Folia archeologica 18.

Gizella Cenner-Wilhelmb: Der Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos und Ungarn

238 G. CENNER - WILHELMB kurze lateinische Lobgedichte vom Poeten Marcus Henning beigegeben. 64 Unter den Dargestellten befinden sich fünf Personen ungarischen Ursprungs: Nikolaus Pálffy, Sigismund Báthory, Stephan Báthory, König in Polen, Nikolaus Zrínyi, der Held von Szigetvár und Johann Sigismund von Zápolya, Fürst von Siebenbürgen. Bei den Bildnissen von Pálffy und Sigismund Báthory konnte die Ambraser Sammlung dem Künstler nicht als Vorbild dienen, da sich die Tätig­keit Beider in den Türkenkriegen nach dem Tode von Erzherzog Ferdinand entfaltete. Stephan Báthory war in der erzherzoglichen Rüstkammer unter den Königen vertreten und mit der stillen Achtung für den sieghaften Gegner be­dacht. An der polnischen Königswahl im Jahre 1576 nahm zeitweise auch Erzherzog Ferdinand als Kandidat teil. 6 5 Nikolaus Zrínyi, der Held von Sziget­vár behauptet in der Waffensammlung auch einen Platz und seiner kriegerischen Tätigkeit gemäß figuriert er im „Atrium Heroicum". Das Porträt von Johann Sigismund, Herzog zu Oppeln, dem Sohne des früheren ungarischen Königs Johann Zápolya, und dem nachmaligen Fürsten von Siebenbürgen stammt aus dem Jahre 1602. Der Zeitpunkt fällt mit dem Beginn der Regierung des kaiserlichen Feldherrn, Giorgio Basta in Siebenbürgen überein. 6 6 Der Bevollmächtigte von Johann Sigismund, Kaspar Békés unterschrieb im Jahre 1570 in Speyer eine ähnliche Ausgleichsurkunde mit Kaiser Maximilian II., wie Sigismund Báthory vor kurzer Zeit mit Rudolf II. 6 7 Nach Untersuchung der thematischen Leitmotive bei der Auswahl der Dargestellten wenden wir uns der ikonografischen Analyse zu. Am frühesten ist das Bildnis von Nikolaus Pálffy erschienen. Das Blatt ist grösser und reicher wie die anderen Porträte gestaltet. In der Umrahmung hat der Künstler Waffen und Füllhorn nebst dem kleinformatigen Bilde des brennenden, im 1596 erober­ten Párkány (Gockeren, Sturovo, CSSR) angebracht. 6 8 An der oberen Hälfte des Stiches ist ein Gedicht auf den genannten Sieg in lateinischer Sprache zu lesen. All das beweist, daß wir hier die Neufassung eines, anlässlich der Erobe­rung von Esztergom verfertigten Blattes vor uns haben. In der Grafischen Samm­lung der Ungarischen Historischen Bildergalerie ist ein, dem Stiche im „Atrium Heroicum" an Größe, Beschriftung und Komposition gleichendes, in der Anordnung aber umgekehrtes Pálffy-Bildnis ohne Signatur zu finden. 6 9 Das Gesicht des Dargestellten ist jünger als im „Atrium Heroicum", die technische Ausführung ist schwungvoller. Wir nehmen an, daß das letzterwähnte Stück früher zu representativen Zwecken entstanden ist. Wegen der feinen Linien­führung, der Ausführung von Rüstung und Waffen, und der symbolisch-deko­rativen Umrahmung kann das Blatt zu den Werken von Custos gezählt werden. Der Meister wirkte hauptsächlich als reproduzierender Kupferstecher und das 6 4 Henning arbeitete mehrmals mit Custos zusammen, so bei der Bildnisfolge der Tiroler Landesfürsten und der sächsischen Herzöge. — Siehe, Adelung, J. Ch., Gelehrten Lexikon. II. (Leipzig 1878) 1917. 6 5 Szádeczky L., L'élection d'Etienne Báthory au trône de Pologne. Etienne Báthory, roi de Pologne, prince de Transilvanie. i,Cracovie 1935) 82—104. 6 6 Magyarország története. . . 145. 6 7 Ebenda 41. 6 8 Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 3584. — Kupferstich, 20,5x13,9 cm. — Literatur: Drugulin, IV. E., Portrait-Katalog. Nr. 15547. ; Cenner—Wilhelmb G., Bilderbuch. 109. Mit Abb. S 9 Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 3583. — Kupferstich, 21,1x14 cm.

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