Folia archeologica 18.

Gizella Cenner-Wilhelmb: Der Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos und Ungarn

242 G. CENNER - WILHELMB Die Grundidee des „Atrium Heroicum" stammt aus dem geistlichen Leit­motiv der Sammlungen im Schloß Ambras. Parallel mit dem Erscheinen des ebenbesprochenen Werkes ging die Arbeit an dem illustrierten Katalog der be­rühmten Rüstkammer. 9 1 Erzherzog Ferdinand erzielte damit die Veröffentli­chung des wertvollen Materials für Alle, die sich dafür interessierten, selbst wenn sie die Möglichkeit der persönlichen Betrachtung nicht besäßen. 9 2 Die Korres­pondenz für wichtige Lebensdaten der Dargestellten und die Betreuung des Textteiles wurde seinem Sektetär, Jakob Schrenk anvertraut, der auch sonst mit großem Eifer bei der Vermehrung der Sammlung mitwirkte. 9 3 Die Bildnisse in ganzer Figur sollten die einzelnen Personen so weit als möglich in jener Rüstung vorstellen, die im Museum zur Schau gestellt war. Auf die Rückseite des Bildes kam die Lebensbeschreibung. Die Vorlagen für Custos stammten meistens von Giovanni Battista Fontana, der im Jahre 1573 in den Dienst des Erzherzogs trat. 9 4 In der Reihe der ungarischen Bildnisse gilt jenes von König Ludwig II. als Ausnahme, da sein Rüstungsstück nach dem im Jahre 1587 erfolgten Tode von Fontana, zwischen 1594/96 in die Sammlung geraten sei. 9 5 Als Vorlagezeichner der „Armamentarium"-Stiche wurde einst auch Hans Maisfelder, Maler von Hall angenommen. 9 6 Der Vertrag von Maisfelder spricht von dem „Ehrenwerck" und aus dieser Benennung entstand das Miß­verständnis. Der einheimische Künstler sollte die Wiederholung des Bildschmuk­kes der Familiengeschichte der Habsburger, eine Handschrift von Johann Jakob Fugger, bewerkstelligen. 9 7 Die jüngstveröffentlichten Ergebnisse Ambraser Forschungen wiesen auf den Einklang der Ausstellungsmethode von pfeilergeschmückten Kästen und des Nischensystems im Kataloge hin. 9 8 Die Anordnung der Illustrationen rich­tete sich nach dem Wunsche des Begründers, um das Bildwerk in größtem Masse nach der originalen, musealen Aufstellung zu gestalten. In den Schau­räumen war auf der unteren Hälfte der Vitrinen ein Ölgemälde zum Verlebendi­gen der Gegenstände angebracht. Dem architektonischen Nischensystem können wir früher auch bei Francesco Terzio in der Familiengalerie der Habsburger für Erzherzog Ferdinand begegnen. In der Sammlung von Ferdinand waren drei ungarische Rüstungen zu finden: das Achselstück König Ludwigs II., der Halbharnisch von Stephan Báthory und die Sturmhaube, der Säbel, der Damastrock und der Wappenrock von Nikolaus Zrínyi. 9 9 Der bei Mohács in jungen Jahren gefallene König Lud­9 1 Schrenk von Nozingen, J., Augustissimorum Imperatorum ... verissimae imagines... et rerura... descriptiones ... a serenissimo principe Ferdinando. .. conquista. . . in celebri Ambrosiana arcis armamentario. . . (Oeniponti 1601) — Literatur: Hollstein, F. W. H., op. cit. 182. Nr. 60. 9 2 Luchner, L., op. cit. 54—55. 9 3 Hirn, J., op. cit. II. 350—353. 9 4 Thieme, U.—Becker, F., op. cit. XII. (Leipzig 1916) 180—181. 9 5 Luchner , L., op. cit. 69. 9 6 Waldner, G., Quellenstudien zur Geschichte der Typographie in Tirol bis zum Beginne des XVII. Jahrhunderts. Zeitschrift des Ferdinandeums 34 (1890) 233. 9 7 Hartig, O., op. cit. 332. 9 8 Luchner, L., op. cit. 108. Abb. 47., 49. 9 9 Ebenda 69., 59., 66.

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