des Bildnisses eingehender betrachten. Konnte der bis zu seiner Lebensende (1629) in Prag arbeitende Sadeler den siebenbürgischen Fürsten anläßlich einer persönlichen Begegnung abzeichnen oder arbeitete er nach fremder Vorlage? Bethlens Prager Besuch fällt noch in das 16. Jahrhundert und bisher war nichts über seine Beziehungen zur Prager Hofkunst bekannt. Die Jahreszahl 1620 und die Bezeichnung des Dargestellten in der Rundschrift als Princeps Transsylvaniae zeigt, daß das Blatt noch vor der am 25. August 1620 an dem Bistritzer (slov. Banská Bystrica, ung. Besztercebánya) Landtag erfolgten Wahl zum König von Ungarn entstanden mußte. Im Frühling des Jahres waren Beratungen zwischen den aufgestandenen tschechischen Ständen und den Gesandten des Fürsten im Laufe. Bethlen war der Taufpate des Prinzen Ruprecht, des Sohnes des „Winterkönigs" Friedrich von der Pfalz und der Graf Emmerich (Imre) Thurzö, den nicht nur die gleiche politische Denkart, sondern auch eine intime Freundschaft zum Fürsten knüpfte, vertrat ihn anläßlich der am 25. April in Prag gehaltenen Taufe. Hier soll es erwähnt werden, daß der Vater des Grafen, der Palatin Georg (György) Thurzó im Jahre 1607 auch von Sadeler porträtiert wurde. 8 Der junge Thurzó konnte nach allem gesagten eine Porträtzeichnung Bethlens mit sich nach Prag bringen um es vervielfältigen zu lassen. Leider ist es nicht möglich, mit Hilfe der Schriftquellen den Zeichner zu bestimmen. 9 Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Fürst selbst an die Verewigung seiner Züge durch den berühmten Künstler dachte, es ist aber auch die andere Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Bestellung von tschechischer Seite ausging. Und noch ein Umstand ist erwähnenswert. Die Lage der tschechischen Stände schwankte schon damals und nach wenigen Monaten ließ die Niederlage am Weißen Berge am 8. November freie Hand der Repressivmaßregeln der siegreichen Habsburgermacht. Unter solchen Umständen könnten es politische Bedenken den Künstler dazu bewegen, um seine Signatur aus dem Blatte wegzulassen. Das jetzt attribuirte Kupferstich-Bildnis macht einerseits die Ikonographie des siebenbürgischen Fürsten übersichtlicher, bereichert aber zugleich auch das Oeuvre des Egidius Sadeler um ein interessantes Blatt. 1 0 GYÖRGY RÓZSA 7 Das auch im Jahre 1620 entstandene und mit dem Adress von Lukas Kilian versehene Porträt Bethlens muß eine Kopie nach unserem Blatte sein. Außer dem Unterschied, daß hier das Lebensalter des Dargestellten in 40 Jahren angegeben ist, beweist es die schwächere Qualität des Kilianschen Blattes, die auch Elemente des Rahmens von Sadeler übernimmt. Kilians Blatt siehe: Singer, Nr. 7212. 8 Wurxbach, A., Niederländisches Künstler-Lexikon. II. (Wien-Leipzig 1910) Nr. 113. a Die für Bethlen arbeitenden Maler zuletzt zusammengestellt bei : Garas, К., Magyarországi festészet а XVII. században (DieMalerei in Ungarn im 17. Jahrhundert). (Bp. 1953) 96, 99-100, 102, 106-108. 1 0Mit der Kunst Sadelers beschäftigte sich zuletzt: Brande, R., Die Stilentwicklung im graphischen Werke des Egidius Sadeler. Ein niederländischer Kupferstecher am Rudolfinischen Hofe. Dissertation. (Wien 1950) Maschinenschrift.