Folia archeologica 17.
Mihalik Sándor: A herendi gyár alapítója
DER GRÜNDER DER FABRIK VON HEREND Die Jubiläumsfeierlichkeiten anläßlich des 125 jährigen Bestandes der Porzellanfabrik von Herend verleiht einer der Wahrheit entsprechenden Klarlegung der Rolle und Bedeutung des vergessenen und abgetanen Vinzenz Stingl, seiner Wertschätzung durch die Nachwelt, wiederum neue Aktualität. Über Stingls Jugend, sein gelerntes Gewerbe, seine eventuellen Wanderfahrten ist uns nichts bekannt. Es steht lediglich fest, daß er 1818 von der Stadt Pápa eine Bescheinigung erbittet, laut welcher er ein wohlgesitteter Musikus bei der dortigen deutschen Bürgerwehr war. Dazumal arbeitete er bereits als Leiter der dortigen Steinguterzeugung in Tata (Totis). 1824 figurierte er ebendort als einer der Unternehmer der neuen Keramikfabrik. Zu Jahresende war er jedoch seines erfolglosen Wirkens wegen gezwungen zu gehen. Im Herbst 1825 fand er in der Person des Pfarrers von Kislőd auch in finanzieller Hinsicht einen Unterstützer und errichtete den Angaben der Schriften und spärlichen Dokumente nach in Herend (Kom. Veszprém) eine eigene Keramikfabrik („Steinguth Geschirr Fabrik"). Er war jedoch seiner ungünstigen finanziellen Situation sowie Ständingen Geldmangels wegen gezwungen, dauernd Anleihen von Kanonikern, ja sogar vom Bistum in Veszprém aufzunehmen. So müht er sich durch 15 Jahre in Herend ab ; Miseren von Gerichtsvollziehungen und Versteigerungen folgen einander auf dem Fuße. Schliesslich bringt ihn im Herbst 1839 der der Pacht der Pápaer Steingutfabrik verlustig gewordene Moritz Fischer vorerst durch Geldvorschüsse in eine abhängige Stellung, bis er Stingl letzten Endes gänzlich aus dem Fabriksbesitz verdrängt. Mitte 1840 ist in Herend bereits Fischer der Herr. Der vernichtete, durch ausgeklügelte Manöver beiseite geschobene Stingl — der wirkliche Gründer der Herender Fabrik — wird heimatlos und geht wahrscheinlich vorerst nach Pápa, später 1847 na ch Városlőd. Derweil Herend durch Rothschild-Anleihen an der Hand Fischers rasche Erfolge erzielt, sieht sich der seinerzeitige eigentliche Gründer, verwitwet, aus den Kreisen der ungarischen Keramikfabrikation langsam gänzlich verdrängt, gezwungen, sein Leben als Schankwirt zu fristen. Sein Ende verliert sich ins Legendäre ; zur Zeit der 1848-er Freiheitskriege wurde er angeblich ausgeraubt, seinen Weinfässern der Boden ausgeschlagen. Erbittert über sein Mißgeschick, wanderte Stingl fort und wurde später — wie die Kunde meldet — erschlagen. Stingls jetzt lebende Abkommen wissen noch davon, daß er ein vom Schicksal verfolgter Mensch war.