Folia archeologica 18.

Gizella Cenner-Wilhelmb: Der Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos und Ungarn

DOMINICUS CUSTOS 233 Truppen nach Ungarn. Das grafische Blatt von Custos will hauptsächlich die Geschehnisse aus den Monaten Juli-August schildern. Der in deutscher und lateinischer Sprache geschriebene Text weist auf 33 verschiedene Zeichen im Bilde hin, worin die Eroberung der Ratzenstadt, Gockeren, des Thomasberges und der Wasserstadt, so wie der Sieg über den Pascha von Ofen (Buda) erwähnt wird. Die lateinischen Inschriften teilen die Todesnachricht des Armeekomman­danten, Graf Mansfeld, mit. Der Sichtpunkt der topographischen Aufnahme ist von den beiden vorher besprochenen Blättern gänzlich verschieden, aus der Richtung der Donauinsel Körtvélyes. Der Stecher konnte in diesem Falle sicher von den schwäbischen Truppen genaue Angaben über den Kriegsschau­platz bekommen. Die Radierung verdient unter den frühen Darstellungen der Stadt besondere Aufmerksamkeit, obwohl sie in der Richtung des Flusses und in den topographischen Beziehungen der einzelnen Stadtteile manche Un­pünktlichkeiten aufweist. Das Blatt wurde 10 Jahre später von einem anderen Augsburger Grafiker, Wilhelm Peter Zimmermann in seiner „Eikonographia" betitelten Kriegschronik als Muster verwendet. 3 1 Das Jahr 1595 bedeutete den Höhepunkt in den Feldzügen gegen die Türken, nach Eroberung von Esztergom und Visegrád (Plindenburg) erntete das Kai­sertum unerwartet eine langgesehnte Frucht: Sigismund Báthory, Fürst von Siebenbürgen brach mit der bisher türkenfreundlichen Politik seines Landes ab und verbündete sich mit Rudolf II. gegen das Osmanenreich. Seine Entschei­dung hatte wichtige Siege zufolge. Er jagte zusammen mit den Woiwoden der Moldau und der Walachei die Türken aus beiden Gebieten und schlug den Grossvezier Sinan in der Schlacht von Gyurgyevo (Giurgiu, Rumänien) an der Donau dermaßen, daß er Macht und Stellung am Hofe von Konstantinopel verlor. 3 2 In diesem Jahre schuf Custos den Kupferstich, der den jungen Fürst in halber Figur und in rechter profilansicht darstellt (Abb. 107). Báthory erscheint gepanzert auf dem Blatte, die Linke ruht auf dem Helm, in der Rechten hält er das Zepter. Die Umrahmung ist aus Wappen zusammengestellt und deutet auf den siegreichen Feldherrn. 3 3 Die Einstellung der Figur zeugt für die Benüt­zung einer Medaille als Vorlage. Unter den Münzen der Regierung von Sigis­mund Báthory ist der Silbertaler aus dem Jahre 1593 in den Gesichtszügen und in der Bekleidung unserem Kupferstich am meisten verwandt. 3 4 Dieser Bildnis­typ wurde auch als Schulterbild in demselben Jahre in Holzschnitt auf ein Flug­blatt verwendet. 3 5 Die Grafiker waren in jedem Falle auf die Verwendung von Münzen als Vorlage angewiesen, als auf der Bühne der Geschichte eine neue Persönlichkeit erschien. Diese ziemlich konservative Stilmerkmale aufweisende Kunstgattung war wegen ihrer Bestimmung im alltäglichen Leben am meisten 3 1 Cenner— Wilhelmb G., Magyarország történetének képeskönyve (Das Bilderbuch der ungarischen Geschichte) 896—1848. (Bp. 1962) 105., 339. 3 2 Magyarország története. (Die Geschichte von Ungarn) 1526—1790. Red. v. H. Balázs É. — Makkai L. (Bp. 1962) 136—137. 3 3 Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 751. — Kupferstich, 19,4X 13,4 cm. 3 4 Resch, A., Siebenbürgische Münzen und Medaillen. (Hermannstadt 1901) Nr. 139. 3 5 Ung. Nat. Bibi. Sz. Sammlung von Flugblättern, Nr. 371. — Sybenbürgische, Craba­tische, Vngarische . . . Handlung .. . (Nürnberg 1595).

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