Folia archeologica 21.
György Rózsa: Ein unbekanntes Werk von Egidius Sadeler
gy. rózsa Alle anderen Blätter lassen sich in zwei Typen einreihen, wo die Differenz nicht in der Grösse des Ausschnitts, sondern anderswo liegt. Der eine Typ gibt Bethlen ohne Hände und Kopfbedeckung, der andere mit Mütze auf dem Kopf und Streitkolben in der rechten Hand. Die in deutschen, französischen, italienischen, englischen und niederländischen Werkstätten entstandenen Porträts sind im Grunde auf zwei Blätter zurückzuführen, die den ersten und zweiten Zustand einer und derselben Platte darstellen. Die originelle Komposition ist ein Brustbild im Oval ohne Hände, in einem aus Fahnen und Waffen ausgestalteten Rahmen. Die Rundschrift gibt das Lebensalter Bethlens in 39 Jahren an und endet mit der Jahreszahl 1620. Auf dem unsignierten Blatte ist der Platz unter dem Bilde für die Schrift frei gelassen worden. Bethlen trägt ungarische Tracht, sein Haar ist nach der türkischen Mode frisiert, das heißt abrasiert, nur in der Mitte des Kopfes lang gelassen (Abb. 2). Die Umarbeitung beim zweiten Zustand betrifft folgende Veränderungen: das Blatt bekam eine Devise mit einem Distichon. Die Komposition wurde mit der Streitkolben haltenden rechten Hand ergänzt. Den Kopf deckt eine Pelzmütze, deren Feder die Rundschrift durchschneidet. Der Ausdruck des Porträts auf dem zweiten Zustand wurde durch die Veränderungen majestätischer, weniger exotisch, als früher. Vielleicht gehen wir nicht zu weit, wenn wir die Umgestaltung mit der Kritik einiger seiner westlichen Partner über seine Türkenfreundschaft in Verbindung bringen und feststellen, daß die Mütze um die türkische Haartracht zu verbergen angewandt wurde 4 (Abb. 3). In Anbetreff der jetzt beschriebenen Komposition, die - wie gesagt - in der Ikonographie Bethlens einen Archetyp bedeutet, herrscht in der Literatur eine Unsicherheit. 3 Wir sollen aber nur die Bildnisse des in Prag arbeitenden, berühmten Antwerpener Kupferstechers Egidius Sadeler durchblättern, um den Meister des Bethlen-Porträts bestimmen zu können. Sadeler signierte das Bildnis des ungarischen Judex Curiae und späteren Palatins Sigismund Forgách im Jahre 1615 e (Abb. 1). Die Vergleichung der Forgách- und Bethlen-Bildnisse zwingt uns zur Folgerung, daß beide Blätter von derselben Hand stammen. Die Einstellung und die Kleidung sind beinahe wortgetreu dieselben, nur die Gesichtszüge unterscheiden sich voneinander. Bei Bethlen ist das Stoff des Mantels mit Blumen gemustert. Der Rahmen des Bethlen-Porträts könnte man am ehesten eine spiegelverkehrte, freie Umarbeitung der Vorlage nennen: man findet dieselbe Gegenstände in veränderten Aufstellung darauf. Diese Methode der Neubenützung 4 Plattengröße : 277X181 mm. Die Aufzählung der vielen Kupferstich und ölkopien manchmal in spiegelverkehrter Einstellung - ist für uns jetzt nicht möglich. Die beste Variante in öl besitzt die Historische Bildergalerie des Ungarischen Nationalmuseums, Inv. Nr. 839. Über die Zweideutigkeit der Beurteilung Bethlens in der zeitgenössischen Flugblattliteratur siehe : Coupe, W. A., The German Illustrated Broadsheet in the 17th Century. I. (Baden-Baden 1966) 74. 5 Zuerst erkannte W. E. Drugulin die Zusammengehörigkeit der zwei Zustände, hat aber die Komposition ein Werk des Hendrik Hondius gehalten (Allgemeiner Porträtkatalog, Nr. 1478). Singer zählt die Blätter unter den Namen Lukas Kilians auf (a.a.O. Nrn. 7209-7211). Im Abbildungsverzeichnis der von Sándor Domanovs^ky redigierten und vor dem zweiten Weltkrieg in ungarischer Sprache erschienenen „Ungarische Kulturgeschichte" wurde die Vermutung ausgesprochen, daß die Komposition von Egidius Sadeler stammt, die Attribution blieb aber unbeweisen [Magyar művelődéstörténet. III. (Bp. о. J.) 636]. Die ungarischen Beziehungen Sadelers behandelt zuletzt Gisela Cenner-Wilhelmb. Sie erwähnt aber das Bethlen-Porträt nicht. FA 6 (1954) 153-156. B De Sadeler. Ausstellung Museum Boymans-van Beuningen. (Rotterdam 1963) Nr. 73.