Folia archeologica 17.

Alice Sz. Burger: Bemerkungen und Nachträge zu CIL III 3299

108 A. SZ. BURGER selten Formen der corona civica, die auf frühkaiserzeitlichen Soldatengrabstei­nen ursprünglich die militärische Auszeichnung angedeutet haben. Sie werden später zur Verzierung der Grabdenkmäler der römischen Bürger und Kinder wie auch der eingeborenen Frauen und Kinder in gleiche Weise benutzt und stellen, da sie ihre ursprüngliche Bedeutung eingebüsst haben, in stilisierter Form nun­mehr ausschließlich Verzierungsmotive dar. 1 7 Unter den in grosser Anzahl zum Vorschein gekommenen kranzverzierten Grabsteinen von Aquincum lässt sich eine Gruppe nachweisen, in welche diejenigen kranzverzierten Steindenkmäler gehören, die im Auftrag des collegium fabrum et centonariorum, oder des colle­gium cultorum in eigenen Werkstätten hergestellt worden sind. Auf Grund der von uns durchgeführten eingehenden Untersuchungen kann nachgewiesen wer­den, daß sich in Aquincum die sog. „A" und die nach ihrer Tradition arbei­tende „B" — Werkstätte am stärksten betätigte, und diese waren es, die die Aufträge der erwähnten Kollegien ausgeführt haben. 1 8 Das „Musterbuch" und der Stil der „A" — Werkstatt übte sowohl auf die kleineren Aquincumer Werkstätten als auch auf die eingeborene Steinmetzkunst der Umgebung eine starke Wirkung aus. Die „B" — Werkstatt, die später die Arbeit fortsetzte, fertigte bereits abweichende, schmalere Grabsteine an, die auch in der Grund­einteilung verschieden waren. 1 9 Den leeren Raum zwischen den Bild- und Inschriftenfeldern füllten auf den Produkten dieser Werkstatt an Stelle der früheren Lorbeerrankenverzierung die Buchstaben D M aus, die im Text ver­schiedenartig in Erscheinung traten. Beide, sowohl die „A" — als auch die „B" — Werkstätten, erlebten in der verhältnismässig kurzen, ruhigen Regie­rungszeit Hadrians ihre Blütezeit, als die wirtschaftliche Entwicklung ihren Aufschwung nahm. 2 0 Auf dem kranzverzierten Steindenkmal von Őcsény vermischte sich der Einfluß der „Musterbücher" der „A" — und „B" — Werkstätten. Die Lösung des Tympanons (Eckakroterien, Medusenhaupt) erinnert an die Werkstatt ,,A", während der Kranz im Bildfeld die ursprünglich mit clipeus und taenia darge­stellte symbolische Bedeutung der militärischen Auszeichnung verloren hat, an Stelle dieser wird der Blätterkranz von Rosetten zusammengefasst bzw. abge­schlossen. Die Rosette in der Mitte des Kranzes wie auch die Anordnung der Buchstaben D M zwischen dem Bild- und Inschriftfeld sind für die Werkstatt „B" bezeichnend. Dem Verfertiger des südlich von Aquincum zum Vorschein gekommenen Steindenkmals waren also wohl die „Musterbücher" der grossen Werkstätten von Aquincum bekannt, er benützte jedoch lediglich die für ihn einfacheren Motive, die komplizierten Seitensäulen und Lorbeerranken ließ er weg. Das Fundstück läßt sich in die Gruppe der einheimischen kranzverzierten Steindenk­mäler einfügen, jedoch bereits in Kenntnis des „Musterbuches" der Aquincu­mer Werkstatt „B". Auch auf Grund des oben Gesagten sind wir davon über­zeugt, daß unser Grabstein im zweiten Drittel des 2. Jahrhunderts u. Z. gefer­tigt worden sein dürfte. 1 7 Ebd. 22 f. 1 S Ebd. 9 ff. li l Ebd. i8 ff. Ebd. 22.

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