Folia archeologica 15.

László Vértes: Retoucheure im ungarischen Jungpaläolithikum

RETOUCHEURE IM UNGARISCHEN J U N G P A L Ä О L I T H I К UM К. Valoch widmete in Casopis Мог. Mus. XLVI den Schiefergeröll-Arte­fakten des mährischen Magdaléniens einen Aufsatz. 1 Da in Ungarn jüngst solche jungpaläolithische Artefakte zutage gekommen sind, die mit den von Valoch publizierten in genetischer Verbindung stehen, betrachten wir es als unsere Aufgabe, diese kurz vorzustellen, umso eher, als ein zusammenfassender Über­blick dieser Objekte eventuell bei der Untersuchung allgemeiner Fragen des Jungpaläolithikums von Interesse sein dürfte. Vor allem sollen jene Stücke erwähnt werden, die sich bereits seit langem in der Sammlung des Ungarischen Nationalmuseums befinden, bisher aber noch nicht publiziert worden sind. Ein solches Stück ist ein 206 mm langes, an der breitesten Stelle 24 mm breites, durchschnittlich 16 mm dickes Objekt aus weißem Tonschiefergeröll mit annähernd viereckigem Querschnitt (Taf. I/ia —b; Abb. 1), das aus Pilismarót stammt und aus der dortigen Lößwand als Streufund zutage gekommen war. Mit den Problemen des längst bekannten Gravettienfundortes hat sich zuletzt M. Gábori befaßt, 2 wobei er feststellte, daß sich in Pilismarót eine an die öster­reichischen und slowakischen Fundorte erinnernde Fazies des Gravettiens befindet. Zeitlich setzt er die Steppephase der Würm 3 Vereisung für das hiesige Vorkommen der Kultur an. Das hier vorgestellte Objekt ist ein Retoucheur (Schlagstein), auf dessen dorsaler wie auch ventraler Fläche und beiden Enden während des Retuschierungs­prozesses grübchenförmige Vertiefungen entstanden waren. Die Vertiefungen sind unmißverkenntlich ; die eine erreicht an einem Punkt eine Tiefe von 2 mm. Die Verletzungen, die sich unter der Lupe als quer auf die Längsachse des Retou­cheurs stehende kleine Ritzen erweisen, befinden sich an beiden Enden des Werk­zeuges auf einer Fläche von je 5—6 mm. Der Mittelteil ist intakt, unberitzt bezw. er führt eine andersgeartete, nicht von Menschenhand stammende Struktur. Ebenfalls aus Pilismarót und als Streufund gelangte auch ein 88 mm langes, 24 mm breites und 13 mm dickes, kolbenförmiges Silexkieselbruchstück in unsere Sammlung. Das eine Ende ist schräg abgebrochen ; die Bruchfläche zeigt eine in der Folge der intensiven Retuschierungsarbeit entstandene Struktur; die zwei Seiten des Kiesels mit ovalem Querschnitt bedecken längsverlaufende, parallele, seichte Rillen (Taf. Il/ia —b). Aus Zebegény, aus dem unter dem Namen „Gabula-Keller " (Er^sêbet-Gasse) bekannten Gravettienfundort stammt ein 165 mm langer, max. 24 mm breiter und 14—16 mm dicker Retoucheur aus feinkörnigem Sandsteinkiesel. Die beiden 1 Valoch, K., Benutzte und gravierte Schiefergerölle im Magdalénien Mährens. Cas. Мог. Mus. 46 (1961) 5—17. 2 Gábori M., Der heutige Stand der Paläolithforschung in Ungarn. Arch. Austr. 27 (i960) 57—75.

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