Folia archeologica 18.

Gizella Cenner-Wilhelmb: Der Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos und Ungarn

230 G. CENNER - WILHELMB Szigetvár. Im Jahre 1556 ging er mit Erfolg vor, im 1566 hatte aber das Unter­nehmen kampflos gescheitert. 2 1 Er betrachtete den Kampf gegen die Türken als wichtige Pflicht des Römischen Reiches. Das bezeugt die Tatsache, daß er beide obenerwähnten Begebenheiten auf seinem Grabmal in Reliefs unter seinen wichtigen Lebensmomenten anbringen ließ. 2 2 In den 90-er Jahren des XVI. Jahrhunderts wollte er noch einmal als Heerführer nach Ungarn zurückkehren, wurde aber von einer jäh auftretenden Krankheit daran gehindert. Sein Sohn, Karl Markgraf von Burgau, bekleidete aber einen wichtigen Posten in der Ar­mee. 2 3 Nach diesen Voraussetzungen ist es selbstverständlich, daß Erzherzog Ferdinand die Ereignisse in Ungarn mit besonderem Interesse verfolgte. Die Gebrüder Fugger, die anderen Mäzenen von Custos, hatten sich, gleich ihrer Heimat, dem Reichskreise Schwaben, mit einer beträchtlichen Summe an den Kriegsspesen beteiligt. Der Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler, der die Aufgabe der finanziellen Verwaltung dieser Hilfsgelder innehatte, war vorher Angestellter der Firma Fugger und in Augsburg ansässig. 2 4 Die Bewohner der Reichsstadt verlangten natürlich genaue und verhältnismäßig rasche Nach­richten vom Kriegsschauplatz. Die ungarischen Beziehungen von Custos fangen auch mit den Darstellungen aus dem Feldzuge an. Sein erstes, einschlägiges Blatt wurde von der erfolglosen Belagerung der Stadt Esztergom (Gran) verfertigt. 2 5 Die Vorlage stammt laut der Signatur von Johannes Ruda, dem ungarischen Herold von Kaiser Rudolf II., dessen Lebens­pfad von Kassa (Kaschau, Kosice, CS SR) nach dem Prager Hofe führte. Die Aufgabe der Herolde bestand aus der Aufzeichnung der neuen Wappenbeleh­nungen, die meisten betätigten sich als Wappenmaler. 2" Die Radierung zeigt das Ereigniß vom Párkányer (Sturovo, CSSR) Donauufer aus gesehen, und trägt die Beschriftung in deutscher, lateinischer und ungarischer Sprache. Die perspektivische Lösung der Anordnung weist viele Fehler auf und als Schlach­tenszene wirkt die Komposition öde und bewegungslos. Die gerade, ein wenig unbeholfene Linienführung unterscheidet sich auch von der schattierten, manie­ristischen Zeichnungsart des Meisters. Die Verarmung seiner künstlerischen Ausdrucksmittel wurde eventuell von der geringeren Qualität der Vorlage ver­ursacht. Ruda schuf als Wappenmaler hauptsächlich Ornamentalkompositionen, und war auf dem Gebiete der Raumdarstellung wenig bewandert. Der Wappen­schild wurde üblich nicht mit vielfigurigen, belebten Kompositionen gefüllt, und so ließ er auf der Belagerungs-szene keinen Soldaten erblicken. Aus dem Leben des in Ungarn gebürtigen Herolds ist uns wenig bekannt, wir könnten auch nach Wortlaut der Signatur „Johannes Ruda inv." seine Gegenwart im Lager 2 1 Hirn, J., op. cit. I. (Innsbruck 1885) 24—32. ; II. 291—293. 2 2 Kittinger, H., Hofburg, Silberne Kapelle und Hofkirche zu Innsbruck. (Innsbruck o. J.) 6. 2 3 Hirn, J., op. cit. II. 301—307. 2 4 Müller, J., Die Verdienste Zacharias Geizkoflers um die Beschaffung der Geldmittel für den Türkenkrieg Kaiser Rudolfs II. MIÖG 21 (1900) 250., 260., 265., 270. 2 5 Ungarische Nationalbibliothek Széchényi (im weiteren : Ung. Nat. Bibi. Sz.) Kupfer­stichsammlung Apponyi Nr. 235. — Radierung, 40,1x47,2 cm. — Literatur: Drugulin, W. F., Historischer Bilderatlas. (Leipzig 1867) Nr. 896. ; Lepold, A., Esztergom régi látképei (Die alten Ansichten von Esztergom). (Bp. 1944) 13—14. Nr. 5. 2 6 Művészet 4 (1905) 346.

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