Folia archeologica 15.

Edith B. Thomas: Lar angusti clavi

38 E. В. THOMA S als italische Einfuhr 4, aus Südfrankreich 4, aus Westpannonien 2 angeführt sind. Es ist daher an 14 italischen, 4 südgallischen und 2 westpannonischen Kleinbron­zen oder auf ihren Basen gelungen mit der Statue von Nagydém gleiche oder verwandte Merkmale zu erkennen. Bronzestatuenbasen von solchem Typ kommen auch nach Neugebauer zu­meist aus Pompeji, aus der durch die Vesuveruption des Jahres 79 u. Z. ein­gedeckten Schicht ans Tageslicht. Seiner Meinung nach gehören diese Basen dem augustischen Zeitalter und dem Anfang des ersten Jahrhunderts an. 8 8 — Ch. Simonett datiert eine augustische große (12 cm hohe) dem Nagydémer völlig ähnliche Basis mit der auf ihr stehenden Statue in das frühe 1. Jahrhundert. 89 Die Basis des Lar aus dem Lararium von Avenches ist für sich ein hochwertiger Kunstgegenstand, der mit Silber- und Kupfereinlagen reich verziert ist. Ein nennenswertes Denkmal der augustischen polychromen Toreutik, das dem Charak­ter nach mit den vorhererwähnten Basen verwandt ist. 9 0 Auch die Basis der früher erörterten beiden Lar-Statuen aus Mainz gehört zu diesem Kreis. G. Behrens hält diese für ein Erzeugnis des 1. Jahrhunderts von italischer Herkunft. 9 1 Vielleicht irren wir nicht, wenn wir den Herstellungsort des Nagydémer Lar familiaris und der diesem verwandten Bronzestatuen irgendwo in Süditalien suchen und ihre Erzeigungszeit auf die Jahre des Beginns unserer Zeitrechnung setzen. — An die Erzeugungszeit der Statue können wir genauer herantreten, wenn wir die bereits erwähnte Angabe berücksichtigen, wonach Kaiser Augustus im Jahre 7 u. Z. die Lar-Verehrung reformiert hat. Auf die Reform hin kam die Verehrung der Laren zum Aufschwung und im Geiste dieses Aufschwunges ent­stand unsere Lar familiaris-Statue. von Nagydém, die den Genius des Herrn der Familie zum Ausdruck bringt. Die Statue von Nagydém, für die die reine Linienführung, die verständnis­volle Konzeption der Flächen — mit einem Worte der harmonische Aufbau — und die naturgetreue und dennoch abstrakte Ausdrucksweise der augustischen Kunst charakteristisch ist, halten wir für ein Stück aus dem ersten Jahrzehnte unserer Zeitrechnung, da wir uns auf Grund des analogen Materials hiervon überzeugt haben. Die in Einzelheiten gehende feinzisellierte Ausarbeitung des Haares, des Kranzes, der die Schuhe verzierenden Tierköpfchen sind für die Kunst dieses Zeitalters charakteristisch. Diese Minuziosität wird jedoch nie schnörkelhaft. Durch Zurückdrängen der hellenistischen Traditionen tritt wiederum die klas­sische griechische Formbildung wirksam in der römischen Kunst in den Vor­dergrund und dies macht sich bereits auch auf unserer Statue spürbar. — Unsere Statue ist eigentlich ein grossartiger und ausdrucksvoller Vertreter des sich zur Zeit Augustus' herausgebildeten bzw. aus mehreren Richtungen zusammenge­schmolzenen römischen Stils, den jedoch die lokalen Gegebenheiten ausschlag­gebend beeinflußt haben. Die in der Statue von Nagydém dargestellte Figur finden wir naturgetreu und doch in gewißer Hinsicht immerhin abstrakt. Die Statue sprüht fast den Inhalt, das der schaffende Künstler anstrebte, doch hätte er dies nie schaffen 8 8 Neugebauer , K. A., Bronzen aus Ostia. Genova 14 (1936) S. 97. 8 9 Simonett, Ch., а. а. О. 490. 3 0 Cart, W., a. a. О. 84F. 9 1 Behrens, G., a. a. О. 68f.

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